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Knight of Cups - Terrence Malick ist zurück

12.02.2015 - 02:29 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Christian Bale in "Knight of Cups"
Dogwood Pictures
Christian Bale in "Knight of Cups"
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Die neuesten Filme von Terrence Malick und Wim Wenders haben mir erheblich besser gefallen als ich es erwartet habe. Besonders "Knight of Cups" konnte mich wirklich begeistern. Am Abend sah ich dann noch zwei leider eher schwache Filme aus Japan.

Nun habe ich meine kompletten Tickets für die Berlinale 2015 zusammen. Kein Anstehen mehr, kein allzu frühes Aufstehen, einfach nur noch Filme geniessen. Dazu traf ich mich heute Morgen bereits um 9Uhr mit dem Moviepiloten WuaghhhhXMA, um mich mit den aktuellen Filmen von Terrence Malick und Wim Wenders im Wettbewerb zu beschäftigen. Am Abend standen dann noch zwei japanische Filme im Forum an.

Knight of Cups ist eine Offenbarung

Ob man Terrence Malicks neuesten Film mag hängt wohl davon ab, ob man dessen Arbeit mag oder eben nicht. Wem The Tree of Life oder To the Wonder nicht gefallen, dem wird Knight of Cups ganz sicher auch nichts geben. Ich dand ihn jedoch wieder richtig gut. Eigentlich sogar besser als die beiden Vorgängerfilme. Sowohl thematisch wie auch stilistisch. Natürlich erfindet sich Malick hier nicht neu. Die Kameraarbeit von Emmanuel Lubezki ist vergleichbar mit den letzten Filmen, aber eben auch genauso grandios und überwältigend. Der Film kann mit einem wundervollen Darstellerensemble aufwarten: Christian Bale, Natalie Portman, Freida Pinto, Cate Blanchett, Antonio Banderas, Brian Dennehy, Wes Bentley und sogar Armin Mueller-Stahl. Die bekannte Esoterik des Kinomagiers Malick ist erneut zu finden. Ich kann persönlich damit auch wenig anfangen, nur wirklich stören tut sie mich nicht. Das Verlangen nach Natur und der Wunsch nach einer anderen Weltverbundenheit kann eigentlich nur jemand haben, der sie verloren hat. Aber in Hollywood hat alles und jeder die Verbindung zur Realität verloren. Knight of Cups greift genau diesen Gedanken auf und schickt seine Hauptfigur Rick, einen Filmemacher der Traumfabrik, auf eine Suche nach Anknüpfungspunkten. Er trifft seinen Vater, seinen Bruder, seine Exfrau und jede Menge weiblicher Gesellschaft, die mal mehr mal weniger Bedeutung für den Womanizer haben. Aber hilft ihm das? Er sucht in der Wüste, am Ozean, er sucht im Dschungel der Großstand Los Angeles, auf Partys oder auf Fotoshootings. In dem soghaften Bilderreigen, symbolisch für seine Gefühlslage, fällt es Rick jedoch schwer sich selbst und seine Existenz zu begreifen. Er sucht weiter. Weiß er überhaupt, was er sucht? Ehe ich jetzt zu sehr ins Schwärmen gerate, mache ich liebe mit dem nächsten Film eines großen Regisseures weiter.

Alles wird gut sein

Okay, ich glaube jetzt wird's langsam merkwürdig. Auch Every Thing Will Be Fine von Wim Wenders hat mir gefallen. Vielen Zuschauern ging es ganz offensichtlich vollkommen anders. Die Reaktionen waren eher verhalten. Bin ich zu unkritisch? Oder will ich einfach, dass mir die Filme gefallen? Jedenfalls hat mich die Geschichte und dessen Umsetzung wirklich in ihren Bann gezogen. Das Erzähltempo empfand ich als hervorragend. Das Schauspiel war mindestens okay. Der auf der Berlinale 2015 omnipräsente James Franco scheint manchmal vielleicht etwas blass zu bleiben, aber seine Langsamkeit und seine Verschlossenheit machen ihn zur perfekten Besetzung in diesem Film. Die Musik war vielleicht etwas übertrieben. Und mit dem 3D hatte ich zunächst auch meine Probleme. Ich fragte mich vorher, warum Wenders diese Geschichte unbedingt so drehen mußte. Aber eigentlich verlieh die Künstlichkeiten der 3D-Bilder dem Film ein passendes Gefühl. Ich kann das irgendwie kaum in Worte fassen. Die Figuren erscheinen möglicherweise etwas losgelöst von ihrer Umwelt; zumindest für Francos Figur Tomas passt dies ganz gut. Ob Wenders dies beabsichtigte weiß ich natürlich nicht, aber so habe ich es nun einmal empfunden. Ich habe den Eindruck, dass viele mit Charlotte Gainsbourg wenig anfangen können, aber mir ist erneut klar geworden, wie wundervoll ich sie finde. Ihre Stimme, ihre Aussprache und ihre gleichzeitig existierende Stärke und Verletzlichkeit begeistern mich einfach immer wieder.

