Jack Nicholson - Bad Boy mit Hang zur Exzentrik

22.04.2012 - 08:52 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Wir gratulieren Jack Nicholson zum 75. Geburtstag.
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Wir gratulieren Jack Nicholson zum 75. Geburtstag.
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Vor 75 Jahren wurde Jack Nicholson geboren und kann seitdem auf eine Filmographie zurückblicken, die seine Rolle als sympathischer Abweichler zementierte. Wir blicken zurück auf das Leben der Filmlegende.

Wir ihr zweifelsohne an unserer mit Jack Nicholson überladenen Featureleiste unschwer erkennen könnt, hat der gute Mann heute Geburtstag. Eigentlich muss der Mann kaum noch vorgestellt werden, denn als Hollywood-Ikone gilt er schon lange. Mit 12 Oscar-Nominierungen und drei Gewinnen ist er einer der größten Akteure aus der Traumschmiede. Heute hat er Geburtstag und das wollen wir gehörig feiern. Neben unseren anderen Artikeln, die sich mit unseren ganz persönlichen Lieblingsrollen oder dem diabloschen Grinsen des Bad Boys befassen, geht es hier um das Leben des Exzentrikers selbst. Denn neben seiner ganz außergewöhnlichen Filmographie war das fast noch unterhaltsamer.

Ein besserer Karrierestart geht nicht
Stellt euch ein Paralleluniversum vor, in dem einer der größten Hollywoodstars kein Hollywoodstar sondern Zeichentrickfilmmacher geworden wäre. Das wäre beinahe unsere Realität gewesen, denn Jack Nicholson begann seine Karriere als Animator bei den Hanna Barbera Studios. Wahrscheinlich wäre die 60er-Zeichentricklandschaft noch um ein paar Quäntchen wahnsinniger gewesen. Aber nein, die Ambitionen des Jack Nicholson lagen höher, aber nicht weniger im Bereich des mental Ausgeuferten. Als Schauspieler begann Nicholson seine Laufbahn bei Exploitation-Legende Roger Corman, wo er als The Cry Baby Killer sein Debüt gab und im Original Der kleine Horrorladen (Kleiner Laden voller Schrecken, 1960) den masochistischen Zahnarztbesucher spielte. Doch so wirklich schien sich da nichts zu ergeben, also probierte er es mit dem Schreiben und landete seinen ersten Hit mit dem Drehbuch zu Roger Cormans LSD-Kultfilm The Trip. Später versuchte er sich auch als Regisseur, zum Beispiel mit dem Western Der Galgenstrick oder Drive, He Said. Ein Mann vieler Talente, doch letztendlich sollte es der große Ruhm vor und nicht hinter der Kamera werden.

Dieser kam mit Easy Rider. Peter Fonda und Dennis Hopper waren schon in The Trip zu sehen und so ergab sich auch für Jack Nicholson die Chance zum Erfolg. Als alkoholabhängiger Anwalt George Hanson begab er sich mit den beiden Ausnahmeschauspielern in Easy Rider auf einen Trip durch den dekonstruierten amerikanischen Traum. Für die Rolle erhielt er seine erste Oscar-Nominierung und von da an gab es kein Halten mehr. Schon der Anblick von Jack Nicholson beschwört die Antithese der geistigen Gesundheit herauf. Kein Wunder also, dass die Rolle des Außenseiters, Bösewichts oder gar Verrückten ihm immer wieder auf den Leib geschrieben wurde. Als an einer Noir-Welt zugrundegehender Ermittler erhielt er für den Roman Polanski – Meilenstein Chinatown einen Oscar. Am deutlichsten äußert sich seine Neigung zum Antihelden wohl in der Oscar-prämierten Rolle des Jack Torrance in Einer flog über das Kuckucksnest.

Das beschauliche Leben auf dem Bad Boy Drive
Einfach hatte es Jack Nicholson nicht. Im Jahr 1974 informierte ihn ein Reporter des TIME Magazines, dass seine inzwischen verstorbene Mutter in Wirklichkeit sein Großmutter und seine Schwester in Wirklichkeit seine Mutter war. Nach seiner Zusammenarbeit mit Roman Polanski wurde dessen Familie durch die Manson-Familie abgeschlachtet, weswegen Nicholson nur noch mit einem Hammer unter seinem Kissen schlafen konnte. Die mutmaßliche Vergewaltigung einer Minderjährigen, die Roman Polanski vorgeworfen wird, passierte darüber hinaus in Nicholsons Haus. Aber so schnell lässt sich die Psyche eines wahren Bad Boys nicht kleinkriegen. Tatsächlich bekam der Mulholland Drive, auf dem Nicholson lebt, sogar den Spitznamen Bad Boy Drive verpasst. Dort lebte er als Nachbar von Marlon Brando, dessen Haus er nach dessen Tod schleunigst abreißen ließ, um das Erbe einer Legende zu schützen. Die anderen Nachbarn dürften sich auch darüber aufgeregt haben, dass Hunter S. Thompson in Nicholsons Garten Maschinengewehre abfeuerte und ein frisches Elchherz auf seiner Türschwelle hinterließ. Diese liebevollen Streiche waren normal für die beiden Freunde. Mir stellt sich die Frage, ob das Leben des Jack Nicholson seine Rollen beeinflusste oder ob seine Rollen seine Leben formten? Natürlich wird jeder im Alter ruhiger. Die Rebellenattitüde hat sich Jack Nicholson aber bis heute im Herzen bewahrt.

Ein Oscar-Dinosaurier kommt (nicht) zur Ruhe
Eine Oscar-Verleihung war bis vor ein paar Jahren noch undenkbar, ohne dass Jack Nicholson mit Sonnenbrille die erste Reihe zierte. Für kaum weniger diabolische Rollen unter anderem in Shining (Stanley Kubrick) und in Die Hexen von Eastwick gab es Nominierungen. Comichaft überzeichnete er sich selbst außerdem in Batman (Tim Burton), wo das Lächeln seines Jokers auch ohne Narben unser Blut zum Gefrieren brachte. Gutartigere Rollen folgten später mit Komödien wie Besser geht’s nicht, Das Beste kommt zum Schluss oder Die Wutprobe. Als reduzierter, ausgebrannter Rentner legte er außerdem eine andere, zärtlichere, wenn auch nicht weniger entgleiste Facette seiner Seele offen. Es lässt sich fast sagen, dass er ein wenig zur Ruhe kam, denn schon einige dieser Rollen selbst trugen das Potential zur Besserung und Veränderung in sich. Letztendlich bleibt er aber ein Rebell, raucht illegalerweise am Set (das Bußgeld kann ihm schließlich egal sein) oder spricht offen über seine Marihuana-Affinität. Den alten Schwerenöter holte er dann für Departed – Unter Feinden von Martin Scorsese wieder hervor, diesmal fast schon bemüht darum, jede moralisch denkbare Grenze wie selbstverständlich zu überschreiten.

Wusstet ihr, dass Jack Nicholson ursprünglich als Vater Damien Karras in Der Exorzist vorgesehen war? Zum Glück ist daraus nichts geworden. Die Rolle des Dämonenaustreibers hätte wirklich nicht gepasst. Wollen wir hoffen, dass uns Jack Nicholson im Gegenteil noch viele Jahre die Dämonen in die Köpfe treibt.

Wir gratulieren zum 75. Geburtstag!

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