Nach Harry Potter: Emma Watson und Hermine sind unzertrennlich

05.02.2020 - 13:40 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Bling RingTobis Film
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Für das Gros der Menschheit wird Emma Watson immer Hermine Granger bleiben. Ihrer Karriere nach der Harry Potter-Saga schadet dieses Vorurteil keinesfalls.

Berühmtheit erlangte Emma Watson einst durch ihre Performance der wissbegierigen Hogwarts-Schülerin. Mit ihrem Engagement in der Oscar-Hoffnung Little Women zeigt die britische Schauspielerin nun erneut, dass sie inzwischen verschiedene Breitengrade des Kinos auskostet. Ein Stück Hermine Granger allerdings bewahrt sie sich dabei immerzu auf.

Ein kaum verwunderlicher Umstand, hat Emma Watson doch über zehn Jahre in der Welt von Harry Potter verbracht und damit nicht nur die Ausläufe ihrer Kindheit, sondern vor allem ihr gesamtes Erwachsenwerden als bzw. mit Hermine Granger erlebt: Nicht nur die hochtalentierte Hexe auf der Leinwand ist vor den Augen Abermillionen Menschen zur Frau herangereift.

Im Kampf für die gute Sache: Emma Watson im Namen der Gleichberechtigung

Ein besseres Alter Ego hätte sich Emma Watson für diese stellvertretende Coming-of-Age-Spiegelung indes nicht ausmalen können, erweist sich Hermine Granger doch bereits im Alter von 11 Jahren in Harry Potter und der Stein der Weisen als selbstbestimmte, mutige und aufgeweckte junge Dame, die ihren Freunden Harry und Ron in vielerlei Hinsicht um Längen überlegen ist.

Harry Potter und der Gefangene von Askaban

Folgerichtig und sinnfällig erscheint es an dieser Stelle, dass sich Emma Watson aktiv für die Gleichberechtigung der Frauen auf der ganzen Welt einsetzt. Seit Juni 2014 fungiert sie als UN-Sonderbotschafterin für Frauen- und Mädchenrechte  und beschwört in dieser Funktion vehement die Bedeutung von Frauen innerhalb der politischen Willensbildung. Dass sie es sich ebenfalls nicht nehmen lässt, gegen Präsident Donald Trump zu protestieren, versteht sich von selbst.

Interessant zu beobachten sind nicht nur Emma Watsons Bemühungen, im seriösen Kino als vollwertige Charakter-Darstellerin zu funktionieren. Auch der Umgang mit persönlichen Überzeugungen, die immer wieder irgendwie auf die frühreife Gewissenhaftigkeit von Hermine Granger zurückfallen, zieht sich wie ein roter Faden durch Watsons Schaffen nach der achtteiligen Harry Potter-Reihe.

Durch Authentizität ins seriöse Charakter-Kino: Hermine wird erwachsen

Sieht man einmal von ihrem durchaus amüsanten Cameo-Auftritt in der apokalyptischen Pennälersause Das ist das Ende mit Seth Rogen, James Franco und Jonah Hill ab, bleibt sich Emma Watson beinahe durchweg der ernsten, bisweilen düsteren Tonart treu. Mehrfach schlüpft sie in die Rollen von Frauen, die sich gegen Männer, gegen die Gesellschaft oder der Klischee- und Stigmatisierung ihres eigenen Geschlechts zur Wehr setzen muss.

Ihre wohl beste Leistung rief Emma Watson als Teenagerin Sam in der unheimlich zärtlich erzählten Jugendgeschichte Vielleicht lieber morgen ab. An der Seite von Logan Lerman und Ezra Miller staffierte sie ihre Darstellung eines gleichermaßen zutiefst verletzten wie unbekümmerten Mädchens an der Schwelle zum Erwachsensein durch ein beeindruckendes Maß an Authentizität aus. Ad Absurdum führte sie ihr Image dann ein Jahr später in Sofia Coppolas The Bling Ring.

Die Schöne und das Biest

In der auf wahren Begebenheiten beruhenden Upper-Class-Satire offenbart Emma Watson eine fast schon verschlagene Verzückung daran, als blasiertes Modepüppchen auf hohen Absätzen und in kurzen Kleidchen durch die glitzernde (Poser-)Scheinwelt von Beverly Hills zu stöckeln. Ihre Nicki ist Sinnbild einer abgestumpften Generation: Eine verwöhnte, egoistische, verschwendungssüchtige Teenagerin, endgültig im Teufelskreis der kapitalistischen Lustlosigkeit verfangen.

Nicht der Prinz rettet Emma Watson, Emma Watson rettet den Prinzen

Während Emma Watson in Regression und Colonia Dignidad noch einige weitere Male ihre schauspielerische Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellen durfte, sollte ausgerechnet das Live-Action-Remake von Disneys Die Schöne und das Biest zum zweiterfolgreichsten Film ihrer Karriere nach Harry Potter und die Heiligtümer des Todes 2 (Box Office: 1,3 Milliarden US-Dollar ) avancieren.

Ausgerechnet, weil sich der emanzipatorische Wert der Geschichte in Die Schöne und das Biest dadurch erschließt, dass Belle der erste feministisch gedachte Charakter im Portfolio Disneys gewesen ist: Sie vertritt die Abkehr klassischer Prinzessinnen und ist letztlich dafür verantwortlich, den Prinzen zu retten - nicht umgekehrt. Mögen darüber hinaus auch normative Schönheitsideale bekräftigt werden, scheint Emma Watson doch fast schon prädestiniert für die Rolle der neugierigen, selbstbestimmten Belle.

Reden wir von Emma Watson, ob ihre private oder fiktive Erscheinung, dann reden wir auch immer von der Relevanz der Selbstermächtigung. Mit Hermine Granger und Belle hat sie es geschafft, gleich mehrere Generationen heranwachsender Mädchen nachhaltig zu prägen.

Als Teil des Ensembles des Geschwisterepos Little Women darf sie nun auch die Emanzipation vor der historischen Kulisse des 19. Jahrhundert vorantreiben. Dafür benötigt es keine feindlichen Männerbilder, sondern nur den ungebrochenen Willen zur Würde und Mitmenschlichkeit. Weiter so.

Lohnt sich Little Women? Die Antwort gibt's im FILMSTARTS-Podcast

In der neuen Folge ihres Podcasts Leinwandliebe  diskutieren unsere Kollegen von FILMSTARTS ausgiebig über die Qualitäten von Little Women.

Nach dem Gespräch über Greta Gerwigs neuen Film widmet sich der FILMSTARTS-Podcast zudem noch ganz allgemein dem Thema Literaturverfilmungen. Was ist das Für und Wider von Buch-Adaptionen, welche sind besonders gelungen und was für Geschichten sollten unbedingt noch verfilmt werden? Als Gast mit dabei: Moviepilotin Esther.

In welcher Rolle hat Emma Watson euch am meisten überzeugt?

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