Janas Cannes-Liebling - Pulp Fiction

25.05.2012 - 08:50 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Coole Gangster: Vincent und Jules in Pulp Fiction
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Coole Gangster: Vincent und Jules in Pulp Fiction
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Pulp Fiction sollte jedem Cineasten ein Begriff sein. Doch dass der Streifen 1994 die Goldene Palme als bester Film in Cannes abräumte, wissen die wenigstens.

Für meinen Cannes-Favoriten habe ich mir heute einen etwas unbekannteren Gewinner der Goldenen Palme heraus gepickt. Quentin Tarantino konnte mit seinem Independentfilm im Jahr 1994 viel Lob ernten und am Ende die begehrte Trophäe mit nach Hause nehmen. Spaß beiseite: Tatsächlich ist Pulp Fiction wohl einer der bekanntesten Filme, die je die Auszeichnung als Bester Film in Cannes erhalten haben. Der große Erfolg des ausgefallenen Gangsterfilms überraschte dabei nicht nur viele Kritiker und Zuschauer, sondern in erster Linie Regisseur und Drehbuchautor Tarantino selbst. Denn laut eigenen Angaben ist er nie davon ausgegangen, mit seinen Filmen Preise zu gewinnen.

Und doch hat Pulp Fiction jede seiner Auszeichnungen verdient. Neben der Goldenen Palme erhielt Quentin Tarantino auch einen Golden Globe und einen Oscar für das Beste Drehbuch. Der Film schlug nicht nur wegen seiner 265 Fuck Yous ein wie eine Bombe. Er kam zu einer Zeit, in der wir ihn brauchten, wo er das Filmgeschäft aufrischen und revolutionieren konnte bzw. musste. Wer mit Erwartungen an diesen Film heran ging, hatte schon mal von Anfang an die falsche Einstellung. Denn egal, was wir von diesem postmodernen Meisterwerk erwarten, wir liegen mit Sicherheit daneben. Pulp Fiction ist so viel mehr als Gangster-, Krimifilm oder Komödie. Tarantino schmeißt alle Konventionen über den Haufen und kreiert seine eigene abgefahrene Interpretation des Genres, die die Zuschauer entweder völlig begeisert oder verstört in ihren Kinosesseln zurück läßt.

Das war schon immer typisch Tarantino: Er hat die Leute gespalten. Entweder sie lieben seine Filme, oder sie können ihnen rein gar nichts abgewinnen. Dazwischen gibt es fast gar nichts. Umso überraschender war es für ihn, mit seiner 8 Millionen Dollar-Produktion (alleine 5 Million davon verfielen auf die Schauspielergehälter) derart guten Anklang sowohl bei Kritikern als auch bei Kinobesuchern zu bekommen. Ein Teil des Erfolgs ist sicherlich den sympathischen, verschrobenen und skurrilen Charakteren zuzuschreiben. Da wundert es doch sehr, dass Herr Tarantino einer gewissen Uma Thurman beinahe das gesamte Skript erst am Telefon vorlesen musste, bevor diese einwilligte, die Rolle der Mia zu übernehmen. Wie es sich für einen richtigen Tarantino gehört, übernimmt der Regisseur in seinem Werk natürlich auch selbst einen kleinen Part. Nachdem er zwischen den Charakteren von Lance und Jimmie schwankte, entschied er sich letztendlich, die Rolle des Jimmies in der Bonnie Situation zu übernehmen, da er bei der Überdosis-Szene in Lance’ Wohnung hinter der Kamera agieren wollte.

Alleine, um die unbeschreibbar coolen, ausgefallenen, legendären, tarantino’schen Dialoge von Pulp Fiction zu würdigen, müsste ich hier wahrscheinlich eine eigene Rubrik eröffnen. Viele der Zitate, von Diskussionen über Fußmassagen bis zur Betitelung bestimmter Burger in Europa, haben es in Listen der erinnerungswürdigsten Filmzitate aller Zeiten geschafft und finden auch noch heute einen immensen Gebrauch im normalen Alltag.

Oft parodiert, noch viel öfter zitiert und zum Vorbild genommen, ist Pulp Fiction ein filmisches Meisterwerk, das in seiner Klasse ungeschlagen bleibt – höchstens vom Meister selbst.

Zum Schluss des Resümees stellt sich im Grunde nur noch eine Frage: Was zur Hölle ist in diesem verdammten Koffer?

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