In 5 Schritten zum ... Johnnie To-Experten

23.05.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Johnnie To
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Johnnie To
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Das asiatische Kino hat es in Deutschland generell schwer. Da lohnt sich, einen Regisseur ins Scheinwerferlicht zu zerren, der Wong Kar-Wais Farbpracht mit John Woos Action kombiniert. Wir liefern euch die Gebrauchsanleitung für Johnnie To.

Vor einer Weile haben wir eine Top 100 von Regisseuren vorgestellt, deren Filme von euch moviepiloten richtig gut bewertet wurden. Wir wollen die Regisseure aber nicht in Ruhe lassen. Um euren Entdeckergeist anzuheizen, nehmen wir ab heute in regelmäßigen Abständen Künstler in den Fokus, die abseits der Kinocharts stattfanden und -finden. Denn manchmal kann der Blick auf eine Jahrzehnte umspannende Filmografie für Verwirrung sorgen. Wo anfangen, wo weitermachen? Allen Filmfans da draußen, die sich über Empfehlungen freuen, geben wir eine Hilfestellung und einen Ansporn, die Vormerklisten so richtig zum Glühen zu bringen. Dabei machen wir weder vor Ländergrenzen noch Jahrzehnten halt.

Heute beginnen wir mit einem Meister des asiatischen Actionkinos, der es in Deutschland viel zu selten in die Kinos schafft: Johnnie To.

Warum ausgerechnet… Johnnie To?
Das Hongkong-Kino ist tot. Zumindest wird dies seit der Rückgabe der früheren britischen Kronkolonie an China 1997 in die Welt hinauposaunt. Die verwässerten Koproduktionen mit der Volksrepublik nehmen zu, einheimische Filme gibt es immer seltener. Die Glanzzeiten von Jackie Chan oder John Woo haben eine fette Staubschicht angesetzt. Dass noch Leben im Hongkong-Kino steckt, beweist unter anderem Johnnie To. Der drehte schon in den 1980ern in Kino und Fernsehen. Erst seit der Gründung seiner Produktionsfirma Milkyway Image 1996 wurde er international als Regisseur mit einem ganz eigenem Stil wahrgenommen. Heute gilt er als eines der Aushängeschilder Hongkongs. Johnnie Tos Filme laufen in den Wettbewerben der großen Festivals wie Berlin, Cannes und Venedig, sind in deutschen Lichtspielhäusern jedoch sträflich unterrepräsentiert.

Der perfekte Start… für den Johnnie To-Einstieg
Unter Johnnie Tos über 50 Regie-Arbeiten finden sich Mediensatiren, Romantic Comedies und Melodramen. Zur Berühmtheit katapultierten ihn schweigsame Gangster, die am liebsten Schusseisen sprechen lassen. Deswegen (und weil ich es ähnlich gehandhabt habe) ist Exiled aus dem Jahr 2006 der ideale erste Anlaufpunkt im Johnnie To-Universum. Der Film über vier alte Freunde, die sich gegenseitig umbringen müssen, strotzt nur so vor elegant inszenierten Kugelhageln und Todespirouetten in Zeitlupe. Exiled, vielerlorts als Best of von Johnnie To deklariert, bringt seine Stilsicherheit auf den Punkt und spricht mit seiner Italowestern-Atmosphäre auch Actionfans ohne Hongkong-Vorbildung an. Außerdem versammelt die Sergio Leone -Hommage einige der bekanntesten Schauspielergesichter des Hongkong-Kinos, die gleichzeitig zum Stamm-Ensemble der Milkyway-Filme gehören.

In drei Filmen zur Spitze
Wenn ihr euch mit dem blutigen Ballett von Exiled angefreundet habt, dann solltet ihr als Kontrastprogramm den leichtfüßigen Sparrow einlegen. In der Liebeserklärung an Jacques Demy (Die Regenschirme von Cherbourg) und das französische Kino der 1960er wird zwar nicht gemordet. Dafür sprüht der augenzwinkernde Film über vier Taschendiebe vor Situationskomik. Die benötigt ihr auch, bevor ihr zum Doppelschlag Election – Eine blutige Wahl und Election 2 – Machtkampf der Triaden weiterschreitet. In den 2005 und 2006 erschienenen Gangsterdramen fährt Johnnie To die Schießereien zurück, um die Machtkämpfe innerhalb der Hongkonger Triaden zu dokumentieren. Der Zweiteiler ist zugleich Johnnie Tos großes Epos über den Wandel seiner Heimat im Schatten Chinas. Fans kompromissloser Gangsterfilme kommen hier ganz auf ihre Kosten. Allerdings ist angesichts der dichten Erzählweise Konzentration allererste Pflicht.

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