Ich, Sieben Samurai & die Verteidigung eines Dorfs

24.08.2012 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Die Sieben Samurai sind zur Verteidigung des Bauerndorfes bereit
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Die Sieben Samurai sind zur Verteidigung des Bauerndorfes bereit
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Obwohl Akira Kurosawas Die Sieben Samurai ein wichtiger und nachhaltig prägender Filmklassiker ist, findet das Werk des japanischen Meisterregisseurs viel zu wenig Aufmerksamkeit. Deshalb widme ich ihm heute mein Herz für Klassiker.

Akira Kurosawa ist ein Name, der jedem Cineasten früher oder später begegnet. Was wäre die Filmgeschichte ohne Werke wie Rashomon – Das Lustwäldchen, Ikiru – Einmal wirklich leben oder Ran? Wo der eine Film des japanischen Regisseurs durch seine verschachtelte Erzählung und Kurzweiligkeit begeistert, handelt es sich beim nächsten um eine tiefgründige und schon fast philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben selbst. Auch epische Stoffe verarbeitete Akira Kurosawa mit größter Sorgfalt und noch heute dient er Filmemachern als Inspirationsquelle. Ein Paradebeispiel wäre nicht zuletzt George Lucas, dessen Krieg der Sterne mitunter auch auf Akira Kurosawas Die Verborgene Festung zurückgeführt werden kann. Die sieben Samurai ist ebenfalls einer dieser Filme, deren Spuren sogar noch im aktuellen Filmgeschehen zu verfolgen sind.

Japan während der Azuchi-Momoyama-Zeit im Jahre 1587: Ein Bauerndorf wird jedes Jahr von einer Banditenbande heimgesucht, die regelmäßig den hart erarbeiteten Erntevorrat der Bewohner plündern und zudem auch vor Mord und Totschlag nicht zurückschreckt. Die verzweifelten Bauern beschließen, den alten Samurai Kambei (Takashi Shimura) anzuheuern, der sie vor den Räubern beschützen soll. Da diese Aufgabe für einen Mann alleine allerdings unmöglich ist, macht sich dieser auf die Suche nach sechs weiteren Kriegern, die ihm bei der Verteidigung des Dorfes zur Seite stehen sollen. Obwohl außer Verpflegung kein geldlicher Obolus oder sonstiger Eigennutz für sie herausspringt, schließt sich tatsächlich die gewollte Anzahl an Samurais Kambeis Vorhaben an. Allerdings müssen einige Vorbereitungen getroffen werden, damit das Dorf gegen den anstehenden Raubzug gewappnet ist.

Warum ich Die Sieben Samurai mein Herz schenke
Die Kamera bewegt sich langsam und doch virtuos und fesselnd. Die schwarz-weißen Bilder sehen im direkten Vergleich zu den Farbspektren heutiger Kinofilme langweilig und alt aus. Trotzdem steckt genau in diesen Aufnahmen mehr Kinomagie, als in den meisten Blockbustern, die plakativ mit überbordenden Schauwerten werben. Akira Kurosawa braucht keine atemberaubenden Spezial Effekte wie später George Lucas, um ein großes Kino-/Weltraummärchen zu erzählen. Ihm genügt ein im Grunde genommen sehr einfaches Szenario, aus dem der Regisseur wirklich alles herausholt, was an Themen zu finden ist. Vertrauen, Ehre, Moral sind nur drei von vielen Schlagworten, mit denen sich Die Sieben Samurai beschreiben lässt. Darüber hinaus ist der Film Gesellschaftskritik, Samurai-Epos und visuelle Offenbarung und damit ist auch nur ein Bruchteil von dem genannt, was es in Akira Kurosawas Werk zu entdecken gibt.

Warum auch andere Die Sieben Samurai lieben werden
Akira Kurosawa erzählt nicht nicht nur ein großartiges Samurai-Epos, das uns etwas über Ereignisse und Tugenden im 16. Jahrhundert näherbringt, sondern bearbeitet ebenso allumfassende Themen, die sowohl zur Entstehungszeit von Die Sieben Samurai sowie heute aktuell sind. Akira Kurosawa wirft einen kritischen Blick auf gesellschaftlich festgefahrene Strukturen und Systeme, philosophiert über die Rolle des Individuums in diesem sozialen Geflecht und bedient sich darüber hinaus innovativen und visionären Methoden wie beispielsweise dem Dreh mit mehreren simultanen Kameras, die ihm virtuose Inszenierungsoptionen ermöglichen. Ohne Die Sieben Samurai sähe der Actionfilm heutzutage vermutlich ganz anders aus – was die nachhaltige Wirkung von Akira Kurosawas Werk erneut unterstreicht.

Warum Die Sieben Samurai einzigartig ist
Vermutlich gibt es nur wenige Filme, die auf so vielen Eben flächendeckend Themen ansprechen, sich mit diesen auseinandersetzen und zum Nachdenken anregen, wie es Die Sieben Samurai tut. Neben bereits angesprochenen Schwerpunkten wagt Akira Kurosawa mit der Figur des Samurais Kambei, der auf einen reichen Schatz an Erfahrungen zurückgreifen und auf ein langes Leben zurückblicken kann, ein ganz interessantes Gedankenexperiment. Mitten in der zerstrittenen Welt von Die Sieben Samurai entwirft er eine idealisierte Figur, die scheinbar nur selbstlos handelt und stets Gerechtigkeit und das Allgemeinwohl als oberstes Gebot ansieht. Trotzdem muss dieser am Ende erkennen, dass Verluste auf beiden Seiten gemacht wurden und ein guter/perfekter Ausgang für jedes Individuum unmöglich ist – selbst in diesem Mikrokosmos. Darüber hinaus bleibt Akira Kurosawas handwerkliche Inszenierung ebenfalls einmalig. Wie ein Gemälde oder episches Gedicht gestaltet er ein Kunstwerk, das von Beginn an fesselt.

Warum Die Sieben Samurai die Jahrzehnte überdauerte
Gerne eilt den Sieben Samurai ein Ruf voraus, der sich vor allem auf Zahlen bezieht: 3000 Mitwirkende, über 200 Filmminuten, ein Budget von 20 Millionen Yen, drei unterschiedliche Schnittfassungen und konstant auf den vorderen Plätzen der IMDb Top 250-Filme. Zudem inspirierte Die Sieben Samurai eine bemerkenswerte Anzahl an späteren Filmen und nicht nur der Western-Klassiker Die glorreichen Sieben ist ein direktes Remakes des Werks. Darüber hinaus darf der Film zurecht als Meilenstein der Filmgeschichte aufgezählt werden, denn Regisseur Akira Kurosawa erzählt ein unterhaltsames Abenteuer, eine lehrreiche Parabel und ein mitreißendes Epos, das in eine im Grunde genommen einfache Dreiaktdramaturgie (Versammlung der sieben Samurai, Vorbereitung auf die Verteidigung des Dorfes und schließlich die unabwendbare finale Schlacht) verpackt ist.

Hat Die Sieben Samurai auch eurer Meinung nach seinen Platz in der Filmgeschichte verdient?

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