Ines' Top-Film des Jahres - Melancholia

24.12.2011 - 10:50 Uhr
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Ein Weltuntergang im Kino ist nicht besonders originell, schon oft haben wir ihn gesehen. Aber der Däne Lars von Trier gewinnt dem Ganzen etwas Neues ab und hat für Ines in diesem Jahr die unvergesslichsten Bilder geschaffen.

Der Prolog von Melancholia ist eine der schönsten Filmsequenzen des Jahres: Alles, was wir hier in Zeitlupe, verfremdet oder nur bruchstückhaft sehen, wird später im Film wieder auftauchen. Kurz vor dem Tod läuft dein Leben noch einmal im Kopf ab, heißt es, aber nicht das ganze Leben, meint Lars von Trier, sondern nur Teile, kurze Schnipsel, die stillstehen, Momentaufnahmen. Da gibt es das prächtige Pferd, welches im Gras versinkt, Schlingpflanzen, die sich um die Beine der Braut (Kirsten Dunst) schwingen, dieselbe Braut liegend in einem Flussbett oder Elektrizität tritt aus ihren Händen. Schön, verstörend, melancholisch ist der Prolog in Szene gesetzt und wir wissen bereits, ohne es gesehen zu haben: Diese, unsere Welt wird untergehen.

Sie geht wunderschön unter, mit Bildern, an denen ich mich nicht satt sehen konnte. Weite Landschaftpanoramen wechseln sich mit intimen Detailansichten ab, über allem liegt die Musik aus Tristian und Isolde von Richard Wagner, es gibt ein opulentes Schloss, ein wunderschönes Brautpaar. Die Apokalypse ist nicht in düsteren Brauntönen gehalten, mit Regen vermischt oder wird von marodierenden Horden begleitet. Das Ende der Geschichte betrifft uns zwar alle, es ist aber ein persönlicher Weltuntergang, ganz intim und kommt nicht nur erzählerisch ohne das ganze apokalyptische Brimborium der Effekthascherei aus.

Erzählt wird anhand zweier Schwestern und eines Ehemannes, die mit dem Herannahen des Untergangs gänzlich unterschiedlich umgehen. Während die Eine (Charlotte Gainsbourg) ängstlich, neurotisch und hysterisch dem Ende entgegensieht, wirkt die Andere (Kirsten Dunst) pragmatisch und kalt und der Mann des Hauses (Kiefer Sutherland) hält es noch nicht einmal bis zum Ende aus. Dabei verteilt Regisseur Lars von Trier seine Sympathie im Umgang mit dem Tod. Er bevorzugt das Nüchterne und Unsentimentale, welches aber nicht ohne Fantasie sein muss.

Wie die Welt in Melancholia von der Bildfläche verschwindet, ist das Besondere an dem Film. Kein grünes, typisch Hollywoodsches Pflänzchen sprießt am Ende irgendwo, nirgends keimt die Hoffnung, der auf die Erde zurasende Planet könnte doch noch seine Bahn ändern, niemand wird von seinen Dämonen geheilt und Gott ist für Lars von Trier sowieso tot. Konsequent wird das Bild am Ende schwarz, es ist aus und vorbei, Trotzdem bleibt etwas, was gar nicht so melancholisch, so traurig scheint. Für mich ist Melancholia gelassen, fast heiter und birgt mindestens eine Lebensweisheit: Das Ende – welches auch immer – wird kommen, steh es einfach ohne Sentimentalitäten durch!

Meine Top 7-Filme des Jahres
1. Melancholia von Lars von Trier
2. Rango von Gore Verbinski
3. Jane Eyre von Cary Fukunaga
4. Crazy, Stupid, Love. von John Requa
5. Winter’s Bone von Debra Granik
6. Biutiful von Alejandro González Iñárritu
7. Ohne Limit von Neil Burger

Hier alle Texte zu Tops & Flops sowie Stars des Jahres im Überblick:

Flops 2011
Mattes’ Flop-Film des Jahres – Kill The Boss
Ines’ Flop-Film des Jahres – Sucker Punch
Sophies Flop des Jahres – Pirates of the Caribbean

Tops 2011
Mattes’ Top-Film des Jahres – Winters’ Bone
Ines’ Top-Film des Jahres – Melancholia
Sophies Top Film des Jahres – Planet der Affen

Top-Schauspieler des Jahres 2011
Jennys Star des Jahres – Kristen Wiig
Jennys Star des Jahres – Andy Serkis
Mattes’ Star des Jahres – Mia Wasikowska
Mattes’ Star des Jahres – Ryan Gosling
Sophies Star des Jahres – Michelle Williams
Sophies Star des Jahres – Robert Pattinson
Maltes Star des Jahres – Jennifer Lawrence
Maltes Star des Jahres – Michael Fassbender
Ines’ Stars des Jahres – Alexander Skarsgard
Ines’ Star des Jahres – Saoirse Ronan

Interessante Regisseure des Jahres 2011
Tomas Alfredson – Nordmann mit Ambitionen
Nicolas Winding Refn – Meister der Präzision
Andrea Arnold – Von Top of the Pops nach Venedig
Cary Fukunaga – Bildgewaltige Filme mit viel Kraft

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