Kriegsschauplätze und Krieg als Schauplatz

28.07.2010 - 08:50 Uhr
The Hurt Locker
Concorde
The Hurt Locker
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Vom klassischen Kriegsfilm über Dramen, Romanzen, Thriller, Abenteuerfilme bis hin zur Komödie dient Krieg als Hintergrund für die unterschiedlichsten Filme. Dies trifft auch auf den Irakkrieg zu, der seit der Invasion der Amerikaner im Jahr 2003 den Stoff für eine ganze Reihe Filme verschiedenster Genres geliefert hat.

Heute erscheint Green Zone auf DVD, Irakkriegsfilm, der zu Unrecht im Kino untergegangen ist. Green Zone mit Matt Damon und Greg Kinnear in den Hauptrollen ordnet sich ein in eine Reihe von (Anti)kriegsfilmen der neueren Generation. Selbstkritisch beäugen sie die eigene Position seit dem 11. September. Anlässlich des DVD-Starts von Green Zone haben wir euch diese Themenfilme zusammengetragen:

Krieg ist seit Anbeginn der Filmgeschichte ein Thema, das in den unterschiedlichsten Filmen genutzt wird. Klassische Kriegsfilme, die zum Großteil auf dem Schlachtfeld spielen und sich mit dem Konflikt an sich auseinandersetzen, bilden das Zentrum dieses ausdifferenzierten Genres. Von Filmen über den amerikanischen Bürgerkrieg wie Geburt einer Nation von 1915 über Filme zu den beiden Weltkriegen (Wege zum Ruhm, Der Soldat James Ryan) und dem Vietnamkrieg (Full Metal Jacket, Platoon) bis hin zu Konflikten der jüngeren Geschichte (Black Hawk Down, Jarhead – Willkommen im Dreck) ist im Laufe der Filmgeschichte schon so ziemlich jeder Konflikt in einem Kriegsfilm thematisiert worden. Immer wieder müssen Männer auch auf der Leinwand gemeinsam kämpfen und den Horror des Krieges durchleben.

Allerdings bedienen sich auch andere Genres des Kriegsszenarios, um Geschichten zu erzählen, die nicht direkt mit dem Krieg zu tun haben. Abenteuerfilme, Actionfilme, Thriller, Romanzen und sogar Komödien wie M.A.S.H. thematisieren Krieg, aber unter völlig unterschiedlichen Gesichtspunkten. Dabei sind die Grenzen fließend. Hier bildet auch der Irakkrieg keine Ausnahme. Seit seinem Beginn im Jahr 2003 hat auch dieser immer noch andauernde Konflikt mittlerweile den Hintergrund für die unterschiedlichsten Filme geliefert.

Kriegsfilme ohne Krieg

Einen klassischen Kriegsfilm zum Irakkrieg zu machen, scheint aufgrund der besonderen Form dieses Konflikts schwierig zu sein. Statt offene Kampfhandlungen auf dem Schlachtfeld zu inszenieren, zeigen uns die Filmemacher den zermürbenden Kriegsalltag der amerikanischen Soldaten im Irak. Die Bedrohung ist immer präsent, wenn auch nur indirekt. Ihr Tagesablauf ist bestimmt von Routine und permanenter Gefahr. Dokumentationen wie Gunner Palace zeigen das Leben der Soldaten zwischen Langeweile und Anspannung, aber auch im Oscar-Abräumer Tödliches Kommando – The Hurt Locker von Kathryn Bigelow wird genau das gezeigt, was den Irakkrieg ausmacht. Einen klassischen Krieg gibt es nicht, die Soldaten haben keinen sichtbaren Gegner, sondern verdächtigen aufgrund der permanenten Gefahr eines Anschlags jeden Einheimischen. Zwischen ihren Patroullien geht es nur darum, sich die Zeit bis zum nächsten Einsatz irgendwie zu vertreiben.

