James Bond 25: Billie Eilishs Song steckt voller Trauer und Enttäuschung

17.02.2020 - 14:20 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben
Universal Pictures
James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben
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Billie Eilishs Titelsong zum 25. James Bond-Film wurde veröffentlicht. Daniel Craigs letzte Mission im Geheimdienst ihrer Majestät wird von gespenstischen Klängen begleitet.

Letzte Woche wurde der Titelsong zu James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben enthüllt. Wenn sich Daniel Craig in seine letzte Mission im Geheimdienst ihrer Majestät stürzt, erklingt ausgerechnet die Stimme der jüngsten Sängerin, die bisher einen Bond-Song singen durfte: Billie Eilish. Der alternde Agent wird am Ende seiner Reise von der Stimme der Zukunft begleitet - eine geradezu poetische Begegnung.

Doch was zeichnet Billie Eilishs Bond-Song abseits dieses schönen Kontrasts aus? Im Voraus wurde ihr Engagement von den Fans gespalten aufgenommen. Waren es bisher Künstler auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, die das musikalische Thema der neuen James Bond-Abenteuer vorgaben, steht Billie Eilish erst noch am Anfang ihrer Karriere. Beweisen muss sie aber schon an diesem Punkt niemanden mehr etwas.

Die wichtigsten Fakten zu Billie Eilishs Bond-Song

  • Billie Eilish tritt als Sängerin eines Bond-Songs in die Fußstapfen von Chris Cornell, Alicia Keys, Jack White, Adele und Sam Smith, die zuvor für die Songs der Craig-Filme verantwortlich waren.
  • Geschrieben wurde No Time to Die von Billie Eilish und ihrem Bruder Finneas O'Connell, auch bekannt unter dem Künstlernamen FINNEAS.
  • Das Orchesterarrangement stammt von Hans Zimmer und Matt Dunkley. Johnny Marr, der mit Zimmer bereits bei Inception zusammengearbeitet hat, spielte die Gitarre ein.
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Mit ihrem Debütalbum When We All Fall Asleep, Where Do We Go?, aufgenommen im eigenen Schlafzimmer, avancierte Billie Eilish vergangenes Jahr durch ihre unverbrauchten Klänge zu einem neuen Stern am Pophimmel. Mit fünf Grammys wurde das Album später ausgezeichnet. Jetzt besingt sie den Abschied einer Filmlegende, die deutlich älter ist als sie selbst. Davon lässt sich Billie Eilish jedoch keineswegs beirren.

No Time to Die ist viel mehr als ein Skyfall-Déjà-vu

Waren es anfangs noch die energiegeladenen Bond-Songs von Chris Cornell, Alicia Keys und Jack White, die den aufrüttelnden Status von Daniel Craigs Bond untermauerten, brachte James Bond 007 - Skyfall die Reihe wieder zu klassischeren, überwältigenden Klängen zurück. Adele singt mit der geballten Kraft eines Orchesters und beschwört somit schon in der Titelsequenz ein Epos herauf, das der nachfolgende Film nur bestätigt.

Skyfall ist damit das eindrucksvolle Bindeglied zwischen den radikalen Entscheidungen von Daniel Craigs ersten zwei Bond-Filmen und dem Blick zu den Wurzeln der Figur, der in den letzten zwei Missionen im Vordergrund stand. Vor allem aber veränderte Adele den Tonfall der neueren Bond-Filme: Die aufwirbelnden Gitarrenklänge verschwinden langsam, während ein melancholisches, aber auch imposantes Klavier übernimmt.

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben

Bei Skyfall spürt man trotz aller Sehnsucht die Funken regelrecht sprühen, was auch zur Tatsache passt, dass der Film den bisherigen Blockbuster-Höhepunkt der Reihe markiert, ehe Sam Smith mit Writings On the Wall an die Stimmung von Adele anschloss und noch verstärkter traditionelle Bond-Harmonien aufgriff. Diese hallen auch wie Echos durch Billie Eilishs No Time to Die - und trotzdem ist der Song viel mehr.

Billie Eilish dringt zu James Bonds Zerbrechlichkeit vor

Wieder ist da zu Beginn ein Klavier, das sich geheimnisvoll in den dichten Nebel schleicht, der Daniel Craigs letzte James Bond-Mission umgibt. Danach steigert sich der Song mit jedem weiteren Takt, bevor Johnny Marrs Gitarre vorsichtig von der vertrauten Bond-Coolness kündet und der Chorus schließlich ein mächtiges Orchester entfesselt - auf den ersten Blick eine Verbeugung vor Skyfall und Writings on the Wall.

Dann ist da aber noch Billie Eilish, die den Worten über Verlust, Einsamkeit und zerstörtes Vertrauen so viel Gefühl entgegenbringt, wie es vermutlich seit der Zerrissenheit von Chris Cornells Stimme nicht mehr in einem James Bond-Film zu vernehmen war. Bisher deutet alles darauf hin, dass die Liebe zu Madeleine Swann (Léa Seydoux) dem MI6-Agenten in Keine Zeit zu sterben zum Verhängnis wird - die Musik spiegelt das.

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben

Billie Eilish transportiert genau die Zerbrechlichkeit, die Daniel Craigs James Bond in erster Linie überhaupt ausgezeichnet hat, nachdem mit Pierce Brosnan als nahezu unbesiegbarer Action-Held in unsichtbaren Autos und Atom-U-Booten die Welt rettete. Billie Eilish dringt gerade in den ersten zwei Minuten ihres Songs zu dieser verletzlichen Seite vor und schafft damit eine gespenstische Atmosphäre.

Billie Eilishs Bond-Song ist ein fantastischer Albtraum

Da hört sich No Time to Die deutlich weniger nach dieser großen Ballade an, wie sie etwa Sam Smith vor dem Hintergrund von Tentakeln und Totenköpfen heraufbeschwörte. Stattdessen rücken Trauer, Schmerz und Enttäuschung in den Vordergrund. James Bond ist gebrochen und gescheitert: Da spielt es keine Rolle mehr, ob Billie Eilish von der Angst verlorener Teenager oder verlorener Geheimagenten singt.

Weder Skyfall noch Writings on the Wall ermöglichten eine Intimität, die sich mit dem Moment vergleichen lässt, wenn Bllie Eilish mit ihrem gehauchten "I should have known" einsetzt. Die Geister der Vergangenheit werden James Bond niemals in Ruhe lassen, egal wie oft er versucht, sich aus diesem Leben voller Gewalt und Tod zurückzuziehen. Der letzte Akkord - angelehnt an eines der wohl bekanntes musikalischen Bond-Motive - manifestiert den Teufelskreis.

Man sieht den Tod förmlich, wie er mit einem Grinsen den Hut zieht, ehe James Bond aus seinem Albtraum erwacht und realisiert, dass seine echte Welt die Hölle ist, der er nicht entkommen kann. Denn während alle wichtigen Menschen um ihn herum (angefangen bei Vesper Lynd bis hin zu M) sterben, ist er derjenige, der keine Zeit dafür hat. Billie Eilish versteht das und begleitet ihn als einfühlsames Gespenst auf dieser Reise.

James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben startet am 2. April 2020 in den deutschen Kinos.

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