Hannelore Elsner – Die Spätberufene

26.07.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Hannelore Elsner als Die Kommissarin
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Hannelore Elsner als Die Kommissarin
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Heute feiert Hannelore Elsner ihren 70. Geburtstag. Sie ist zwar schon seit den 1960er Jahren als Schauspielerin aktiv, die großen Rollen kamen aber erst im fortgeschritteneren Alter zu ihr. Ein Grund mehr, ihr zu gratulieren!

Hannelore Elsner ist das gelungen, was nur wenigen Schauspielerinnen glückt: Sie legte in der zweiten Hälfte ihrer Karriere so richtig los und konnte ihre größten Rollen ab einem Alter spielen, in dem der normale Arbeitnehmer schon fast zwangsläufig an die Frühpension denkt.

Die Anfänge
Hannelore Elsner wurde buchstäblich auf der Straße entdeckt: Als 15-jähriges Mädchen ging sie eines Tages mit ihrer Mutter spazieren, da stieg aus einem vorbeifahrenden Auto ein türkischer Regisseur aus und wollte sie vom Fleck weg für seinen neuen Film verpflichten. Zwar wurde der Film nie gedreht, es sprangen jedoch vierwöchige Proben in Istanbul heraus, sowie der anschließende Besuch einer Filmschule. Zuvor hatte Hannelore Elsner keinen Gedanken daran verschwendet, Schauspielerin zu werden. Am Anfang ihrer Karriere standen allerdings eher seichte Rollen, so ihr Filmdebüt an der Seite von Freddy Quinn in Freddy unter fremden Sternen. Spielte sie zunächst auch noch Theater, war es damit nach ihrer Rolle als Starlet in Die endlose Nacht von Autorenfilmer Will Tremper vorbei. Zwar war die Kritik begeistert, trotzdem bekam Hannelore Elsner anschließend oftmals nur Rollen in Standardware; so spielte sie in drei Teilen der Paukerschreck-Reihe Die Lümmel von der ersten Bank mit und trat neben Peter Alexander, Beppo Brem und Georg Thomalla auf.

Die Kommissarin
Eine Art erstes Comeback konnte Hannelore Elsner Anfang der 1990er Jahre in der Fernsehserie Die Kommissarin feiern: Als Lea Sommer ermittelte sie von 1994 bis 2006 in der ARD. Sie war die erste deutsche Kommissarin, die mit Waffe und Kostüm zu sehen war, und die auch mal in Minirock und Lederjacke zur Arbeit erschien. Hart und zart lagen dabei eng beieinander, so liebte Lea Sommer Whiskey und hasste Gewalt. 1995 erhielt sie für ihre Rolle den Vorgänger des Deutschen Fernsehpreises, den Telestar. Mit ihrer Darstellung von Lea Sommer wurde Hannelore Elsner zur Vorreiterin des Typs der selbstbewussten, eleganten Kommissarin.

Die Unberührbare
Nachdem sie sich viele Jahre lang ausschließlich der Fernseharbeit gewidmet hatte, war Hannelore Elsner im Jahre 2000 in der Hauptrolle des Films Die Unberührbare wieder im Kino zu sehen. Wäre sie nicht schon fast 60 Jahre alt gewesen, hätten die Kritiker wohl von ihrem Durchbruch gesprochen. In Die Unberührbare spielt sie die Schriftstellerin Hanna Flanders, eine Filmversion der Mutter des Regisseurs, Oskar Roehler. Flanders ist eine vereinsamte Schriftstellerin, deren Weltbild nach dem Fall der Mauer nicht mehr mit der Realität übereinstimmt. Kritiker nannten Hannelore Elsners Darbietung “atemberaubend präsent”, “feinfühlig und eindringlich” oder “die Rolle ihres Lebens”. Der Deutsche Filmpreis, der Deutsche Kritikerpreis sowie der Bayerische Filmpreis, die sie für ihre Rolle erhielt, waren nur der Anfang einer ganzen Reihe von Ehrungen, die in den folgenden Jahren auf sie herniederregnen sollten. Eine weitere große Darbietung lieferte Hannelore Elsner in Mein letzter Film von Oliver Hirschbiegel, in dem sie eine alternde Schauspielerin verkörpert, die in einem 90-minütigen Monolog ihre Lebensbeichte ablegt. Hierfür erhielt sie abermals den Deutschen Filmpreis.

Elsner über Elsner
Wie kommt es nun zu Hannelore Elsners Wandlungsfähigkeit? Ihre Kunst, die unterschiedlichsten Rollen glaubhaft mit Leben zu füllen, schreibt sie in einem ARD-Porträt vor allem ihrer Offenheit zu: Sie sieht sich als Material, als Knetmasse, und ist stets zu allem bereit, was die Figur erfordert. Sie kann sich ihren Rollen auch nur vom Innenleben der Figuren her nähern, nicht von außen. Die eigentliche Schauspielarbeit fällt ihr dann eher leicht: Sie merkt sich automatisch, wie sie sich beim ersten Lesen des Drehbuchs gefühlt hat. Auch sucht sie stets nach Parallelen zwischen sich und der Figur, um diese dann für ihre Darstellung zu nutzen. Trotz ihrer jüngsten Erfolge mit eher extremen Rollen hat Hannelore Elsner immer noch einen Wunsch offen: Sie würde zu gerne auch mal normale ältere Frauen spielen, statt immer nur kranke, unansehnliche und frustrierte. Das wäre ein Geburtstagsgeschenk, das auch wir Hannelore Elsner gönnen!

Was wünscht ihr Hannelore Elsner zum Geburtstag?

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