Jetzt bei Amazon Prime: Dieser kannibalistische Kultfilm fordert übermenschliches Durchhaltevermögen

03.01.2022 - 08:30 Uhr
Helen Mirren in Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber
Universal/Amazon
Helen Mirren in Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber
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Bei Amazon Prime gibt es seit Kurzem ein verstörendes Meisterwerk mit Helen Mirren in einer ihrer besten Rollen. Was es mit dem 120-minütigen Alptraum auf sich hat, erfahrt ihr hier.

An diesem Film spalten sich die Geister. Die einen bezeichnen ihn als "Meisterwerk der Filmerfindung" (Financial Times), andere als "totes Stück Fleisch" (Chicago Reader). Gemeint ist Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber von Regisseur Peter Greenaway. Seit Kurzem steht der umstrittene Film mit Helen Mirren (The Queen) und Michael Gambon (Harry Potter und der Feuerkelch) bei Amazon Prime Video zum Streaming bereit. Er verlangt viel vom Publikum, allen voran Durchhaltevermögen.

Schaut euch den Trailer für Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber an:

The Cook, The Thief, His Wife & Her Lover Trailer
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Worum geht es in dem Film bei Amazon Prime?

Der Titel des 1989 erschienenen Ausnahmewerks reiht alle relevanten Personen auf wie eine blutige Perlenkette: Der Koch (Richard Bohringer) führt ein exquisites Restaurant, leidet jedoch unter der Kontrolle des Gangsters bzw. Diebes (Michael Gambon). Dieser Albert Spica ist eine unausstehliche Bestie ohne Manieren oder Moral. Da verwundert es kaum, dass seine von ihm gequälte Ehefrau Georgina (Helen Mirren) eine Affäre mit dem Besitzer eines Buchladens (Alan Howard) beginnt. Früher oder später erfährt der Dieb aber von dem Liebhaber.

Was macht den Film von Peter Greenaway so extrem (sehenswert)?

Warum erfordert ausgerechnet diese generische Eifersuchtsgeschichte eine FSK-18-Altersfreigabe? Zunächst einmal ist Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber ein bemerkenswert rücksichtsloser Film.

Die Handlung spielt sich größtenteils in dem Restaurant ab und hat in der farbkodierten Inszenierung etwas Bühnenhaftes. Mitten in die kunstvolle Rahmung, zwischen Kostümen von Star-Designer Jean-Paul Gaultier und Musik von Michael Nyman setzt Greenaway jedoch ein abscheuliches Schauspiel.

Helen Mirren, Michael Gambon und Tim Roth

Triebfeder der Widerwärtigkeit ist Michael Gambons Gangster, der seine Untergebenen (inklusive Ehefrau) konsequent wie den letzten Dreck behandelt. Gambons ekelhafter Bösewicht ist ein ausgemachter Brutalo, ein Sadist und, am schlimmsten, absolut geschmacklos. Alles, was die Inszenierung oberflächlich suggeriert – Klasse, Kunstfertigkeit, Schönheit – prallt an diesem Barbaren ab.

Diesem eskalierendem Verhalten 120 Minuten lang zuzuschauen erfordert sowieso schon einen harten Cineasten-Magen. Viel schlimmer wird die Seh-Erfahrung aber, weil der Film Genre-Konventionen umgeht, die so ein Verhalten in einen erträglichen Kontext setzen. Es ist eben kein überhöhter Gangsterstreifen. Die Brutalität in Brian de Palmas Scarface wirkt beispielsweise weit weniger schockierend als Greenaways schwer erträgliche Alptraum-Vision.

Dieser ungewöhnliche Ansatz macht Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber sehenswert, besonders wenn ihr ein Herz für Stanley Kubricks Gewalteskapade Uhrwerk Orange habt. Wer einschaltet, kann sich über eine grandiose Besetzung freuen (neben Gambon und Mirren sind auch Tim Roth und Ciarán Hinds dabei) und entdeckt in der Abrechnung mit dem reichen, herzlosen Albert Spica vielleicht auch einen Kommentar zur Politik von Margaret Thatcher in den dekadenten 80ern.

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