Jahresrückblick – Die schlechtesten Filme 2013

11.12.2013 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Spring Breakers
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Ein weiteres Filmjahr voller Sequels, Prequels und Remakes. Ein Filmjahr zwischen Sommer-Blockbustern und Spring-Break-Bitches, Prätentionsbomben und Superhelden ohne Unterhosen. Mr. Vincent Vega hat sie gekürt, die schlechtesten Filme 2013.

Ein wenig schade ist es ja schon, dass die dieser Tage so zahlreich eintrudelnden Jahreslisten sich fast durchweg auf die jeweils besten Filme beschränken. Wo ist denn da die Lust am Missfallen? Am Bedürfnis, auch unausweichliches Scheitern beim Namen zu nennen. Am Listen und Sortieren all jener Enttäuschungen und Rohrkrepierer, die das Kino eben zeitweise auch zur Belastungsprobe machten. Was ja nun gewiss nicht heißen muss, all die schlechten Filme in 2013 seien nicht lehrreich, gewinnbringend, gänzlich ohne Vergnügen, nicht vielleicht auch interessant gescheitert – Licht und Schatten gehören in einem jeden Filmjahr zusammen. Bevor es also die großen Beglückungen 2013 zu feiern gilt, sei hier auf die diesjährigen Cine-Schändungen von Körper und Geist verwiesen. Streng subjektiv, aber was denn auch sonst.

Quo vadis, Blockbuster?
Von Gravity abgesehen, hat sich das amerikanische Blockbuster-Kino in diesem Jahr einmal mehr um ästhetische Experimente, wagnisreiche Neuausrichtungen und konzeptionelle Hürden gedrückt. Die gigantomanischen Franchise-Systeme, zu denen sich im Juni 2013 ausgerechnet Steven Spielberg und George Lucas kritisch äußerten, haben sich mit Blick auf die Liste der erfolgreichsten Filme des Jahres allesamt bestätigt. Umso bezeichnender, wenn dann eine Diskussion über durchgefallene, vermeintliche Originalstoffe entfacht, wo doch selbst diese nur auf Comics, Spielzeugfiguren und Fahrgeschäften aus Freizeitparks, auf Radioshows (Lone Ranger), Genrestereotypen (White House Down) oder der Scientology-Lehre (After Earth) basieren. Erstaunlich ist dabei ja vor allem, dass dem Hollywood-Blockbuster, so er mittels millionenschwerer digitaler Tricktechniken eigentlich immer wieder neues Terrain erschließen könnte, kaum mehr einfallen mag, als phantastische Wesen durch zerstörte US-Städte zu jagen. Und was ging da in 2013 nicht wieder alles kaputt! Auf die immer gleiche, langweilige Art. Quo vadis, Blockbuster? Vielleicht ja wirklich Richtung Implosion.

Des Satans jüngstes Remake
Ein wahrlich nicht unkomischer Zufall erfreute das Cine-Herz am vergangenen Donnerstag, als mit Carrie, Oldboy und Der Lieferheld – Unverhofft kommt oft gleich drei (!) Remakes in den deutschen Kinos starteten. Und als The Village Voice am selben Tag das 15-jährige Jubiläum von Psycho mit einem Text feierte, der in dem Versuch von Gus van Sant, den Hitchcock-Klassiker beinahe 1:1 nachzustellen, nicht nur ein spannendes Experiment sah, sondern dieses implizit auch als einzig wirklich sinnvolles Remake – eben ganz im Sinne von: Nochmalmachen – begriff. Vor diesem Hintergrund, dem langjährigen Remake-Diskurs, muss der von den Produzenten idiotischerweise als Neuverfilmung des Romans kolportierte Carrie-Neuabklatsch noch missglückter erscheinen: Ein unbeholfenes Remake des 1976er-Films, das letztlich besser beraten gewesen wäre, hätte es diesen gleich einfach exakt imitiert. Statt die Titelfigur im berühmten Schlussakt vom Opfer bigotter Moralvorstellungen zum telekinetischen High-School-Yoda mutieren zu lassen – und den verheerenden pubertären Affekt in fröhlich zielgerichtete Mordlust umzudeuten. R.I.P., Carrie White.

Spring Break forever, Bitches!
Ein Film, der den Hass vieler gezielt hinters Licht geführter und aber auch ein bisschen widerwärtig verschaukelter Zuschauer vielleicht nicht in dem Maße verdient hat, wie sich ebendieser nur aus Frust über die von vordergründiger Handlung befreiten Sinneseindrücke des Films speiste. Wäre Spring Breakers, mit Disney-Sternchen, nackter Haut und farbenfroher Bierseligkeit lockend, bei einem bestimmen Publikum nicht derart in Ungnade gefallen, hätte sich seine strategische Unverschämtheit für Regisseur Harmony Korine ja auch ganz gewiss nicht ausgezahlt. Genauso aber ist es ein Film, der die ohnehin viel zu sehr erbettelte Liebe seiner die eigene Kultiviertheit von einem anderen, einem „wilden“ und impertinenten Kino demonstrierenden Verteidiger nicht verdient hat. Die Chuzpe von Spring Breakers ist letztlich ja ohnehin ganz schön banal, und aus ihr ergibt sich auch der Widerspruch, das Titten- und Saufgemenge gleichzeitig vorführen und aber auch nach Herzenslust bedienen zu wollen: Ein exzessiver Film über den Exzess, der letztlich eben auch nur mit dem Schwanz gedacht ist.

Superheldenkino ohne Unterhose
Von allen Comicverfilmungen 2013 empfahl sich Man of Steel erwartungsgemäß als besonders entsetzlich. Superheldenkino aus der Christopher Nolan School of Filmmaking eben, ganz der Anmut technokratischer Bilder von buchstäblich stählerner Kraft sowie einem beinahe schon fetischisiert epischen Monomythos verpflichtet. Jede etwaige Campiness, jeder kleinste Hauch von Humor und Leichtigkeit, jedes bisschen unbeschwerter Wille, alberne Superhelden auch einfach mal alberne Superhelden sein zu lassen, sind dem Man of Steel bitterlich ausgetrieben. Doch wo sich in diesem Superman-Film zuvorderst super-digital und leider ja auch irgendwie super-sinnlos mächtig auf die Zwölf gegeben wird, in einem final rätselhaft eliminierten Metropolis überdies, da provoziert Zack Snyder ja eben umso mehr, seine fantasie- wie gefühllose Blockbuster-Hommage an Leni Riefenstahl zum Lachabschuss freizugeben. Wie bitte ließe es sich da auch nicht hirnverbrannt kichern, wenn sich die Frage nach der neuen leidigen Ernsthaftigkeit im Superheldenkino nun sogar schon an abgelegten roten Unterhosen entscheiden muss. Ein pervertiert lauter, ausgesucht nerviger Film, und eigentlich genauso egal wie Iron Man 3, Wolverine: Weg des Kriegers oder Die Schlümpfe 2.

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