James Cameron - Bombast zwischen Grips und Seele

16.08.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Auch schon 60: James Cameron
20th Century Fox of Germany
Auch schon 60: James Cameron
20
13
Zu James Camerons 60. Geburtstag werfen wir einen Blick darauf, wie er zu einem der bedeutendsten Actionregisseure der Geschichte wurde, worin sein Einfluss auf das Blockbusterkino liegt, und was seine Filme so besonders macht.

Alles begann mit einem Albtraum. Wobei es eigentlich sogar zwei waren, ein sprichwörtlicher und ein realer. Nachdem er wie so viele andere bei Roger Corman gelernt hatte, wollte der 26-jährige James Cameron 1981 mit der Billighorror-Fortsetzung Piranha II - Fliegende Killer sein Regiedebüt geben, war aber nach wenigen Drehtagen in Italien gefeuert worden. Während er in Rom versuchte, seinen Namen aus den Credits des Projekts entfernen zu lassen, erkrankte Cameron und durchlitt in Folge dessen einen folgenreichen Fiebertraum. In diesem erschien ihm eine metallene, roboterartige Schreckensfigur, die bedrohlich aus einem tosenden Feuer auftauchte, und von der Cameron überzeugt war, dass sie einmal ein menschliches Äußeres gehabt habe. Sofort brachte Cameron seine Vision zu Papier, und der Terminator war geboren.

Maschinenmenschen und starke Frauen

Schon in diesem ersten „richtigen“ James Cameron-Film war 1984 das meiste von dem vorhanden, was auch seine weiteren Werke auszeichnen sollte. Zuallererst natürlich die im Wortsinne atemberaubende Action, die er hier noch mit einem vergleichsweise geringen Budget inszenierte, die aber die Zuschauer ebenso wie die Protagonisten in ihrem eisernen Griff hielt. Doch auch mit wenig Geld gelang es unter der Oberaufsicht des Spezialeffekt-Meisters Stan Winston, den erbarmungslosen Cyborg aus James Camerons Zeichnungen eindrucksvoll auf Zelluloid zu bannen. Als ebenso entschlossen wie die von Arnold Schwarzenegger verkörperte Kampfmaschine, und noch dazu als wesentlich komplexer, erwiesen sich seine menschlichen Gegenspieler, vor allem Linda Hamilton als wehrhafte Sarah Connor.

Mit ihr schuf Cameron den ersten seiner zahlreichen weiblichen Charaktere, die sich ihrer Haut ebenso gut, wenn nicht sogar besser, als die Herren der Schöpfung zu erweisen wissen. Nicht unbedingt, um damit ein geschlechtspolitisches Statement zu setzen, sondern wohl vor allem, um den althergebrachten Stereotypen im Actiongenre eine breitere Auswahl an interessanten Figuren entgegenzusetzen. Camerons Filme handeln nun einmal von hingebungsvollen Profis, die, egal, ob Mann oder Frau, tun, was getan werden muss. Bereits in Terminator spielten auch die Beziehungen zwischen den Charakteren eine große Rolle, wenn auch die später oft so präsenten Familienbanden hier nur in ihren Anfängen zu finden waren. Als Fundament diente dem Ganzen schließlich eine Geschichte, die all die bombastischen Schauwerte mit genügend Fragen zur Selbstüberschätzung der Menschheit kombinierte, um auch über den Kinobesuch hinaus zum Nachdenken anzuregen und zu beweisen: Action muss nicht blöd sein. 

In Aliens - Die Rückkehr zeigte James Cameron dann zwei Jahre später, dass er auch mit einem wesentlich größeren Budget umzugehen vermochte. Die wie für Cameron gemachte Ellen Ripley, die im Vergleich mit Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt noch mal eine gute Schippe Entschlossenheit drauflegte, deutete schon die Entwicklung an, die Sarah Connor später durchgemacht haben sollte. Ripley musste sich auch gleich noch mit einem weiblichen Gegner in Form der Alien-Königin duellieren, mit der sich Sigourney Weaver einen Kampf um das Mädchen Newt lieferte, ihrerseits ebenfalls eine Überlebenskünstlerin. In einer bis dato selten gekannten Intensität illustrierte Cameron dabei die Hilflosigkeit der Marines, die sich zwar allen Herausforderungen überlegen glaubten, letztendlich aber doch nur in ihren festgefahrenen Wegen gefangen waren.