Dramen an der Heimatfront

Dass die Soldaten diese, vor allem psychische, Tortur nicht unbeschadet überstehen, ist ebenfalls ein entscheidendes Merkmal des Irakkriegs und z.B. Thema in dem eindringlichen Drama Im Tal von Elah. Dort sucht ein Vater gespielt von Tommy Lee Jones nach Spuren seines Sohnes, der nach seiner Rückkehr aus dem Irak spurlos verschwunden ist. Dabei werden die Probleme der traumatisierten Männer nach ihrer Rückkehr in die Heimat veranschaulicht. Eine ähnliche Thematik findet sich auch bei Home of the Brave und in Tödliches Kommando – The Hurt Locker wird ebenfalls gezeigt, wie schwierig der Übergang von Kriegs- zu Heimatalltag für die Soldaten sein kann.

Dramen wie Grace is Gone oder The Messenger – Die letzte Nachricht zeigen außerdem, wie Angehörige in den USA mit dem Verlust ihrer im Irak gefallenen Familienmitgliedern umgehen müssen. Der Krieg verlässt hier das Schlachtfeld und erreicht die Menschen indirekt auch weit entfernt vom Irak.

Thriller im Kriegsgebiet

Natürlich kommt bei einem so umstrittenen Krieg auch die politische Komponente nicht zu kurz. Dank der schleierhaften Hintergründe des Irakkriegs bieten sich Hollywood-Autoren viele Möglichkeiten, die wahren Ereignisse zu spannenden Thriller-Handlungen zu verarbeiten. In meist den actionreichen Filmen kommen die Akteure mehr oder weniger realen Verschwörungen auf die Schliche. In Der Mann, der niemals lebte wird Leonardo DiCaprio als supergeheimer CIA-Agent im Irak-Einsatz zum Spielball seiner Vorgesetzten und Matt Damon muss als Offizier in Green Zone sein Leben im Irak riskieren, obwohl die Gründe für den Einsatz mehr als fragwürdig sind.

Doch nicht nur Hollywood weiß, reale Ereignisse mit fiktionalen Elementen aufzubereiten. So sorgte 2006 der türkische Film Tal der Wölfe – Irak für reichlich Gesprächsstoff, da er die Amerikaner als aggressive Kriegstreiber darstellte.

Make Love not War

Aber im Krieg gibt es auch Platz für Romantik. Überaus schnulzig zeigt das Das Leuchten der Stille, wo der junge Soldat John (Channing Tatum) bei einem Heimaturlaub seine Traumfrau Savannah (Amanda Seyfried) kennen und lieben lernt. Als er wieder zurück in den Irak geht, wird die junge Liebe auf eine harte Probe gestellt.

Der Irakkrieg stört auch das Liebesglück von Roberto Benigni in Der Tiger und der Schnee. Als seine große Liebe Vittoria (Nicoletta Braschi) bei einem Anschlag im Irak verletzt wird, macht er sich in der Rolle des Dichters Attilio de Giovanni selbst in den Irak auf, um sie zu retten.

Wer zuletzt lacht

Mittlerweile trauen sich Filmemacher sogar, den Irakkrieg mit Humor zu verbinden. In Männer, die auf Ziegen starren trifft der Reporter Bob Wilten (Ewan McGregor) bei Recherchen zum Irakkrieg auf den ehemaligen Special Forces-Kämpfer Lyn Cassady (George Clooney), der ihm von einer geheimen Einheit innerhalb der US-Army erzählt, in der Soldaten parapsychologische Kampftechniken erlernen sollen. Der Irak dient hier als wilder, gesetzloser Ort, an dem Wilten und Cassady von einem Schlamassel ins nächste trudeln. Ähnlich nutzte auch schon die Komödie Three Kings den Irak, allerdings in der Zeit nach dem 1. Golfkrieg.

Da der Irakkrieg aber immer noch andauert und im Irak fast täglich Menschen sterben, ist es unwahrscheinlich, dass dieser Konflikt in naher Zukunft in vielen Komödien verarbeitet werden wird. Ernste Genres werden hier auch weiterhin die filmische Aufarbeitung prägen.

Welches Genre ist eurer Meinung nach gar nicht dazu geeignet, Krieg zu thematisieren?

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Green Zone mit Matt Damon in der Hauptrolle ist ab heute käuflich zu erwerben, unter anderem direkt bei amazon.de.

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