Kristen Wiig & die Comedy-Schmiede Saturday Night Live

22.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Kristen Wiig in Brautalarm
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Kristen Wiig in Brautalarm
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Kristen Wiig hat im Kino längst nicht so viele Spuren hinterlassen, wie es nach dem Erfolg von Brautalarm zu erwarten war. Unser heutiges Geburtstagskind gehört jedoch zu einer ganzen Generation von Saturday Night Live-Absolventen, die die US-Komödienlandschaft prägen wird.

288 Millionen Dollar spielte Brautalarm von Paul Feig, Annie Mumolo und Kristen Wiig 2011 weltweit ein. Viele Beobachter spekulierten damals über eine Trendwende in Hollywood, die mehr Frauen Hauptrollen abseits von Romantischen Komödien verschaffen sollte. Die große Revolution blieb bislang aus und so setzen dieses Jahr alle ihre Hoffnungen auf die Vorbildfunktion von Taffe Mädels. Für Kristen Wiig, die heute ihren 40. Geburtstag feiert, bildete Brautalarm immerhin das Sprungbrett für eine Kinokarriere. Damit gehört sie zur Speerspitze einer Generation von Saturday Night Live-Absolventen, die die Comedy-Institution in den 2000ern durchliefen und sich jetzt daran machen, die amerikanische Komödienlandschaft zu erobern.

Wie ihre Brautalarm-Kollegin Melissa McCarthy auch sammelte Kristen Wiig erste Erfahrungen im Impro-Geschäft in der Comedy-Truppe The Groundlings. Der in Los Angeles ansässige Club, dessen Mitglieder auch eine Art schulische Ausbildung durchlaufen können, bot Talenten wie Phil Hartman, Will Ferrell, Lisa Kudrow und Jon Lovitz eine erste Bühne und bildet immer wieder eine Quelle zukünftiger Saturday Night Live-Comedians. Seit 1975 wird die Sketch-Comedy-Show von Lorne Michaels bei NBC ausgestrahlt. In ihren frühen Jahren prägten Komiker wie Dan Aykroyd, John Belushi, Chevy Chase, Gilda Radner und Bill Murray die Sendung. Nachdem diese ins Kino verschwanden, folgten Eddie Murphy, Jon Lovitz, Julia Louis-Dreyfus und andere. Jedes Jahrzehnt bringt seine SNL-Generationen hervor. In den 90ern waren es Mike Myers, Will Ferrell, Chris Farley, Chris Rock und Adam Sandler, die für drei bis fünf Jahre Samstags auf den Bildschirmen amerikanischer Haushalte ihre Späße trieben, bevor sie sich endgültig für die große Leinwand entschieden.

Kristen Wiig stieß im November 2005 zum SNL-Cast, als die Truppe unter anderem aus Amy Poehler, Will Forte, Tina Fey, Maya Rudolph, Fred Armisen sowie den Neulingen Bill Hader, Jason Sudeikis und Andy Samberg bestand. Die Qualität von Saturday Night Live steht jede Woche aufs Neue zur nationalen Debatte und viele beobachten, angesichts der vergangenen Season Sketche zu Recht, einen schon länger andauernden Qualitätsabfall. Das lässt sich an endlos ausgetretenen wiederkehrenden Figuren ablesen wie Wiigs mittlerweile nervige Gilly oder ihre Target Lady. Trotzdem schafft es SNL immer wieder zum zeitweiligen gesellschaftlichen Fixpunkt zu werden, etwa während der Präsidentschaftswahlen 2008, als Tina Feys Sarah Palin- und Amy Poehlers Hillary Clinton-Parodien den realen Vorbildern die Show stahlen. Im Gegensatz zu Fey und Poehler musste Wiig bislang nicht den vertraglich vorgegebenen Weg durch NBCs Sitcom-Aufstellung nehmen. Das Network versucht durch entsprechende Klauseln nach Jahren, in denen Talente bei SNL berühmt wurden und anschließend den Studios Geld einbrachten, länger von der eigenen Comedy-Schmiede zu profitieren. Sieben Staffeln 30 Rock drehte Tina Fey nach ihrem Ausstieg bei der Show, Amy Poehler arbeitet gerade an Parks and Recreation Nummer 6. So verzögert sich, anders als bei den Generationen davor, der Sprung von SNL-Abgängern ins Kino, der Hype verpufft in einer Dauerpräsenz im Fernsehen.

Allzu deprimierend sehen die Aussichten für diese überaus vielversprechende Generation von Saturday Night Live-Absolventen trotzdem nicht aus. Jason Sudeikis, der kürzlich seinen Abschied erklärte, versuchte sich zuletzt mit Kill the Boss und Wir sind die Millers erfolgreich an den Kinokassen mit einer flexiblen Persona, irgendwo zwischen dem reinen Staight Man-Act von Jason Bateman und der überernsten Sillyness eines Steve Carell. Will Forte wagt in Nebraska von Alexander Payne den Sprung zum Charakterdarsteller, ähnlich wie Publikumsliebling Bill Hader (Die To-Do Liste), der problemlos zum nächsten Will Ferrell oder Mike Myers aufsteigen könnte.

Nimmt die Qualität der Show selbst ab, so bietet SNL auch nach 30 Jahren noch Bühne und Ausbildungsstätte für junge Komiker, die sich jeden Samstag live vor einem Millionenpublikum beweisen müssen. Kristen Wiig meisterte diese Herausforderung mit Bravour. Die erklärte Feministin, die als Lana Del Rey ebenso viel Spaß macht wie als Madonna oder Michele Bachmann, gab mit dem von ihr mitgeschriebenen Brautalarm vor, wohin die Kinoreise dieser SNL-Generation führen kann. Es ist die erste, die derart stark mit weiblichen Komikern besetzt ist und wenn auch die Womance-Komödie keinen Trend anstieß, so hat sie ähnlich wie 30 Rock und Parks and Recreation die Sichtbarkeit der Comediennes enorm erhöht. Wie großartig die eher im Kino beheimatete Wiig mit einem gut geschriebenen Charakter umzugehen vermag, zeigte sich kürzlich in Staffel 4 von arrested-development|rl. Da spielte sie die junge Version von Lucille Bluth. Jessica Walter verschaffte der gierigen Rabenmutter in drei Staffeln ein unvergessliches Gesicht und auf einmal war da Wiig mit ihrer Schönheitsmaske, das Whisky-Glas in der Hand, die Augen charakteristisch geweitet und wieder zusammengekniffen; ein einziger, unkommentierter Gesichtsausdruck, der die Figur auf den Punkt brachte und die Lacher aus dem Rachen lockte. Es war ein Moment, wie ihn nur geborene Komiker zustande bringen.

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