Joker mit Joaquin Phoenix: Wie sich DC vom Marvel-Einheitsbrei abheben will

17.08.2019 - 08:50 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
JokerWarner Bros.
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Im Gegensatz zu Marvel Studios wollen Warner und DC mehr auf individuelle Einzelfilme anstelle eines Cinematic Universe setzen. Dabei dürfte der kommende Joker-Film einen Meilenstein darstellen.

Im ständigen Konkurrenzkampf zog das DC Extended Universe (DCEU) gegen das Marvel Cinematic Universe (MCU) bislang immer den Kürzeren. Finanziell ist Kevin Feiges Superhelden-Universum sowieso nicht einzuholen. In der Vergangenheit war es jedoch vor allem die mangelnde Qualität, die DCEU-Filmen wie Batman v Superman: Dawn of Justice oder Suicide Squad oftmals vorgeworfen wurde.

Zuletzt verbesserte DC seinen Ruf durch Filme wie Wonder Woman, Aquaman und Shazam! spürbar, was an dem vermehrt leichteren, unterhaltsameren Ton liegen dürfte, die diese im Vergleich zur sonst so ernsten, finsteren Atmosphäre ausstrahlten. Mit dem einen, großen Prestigeprojekt, um sich eindeutig vom MCU abzuheben, kann DC bislang aber noch nicht prahlen. Der im Oktober erscheinende Joker-Film dürfte das aber endgültig ändern.

  • Der Joker-Film steht losgelöst vom Cinematic Universe-Zwang für sich.
  • Mit Joker verfolgt DC Ambitionen einer ernstzunehmenden Charakterstudie.
  • Zum ersten Mal steht ein gefeierter Schauspieler vor und nicht hinter der Comicfigur.

Joker treibt eine neue Ära für DC voran

Joker

Das MCU lebt davon, Geschichten und Figuren in den einzelnen Filmen wie in Serienstaffeln miteinander zu verknüpfen. Dieses Cinematic Universe-Konzept, das mittlerweile für jedes Studio als sichere Erfolgsstrategie gilt, schlug im DCEU jedoch fehl. Die erste große Zusammenkunft der DC-Helden Superman, Batman, Wonder Woman, Aquaman & Co. in Justice League war ein kommerzieller wie künstlerischer Fehlschlag, der im Windschatten der Avengers nur müde belächelt wurde.

Für die Zukunft scheint Warner Bros. sein DC-Filmuniversum jetzt in eine ganz andere Richtung lenken zu wollen. Anstelle des Cinematic Universe-Vernetzungszwangs sollen von nun an individuelle Figuren und Geschichten für sich stehen. Dabei wird der Fokus vor allem stärker auf künstlerische Visionen gesetzt. Ein Ansatz, den sich das MCU, in dem Regisseure oftmals wie Erfüllungsgehilfen des Studios arbeiten müssen, als Kritikpunkt gefallen lassen muss.

Nach Joker steuert das DC-Filmuniversum auch in Zukunft weiter in eigenwilligere Dimensionen vor. Hierfür sprechen kommende Projekte wie der Harley Quinn-Film Birds of Prey und The Batman mit Robert Pattinson von Matt Reeves.

Bei Letzterem liegt der Fokus momentan schon voll und ganz auf der aufregenden Wahl des Hauptdarstellers, während der Film selbst als düsterer Detektiv-Noir beschrieben wird, der sich von den bekannten Filmen löst.

Joker steht völlig losgelöst von den Comics für eine ganz neue Geschichte

Eine persönliche Handschrift war in den letzten DC-Filmen wie Aquaman und Shazam! bereits deutlich zu erkennen, doch der kommende Joker dürfte hierbei den vorläufigen Höhepunkt darstellen. Obwohl es sich bei dem Joker um den wohl bekanntesten Batman-Schurken handelt, wird die Figur von Regisseur Todd Phillips und seinem Drehbuchautoren-Team neu interpretiert.

Joker

Im Interview mit Empire  verdeutlichte Regisseur Todd Phillips diesen Ansatz, indem er verriet, dass für Joker sämtliche existierenden Comic-Vorlagen ignoriert wurden. Als ebenso gewagten wie aufregenden Ansatz beschrieb Philipps daher auch, dass der Film selbst gar nicht so sehr von der bekannten Version des Jokers als ikonischer Batman-Bösewicht handeln soll. Vielmehr ginge es in der Geschichte um den Mann und wie dieser zum Joker wird.

Auch an höherer Anerkennung mangelt es dem kommenden Schurken-Film nicht. Seine Weltpremiere wird Joker im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele in Venedig feiern, wobei der Film kurz darauf auch schon beim Toronto International Film Festival gezeigt wird. Eine Ehre, die den Beiträgen der MCU-Schmiede bislang verwehrt blieb.

Mit Black Panther hat Kevin Feige sein Comicfilm-Universum zuletzt schon auf Oscar-Kurs gebracht. Am Ende reichte es für das in 7 Kategorien nominierte (darunter auch die Königsklasse Bester Film) Werk aber nur für 3 Oscars in den Kategorien Bestes Szenenbild, Bestes Kostümdesign und Beste Filmmusik.

Joker hat durch seine Aufmerksamkeit bei großen Filmfestivals aktuell realistische Oscar-Chancen in den großen Kategorien.

Joaquin Phoenix ist eine perfekte Wahl als Joker

Untrennbar mit der hohen Erwartungshaltung an Joker verknüpft ist die Wahl des Hauptdarstellers. Als offiziell verkündet wurde, dass Joaquin Phoenix die Hauptrolle in dem Film spielen würde, kam die Meldung sogleich einer Sensation gleich. Im anspruchsvollen, extrem wählerischen Rollenschema des eigenwilligen Charakterdarstellers wirkte die Verpflichtung für eine Comicverfilmung bislang eher wie eine exotische Abwegigkeit.

Spätestens der erste Trailer zu Joker zeigte aber dann eindrucksvoll, dass Phoenix die an den Film und vor allem seine Performance gestellten Erwartungen mühelos erfüllen oder übertrumpfen könnte. Neben den angemessen düsteren Bildern, in denen sich genannte Vorbilder wie Martin Scorseses Taxi Driver und King of Comedy direkt erkennen lassen, ist der Hauptdarsteller schon im Trailer ein Ereignis für sich.

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Der Trailer zeigt den Protagonisten Arthur Fleck als ausgestoßenen, von der Gesellschaft zu Boden geworfenen Verlierer. Zwischen stiller Verzweiflung und aufkeimendem Wahnsinn legt ein sichtlich abgemagerter Phoenix seine Figur an, die später in der vertrauten Joker-Aufmachung für psychotischen Schrecken sorgen dürfte.

Regelrecht euphorisiert lässt einen die Schauspielleistung des Hauptdarstellers schon nach dem Trailer zurück, was Joker ebenfalls von der Marvel-Konkurrenz unterscheidet. Während auch dort Schauspieler wie Robert Downey Jr., Chris Evans oder Scarlett Johannson von Millionen Fans verehrt werden, sind es doch die Superhelden Iron Man, Captain America und Black Widow, die über den Stars stehen.

Bei Joker verhält es sich genau umgekehrt. Zuschauer sehen sich Avengers 4: Endgame an, weil sie Thor sehen wollen, der von Chris Hemsworth gespielt wird. Joker werden sich Zuschauer ansehen, weil sie Joaquin Phoenix sehen wollen, der den Joker spielt.

Freut ihr euch schon auf Joker mit Joaquin Phoenix?

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