Ich, Satans Tochter Carrie und die Pubertät

06.05.2011 - 15:50 Uhr
Carrie - Die jüngste Tochter Satans
United Artists
Carrie - Die jüngste Tochter Satans
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Normalerweise bin ich kein Horrorfan, das Genre ist nicht mein bevorzugtes. Trotzdem vergebe ich heute mein Herz an einen Klassiker des Genres, an Brian De Palmas Carrie – Des Satans jüngste Tochter.

Bei gefühlten hundert Abschlussbällen an diversen Highschools bin ich dabei gewesen, natürlich nur im Film. In der Regel steuern diese auf ein Happy End zu: Das hässliche Entlein wird zur Schwanenkönigin, sie bekommt endlich ihren ersten Kuss und alle sind glücklich, wenn nicht nach dem Ball, dann wenigstens kurz vor den Ferien. In den USA ist der High School-Ball ein Ritus, den wir Europäer schwer nachvollziehen können und insofern ist jede Geschichte, die etwas anderes als das übliche Happy End bietet, bereits ein Erlebnis. Carrie – Des Satans jüngste Tochter ist so ein Film und er hat noch einiges mehr zu bieten.

Erzählt wird von dem etwas anderen Mädchen Carrie (Sissy Spacek), welches in der Schule von ihren Mitschülerinnen gedemütigt wird. Sie entdeckt nicht nur ihren Körper neu, sondern auch, dass sie über telepathische Fähigkeiten verfügt. Als sich Sue (Amy Irving) für sie einsetzt und eine Lehrerin ihr hilft, gibt sie ihr Misstrauen auf. Aber ihre Mitschüler planen bereits einen weiteren hässlichen Akt gegen sie. Carrie lässt sich aber nichts mehr gefallen und richtet ein Massaker an.

Warum ich Carrie – Des Satans jüngste Tochter mein Herz schenkte
Carrie ist meines Erachtens eine der besten Stephen King-Verfilmungen überhaupt (vielleicht in Konkurrenz mit Dead Zone von David Cronenberg). Ich schenke dem Horrorstreifen von Brian De Palma ein Stück von meinem Klassiker-Herzen, weil er brillante Schauspieler und psychologische Tiefe mit einer einzigartigen Bildsprache verbindet, die in den 1970er Jahren ihresgleichen sucht. Interessant ist, wie der Regisseur einzelne Szenen in die Länge zieht, um die Spannung so richtig auf den Höhepunkt zu führen. Bei anderen Inszenierungen stellt sich bei einer solchen Methode Langeweile ein, hier ist der Effekt ein umgekehrter.

Hervorzuheben ist die überragende Sissy Spacek – damals bereits 26 Jahre alt. Sie spielt das junge High School-Mädchen schüchtern und verhuscht, selten hat sich eine junge Frau derart vor sich und der Welt versteckt. Aber sie erstrahlt auch als wunderschöne, zerbrechliche junge Frau, wenn sie mit ihrem Ball-Partner tanzt. Kein Wunder also, dass sie für ihre Leistung für einen Oscar nominiert wurde. Piper Laurie als Mutter erhielt übrigens auch eine Nominierung als Beste Nebendarstellerin.

Warum auch andere Carrie – Des Satans jüngste Tochter lieben werden
Die Pubertät kann der Horror sein, aber selten wurde sie mit derart schrecklichen Konsequenzen in Szene gesetzt. Carrie ist ein Film, der das Highschool-Mobbing zum Thema hat und den klassischen Horror-Topos “Mädchen in Pubertätsnöten” überaus spannend in Szene setzt. Als ich mir Carrie jetzt noch einmal ansah, wurde ich wieder unweigerlich an meine eigene Zeit in der Schule erinnert, wo definitiv nicht alles glänzte. Weil Brian De Palma hier nichts beschönigt und kein Happy End präsentiert, wird auch einigen von euch der Film ans Herz gehen.

Warum Carrie – Des Satans jüngste Tochter einzigartig ist
Wer will, kann in Carrie viele Verweise auf Alfred Hitchcock finden. Regisseur Brian De Palma hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass der britische Regisseur sein großes Vorbild ist. Immer wieder versteckt er kleine oder größere Reminiszenzen an den Suspence-Meister in seinen Filmen, wobei der Name der High School in Carrie noch der offensichtlichste ist. Es wird natürlich geduscht, die Mutter des Mädchens könnte auch in einem Hotel wohnen, sexuelle und tiefenpsychologische Metaphern gibt es zuhauf zu entdecken. Brian De Palma hat sich mit diesem Film als Meister seines Fachs präsentiert.

Warum Carrie – der jüngsten Tochter Satans die Jahrzehnte überdauert
Auch heute noch – knapp 35 Jahre nach dem Kinostart – ist nicht nur das Thema des Films “Mobbing in der Schule” hoch aktuell, auch als Genrefilm überzeugt Carrie immer noch. Besonders die letzte Szene dürfte dem einen oder anderen von euch (erst recht jenen, die mit dem Horrorgenre erst beginnen) ein Grusel entlocken. Dieses Ende stand zwar so nicht im Bestseller von Stephen King, ist dafür aber umso imposanter und gehört zu den besten Enden der Filmgeschichte.

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