Hommage: Goldener Ehrenbär für Wim Wenders

Wo ich schonmal bei Wim Wenders bin. Am Donnerstag Abend wird ihm der Goldene Ehrenbär für sein Lebenswerk verliehen. Ich muss ganz sicher niemandem hier den Stellenwert des 1945 in Düsseldorf geborenen Wenders erklären, oder? Ihm zu Ehren liefen in der Sektion Hommage eine Reihe an Filmen aus dem umfangreichen Schaffen des großen deutschen Filmemachers: Seine zweite Regiearbeit überhaupt Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1972), Alice in den Städten (1974), Im Lauf der Zeit (1976), Der amerikanische Freund (1977), Paris, Texas (1984), Tokyo-Ga (1985), sein Meisterwerk Der Himmel über Berlin (1987), Bis ans Ende der Welt im Director’s Cut (1991/1994), The Million Dollar Hotel (2000) und Pina (2011). Ich habe leider keinen dieser Filme auf meinem diesjährigen Berlinale-Zettel, aber die meisten habe ich sowieso schon gesehen oder ich konnte sie nicht in mein Programm einbinden. Besonders Tokyo-Ga hätte ich gerne einmal auf der großen Leinwand gesehen. In diesem wunderbaren Yasujirō Ozu verehrenden Film dokumentiert Wenders eine Reise nach Japan, auf der er sich auf die Spuren eines seiner (und meiner) Lieblingsregisseure begab.

Zweimal Japan im Forum

Dari Marusan von Izumi Takahashi zeichnet ein düsteres Bild der japanischen Gesellschaft. Die merkwürdig gemeinschaftliche Akzeptanz von Gewalt gegenüber Angestellten oder Schwächeren sowie die Hinnahme dessen durch die Opfer, weil sie sich nicht zur Wehr setzen wollen oder können, führt zu Veränderungen und Spätfolgen. Die Opfer von heute sind die Täter von morgen, so meint Takahashi. Gewalt erzeugt Gewalt. Immerhin gibt die Titelfigur, die taube Dari, Anlass zur Hoffnung. Sie wirkt als einzige stark und möchte ihr Schicksal nicht akzeptieren. Gesellschaftlich wird sie aufgrund ihrer Behinderung zur Aussenseiterin degradiert und als die scheinbar Schwächste angesehen. Aber Takahashi läßt sie zur Botschafterin werden: Die Kettenreaktion aus Gewalt und Druck läßt sich nur unterbrechen, wenn die Menschen im Umfand mit Mitgefühl und Liebe zu den Opfern stehen. Intellektuell kann ich die Absicht des Filmes verstehen, aber leider machen es mir die Widerwärtigkeiten in der ersten Hälfte des Filmes unmöglich ihn zu mögen. Typisch japanisch, möchte man meinen. Es gibt immer wieder solche Filme, die schlicht zu überzeichnet in ihrer Extreme sind. Außerdem ist der No-Budget-Film auch objektiv gesehen ziemlich schwach. Der Regisseur, der sich seine Brötchen durch kommerzielle Drehbücher verdient, zeigten seinen letzten Film Musunde-Hiraite im Forum der Berlinale 2008. Auch dieser Film hatte mir überhaupt nicht gefallen. Auch einer der Darsteller, Hiromasa Hirosue, ist in beiden Filmen vertreten gewesen. Er ist mir noch sehr "gut" im Gedächtnis geblieben. Er hat eine erschreckend in Erinnerung bleibende Präsenz auf der Kinoleinwand.

Auch mein zweiter Forumsfilm aus Japan, The Voice of Water (Mizu No Koe O Kiku) von Masashi Yamamoto, konnte mich nicht überzeugen. Zwar ist er erheblich besser als Dari Marusan, aber man merkt dem Film seinen unprofessionellen Ursprung an. Er ging aus einem Workshop für angehende Schauspieler hervor. Das schlägt sich in einigen negativen Dingen nieder. Es gibt beispielsweise zu viele unrelevante Nebenhandlungen, die auf die eigentliche Geschichte kaum Einfluss haben und nur vom Thema ablenken. Dass der Film mit seinen 129 Minuten einfach zu lang ausfällt, ist auch diesem Grund zuzuschreiben. Die Geschichte ist eigentlich ziemlich interessant: Eine koreanisch-stämmige Japanerin gründet eine merkwürdige Sekte, um den Menschen helfen zu wollen. Zur ihr kommen Vergewaltigungsopfer, Kranke, Arbeitslose und sonstige Aussenseiter. Aus der offensichtlichen Scharlatanin wird eine Hoffnungsträgerin, eine Symbolfigur. Wirklich eine schöne Satire bis dahin. Leider mischen im Verlauf noch windige Geschäftemacher, familiäre Probleme und die Yakuza mit und der Film verliert sich etwas. Eigentlich schade, sind die Schauspieler doch wirklich nicht schlecht. Auch einige der Figuren wirken äußerst sympathisch. Insgesamt fand ich The Voice of Water leider jedoch auch relativ langweilig.

Morgen werde ich zwei Wettbewerbsfilme schauen, in die ich beide große Erwartungen lege. Und ich freue mich sehr auf einen Dokumentarfilm über einen äußerst interessanten Regisseur der Gegenwart.


Zusammenfassung


Meine bisherigen Blogeinträge zur Berlinale:

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