Der Ozean und die Spezialeffekte

Mit dem Tiefseeabenteuer The Abyss wandte sich der weiträumig interessierte Cameron 1989 dem Ozean zu, der ihn als Spiel- und Dokumentarfilm-Schauplatz lange Zeit nicht mehr loslassen sollte. Abermals erschuf er eine die Zuschauer in ihren Bann ziehende fremde Welt, die sowohl von zwischenmenschlichen Reibereien, als auch von gesamtgesellschaftlichen Konflikten durchzogen ist. Doch während der Menschheit im Film abermals vor Augen geführt wird, dass sie ihre Grenzen auch in technischer Hinsicht überschritten hat, warf der technikbegeisterte Cameron mit dem berühmten computergenerierten Morphingeffekt des außerirdischen Wasser-Wesens einen ersten Blick auf die CGI-Zukunft des Blockbuster-Kinos.

Für diese Zukunft gab dann 1991 Terminator 2 - Tag der Abrechnung den unüberhörbaren Startschuss. Mit einem für heutige Verhältnisse verschwindend geringem CGI-Einsatz im Verhältnis zur Filmlänge entstand hier der fast beliebig wandelbare T-1000 und ebnete computergenerierten Effekten den Einzug in jeden Blockbuster. Doch verließ sich Cameron, im Gegensatz zu so vielen nachfolgenden Regisseuren der CGI-Ära, nicht nur auf dramatisch geschickt eingesetzte Schauwerte. So beängstigend kalt-mechanisch, wie Robert Patricks Verkörperung des Killer-Cyborgs in seiner menschlichen Gestalt war, so humanisiert-humoristisch wurde Arnold Schwarzeneggers Darstellung des alten Terminators. Fast schon als eine Art Ersatzvater wurde er in die Connor-Familie integriert, die abermals den Mittelpunkt der Handlung bildete und so die nie gekannten Actionszenen erdete. Auflockerungen wie dem teils neunmalklugen John Connor standen zudem beängstigend intensive Szenen wie Sarahs Demütigung in der Psychiatrie und ihre Vision eines nuklearen Holocaust gegenüber.

Die Filme von James Cameron

Vollends leichtgewichtig geriet dagegen Schwarzeneggers dritter Auftritt für James Cameron als Geheimagent in True Lies - Wahre Lügen, in dem Familienprobleme und bombastische Action einmal nicht mit einer mahnenden und im Kern nachdenklichen Geschichte verbunden waren. Doch wie zuvor standen auch hier Charaktere im Zentrum, die sich der Ausübung ihrer Arbeit mit Leib und Seele widmen, allerdings mit wesentlich mehr Vergnügen als in Camerons vorigen Filmen.

Rekorde über Rekorde

Zurück zur See hieß es dann für das Mammutprojekt Titanic, bei dem nicht nur das Drama und die Zerstörung neue Höhen erreichten, sondern auch die Romantik. Zwar war die Bedrohung für die Figuren absolut diesseitig, geriet aber durch den Wechsel von Weltuntergangs-Szenarien zu einem tatsächlichen Untergang nicht minder verstörend oder tödlich. Der Lohn war nicht nur der Titel des erfolgreichsten Filmes aller bisherigen Zeiten, sondern 1998 auch noch ein Regie-Oscar (neben 10 weiteren für den Film) für James Cameron.

Dergestalt zum „König der Welt“ gekrönt, entsagte James Cameron anschließend für über zehn Jahre dem Spielfilm, um sich mit den Dokumentationen Die Geister der Titanic und Aliens der Meere seiner Leidenschaft für tatsächliche Abenteuer in den Tiefen des Ozeans zu widmen.

Mit Avatar - Aufbruch nach Pandora von 2009 beerbte sich Cameron schließlich nicht nur selbst als Inhaber des Titels „Regisseur des erfolgreichsten Films aller bisherigen Zeiten“, sondern erwies sich mit der Verwendung von 3D erneut als Vorreiter einer Technik, die seitdem das Spektakel-Kino dominiert. Ebenso wie technisch, markierte Avatar dabei in gewisser Weise auch inhaltlich den genauen Gegenpol zum ein Vierteljahrhundert zuvor erschienenen Terminator: Während dort die Menschheit durch ein plötzlich in der echten Welt auftauchendes Fantasiewesen bedroht wurde, waren es in Avatar die Menschen, die in eine Fantasiewelt einfielen. Um es mit den Invasoren aufzunehmen, musste die menschliche Hauptfigur schließlich selbst zu einem dieser Fantasiewesen werden, und auch die Zuschauer versanken ganz und gar in den computergenerierten Bildern. Wo James Cameron in seinem römischen Alptraum von einem künstlichen Wesen aus Stahl gequält wurde, erweisen sich die Fantasiegestalten aus Avatar, ganz aus Bits und Bytes bestehend, nun als bessere Alternative zur Menschheit.

Was fasziniert euch besonders an den Filmen von James Cameron?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News