Dass Kostümdramen nicht im Kitsch ertrinken müssen, beweist die stilvolle Mini-Serie Stolz und Vorurteil, die 1995 für die BBC produziert wurde. Anders als bei der letzten Hollywood-Verfilmung Stolz und Vorurteil mit Keira Knightley, die den ganzen Stoff in nur 127 Minuten Laufzeit verpacken und damit zwangsläufig an der Oberfläche bleiben musste, bietet die sechsteilige BBC-Variante eine 330 Minuten lange werkgetreue Umsetzung. Besonders erfreulich ist, dass Arte die deutsche Langfassung ausstrahlt und nicht die 1997 für das ZDF auf 270 Minuten gekürzte Variante – auch, wenn wir dadurch mit einer wechselnden Synchronisation leben müssen.
Der Literaturklassiker Stolz und Vorurteil wurde erstmals 1813 veröffentlicht und gilt als der bekannteste Roman von Jane Austen, der ihr schon zu Lebzeiten große Erfolge bescherte. Sie erzählt hier die Geschichte von Mr. Bennet (Benjamin Whitrow) und seinen fünf Töchtern, von denen vor allem die selbstbewusste und störrische ‘Lizzy’ (Jennifer Ehle), ihre große rehäugige Schwester Jane (Susannah Harker) und der Wildfang Lydia (Julia Sawalha) im Zentrum stehen. Die Familie Bennet lebt auf einem Landwesen in der Nähe von London und besonders der hysterischen Mrs. Bennet (Alison Steadman) ist daran gelegen, ihre Töchter möglichst reich zu verheiraten um die Existenz der Familie zu sichern. Da kommt ihr der vermögende und charmante neue Nachbar Mr. Bingley (Crispin Bonham-Carter) gerade recht, der auch noch seinen Freund Mr. Darcy (Colin Firth) mitgebracht hat. Doch der lässt anfangs niemanden an sich heran und gibt sich nicht nur geheimnisvoll, sondern auch arrogant und abweisend. Erst als er der schlagfertigen Elizabeth Bennet begegnet und diese ihn ebenfalls mit Verachtung straft, scheint sie seinen Panzer aufzubrechen. Doch bevor sich beide ihre Gefühle eingestehen können, müssen der beiderseitige Stolz und die gegenseitigen Vorbehalte überwunden werden.
Auch, wenn sich das vordergründig vielleicht nur nach einem typischen Liebesreigen anhören mag: In Jane Austens Romanen geht es letztlich um mehr. Sie beschreibt sehr scharfsinnig die britische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts und betrachtet dabei vor allem auch den Status der Frau. Ihre Popularität zeigt sich in den zahlreichen Verfilmungen ihrer Werke, von denen die preisgekrönte BBC-Serie Stolz und Vorurteil aber die erfolgreichste blieb. Vor allem ihre Schauspieler wurden honoriert: Jennifer Ehle bekam den BAFTA-Award und Colin Firth wurde der Broadcasting Press Guild Award verliehen. Außerdem bedeutete die Rolle des zunächst unnahbaren und unterkühlten Mr. Darcy seinen internationelen Durchbruch. Die Serie ist allerdings auch bis in die kleinste Nebenrolle überzeugend besetzt und ist nicht nur dadurch mehr als sehenswert.
Arte strahlt Stolz und Vorurteil bis einschließlich 21. Juni jeweils Donnerstags in Doppelfolgen aus. Ab dem 28. Juni geht es dann bei der Jane Austen-Reihe mit der dreiteiligen BBC-Serie Sinn und Sinnlichkeit (unter anderem mit Dominic Cooper) weiter, im Juli folgt noch Lost in Austen. Falls ihr noch Bewegtbildmaterial benötigt, um vollends überzeugt zu sein: Arte liefert euch sowohl einen anschaulichen Trailer also auch einen kurzen Ausschnitt aus dem zweiten Teil von Stolz und Vorurteil.
Was: Stolz und Vorurteil (1995)
Wann: 20:15 Uhr
Wo: Arte
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