Isabelle Huppert verirrt sich In einem fremden Land

24.06.2015 - 17:43 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Bild zu Isabelle Huppert verirrt sich In einem fremden LandJeonwonsa Film
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Wenn Isabelle Huppert im Trailer eine Soju-Flasche nach der anderen kippt, kann es sich nur um eine Komödie von Hong Sang-soo handeln. Arte zeigt seinen eingängigen Cannes-Beitrag In einem fremden Land heute im Original mit Untertiteln.

2012 ist die Welt zwar nicht untergegangen, aber ganz sicher findet sich in irgendeinem Maya-Kalender eine Fußnote über die "glorreiche Weltherrschaft der Isabelle Huppert". Immerhin dominierte die französische Schauspielgöttin die Festivalszene, als hielte sie die Zügel der großen Drei in Händen. Bei der Berlinale ließ sie sich für Brillante Mendoza entführen, im Wettbewerb von Venedig war sie gleich zweimal vertreten (unter anderem mit Marco Bellocchio) und in Cannes feierte sie im Drama Liebe die filmische Wiedervereinigung mit Michael Haneke. Aber da war noch etwas: Denn während alle Welt über den neuen Haneke und die eigene Altersvorsorge sinnierte, hatte Huppert noch einen zweiten Film im Wettbewerb von Cannes. Der gewann später zwar nicht den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film. Hong Sang-soos komödiantische Variation In einem fremden Land zeigt La Huppert trotzdem von ihrer besten Seite.

Wie so oft bei dem südkoreanischen Regisseur ist auch In einem fremden Land ein Film über Filme, nur diesmal sehr offensichtlich. In der Rahmenerzählung vertreibt sich eine Drehbuchautorin auf der Flucht vor Geldhaien nämlich die Zeit, in dem sie eine Geschichte dreifach variiert. In jeder Version besucht die Französin Anne (Isabelle Huppert) ein südkoreanisches Städtchen am Meer und jedes Mal trifft sie auf dieselben Figuren, nur unter anderen Vorzeichen: einmal als Regisseurin, die einen Kollegen besucht, einmal als Ehefrau eines südkoreanischen Geschäftsmannes auf der Suche nach ihrem Geliebten und einmal als geschiedene Hausfrau, die nicht recht weiß, wie es mit ihr weiter gehen soll.

Der Legende nach sollen Isabelle Huppert und Hong Sang-soo bei einem von Reiswein durchtränktem Essen überein gekommen sein, gemeinsam In einem anderen Land zu drehen. Diese Begegnung erinnert an diverse Szenen aus Hongs Filmen, insofern verwundert es nicht, wie perfekt sich Isabelle Huppert in Tempo und Ton seiner Komödie einarbeitet. Annes titelgebende Fremdheit wird gerade durch die amüsante Sprachbarriere thematisiert, was im Umgang mit einem schwärmerischen Rettungsschwimmer (Yu Jung-sang) in einigen herrlichen bzw. scheiternden Flirts gipfelt. Diese federleichte Atmosphäre macht einige von Hongs Komödien aus, in denen melodramatische Entwicklungen in Sekundenschnelle gebrochen und der Lächerlichkeit preisgegeben werden können. Obschon also Anne eine Fremde in einem fremden Land ist, zeigt sich Huppert vor der Kamera mit der selben entspannten Spielfreude, die Hongs Stammschauspieler wie Yu Jung-sang an den Tag legen. Es muss nicht immer Liebe sein.

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