Mads Mikkelsen redet mit uns über Dr. Lecter & Marvel

08.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Mads Mikkelsen als John in The Salvation
Concorde Filmverleih
Mads Mikkelsen als John in The Salvation
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In The Salvation spielt Mads Mikkelsen einen blutdürstigen Rächer. Mit Blick auf den heutigen Kinostart des Westerns durfte ich vorab ein Telefon-Interview mit dem Hannibal-Darsteller führen. Außerdem plauderte er über Dr. Lecter, Marvel und Kung Fu.

Heute startet The Salvation in den deutschen Kinos. Im klassischen Stil kreierte Kristian Levring einen knallharten Western. Als Hauptdarsteller hat er sich den Dänen Mads Mikkelsen herausgepickt, der spätestens durch seine delikate Verkörperung des Dr. Lecters in der US-Serie Hannibal jedem Zuschauer ein Begriff sein sollte.

Im Rahmen des Kinostarts von The Salvation durfte ich bereits Mitte Juli ein Interview mit Mads Mikkelsen führen. Als dann "This is Mads" aus dem Hörer klang und ich ihn an der Strippe hatte, war ich doch (sehr) aufgeregt. Neben seinem Popularitätsstatus war es die Angst, die mich einschüchterte, dass mich Dr. Lecter zum Dinner einladen könnte. Schnell nahm mir der sympathische Schauspieler jedoch meine Nervosität und wir plauderten über seine rachsüchtige Rolle als John in The Salvation, die Gerüchte über Verhandlungen mit Marvel, seine Rolle als Dr. Lecter und seine Sympathie zum Kung Fu.

Eine wichtige und lustige Frage vorab: In der deutschen Produktion Die Tür sprichst du in vielen Szenen Deutsch, um die Authentizität des Charakters zu erhöhen. In einem Youtube-Video  verrätst du, dass du sehr gutes Deutsch sprichst, wenn du einige Bier getrunken hast. Nun, hast du heute schon ein paar Bier hinter dir?

Mads Mikkelsen: (lacht) Leider nicht, da hättest du mich gestern anrufen sollen, da habe ich ein paar Bier getrunken. Ich spreche Deutsch, aber es ist nicht wirklich gut, bleiben wir also lieber beim Englischen. 

Unsere moviepiloten sind sehr interessiert an Hintergrundinformationen zu den Charakteren in Filmen und Serien. In ein paar Sätzen, wie beschreibst du deinen Charakter John in The Salvation?

Mads Mikkelsen: Ich denke, John ist ein einfacher Mann, wie du und ich (!), der mit seinem Bruder nach Amerika auswandert und davon träumt, seine Familie ernähren zu können. Ein Mann, der in Frieden leben, seine Kinder und Enkel aufwachsen sehen und dann sterben will. Er ist kein Mann der Tat, er setzt sich lieber hin und betrachtet die Natur. Leider wird er durch die Ermordung seiner Familie zu etwas ganz anderem gemacht. Natürlich ist das letztendlich eine schwache Rechtfertigung, denn eine Wahl gibt es immer, so klein sie auch sein mag, aber John wäre ohne diese Umstände nicht der knallharte Charakter, der er nun ist.

Ich habe über dich gelesen, dass du kein Freund großer Nachforschungen für deine Rollen bist. Das fand ich unvorstellbar, ist das wahr? Wie war es bei The Salvation? Hast du dir ein paar knallharte Western angeschaut oder dich auf deine schauspielerischen Basics verlassen?

Mads Mikkelsen: So grundsätzlich lässt sich das nicht sagen, meine Herangehensweise variiert je nachdem, um welche Rolle es sich handelt. Geht es zum Beispiel um eine historische Figur, ist es wichtig, so viel wie möglich über sie herauszufinden. In The Salvation war das nicht der Fall. Klar, es gilt, die Zeit zu bedenken und die Art und Weise, wie Personen zu dieser Zeit miteinander sprachen, aber darüber hinaus gab es nicht viel. John ist ein Mann, wie er genauso gut heute leben könnte. Ich habe mich auf das Drehbuch verlassen. Denn was ich hier lese, hilft mir zu verstehen, wer der Charakter ist und wie er fühlt. Das Drehbuch ist also für mich das wichtigste Mittel, danach entscheide ich, welche Nachforschungen ich anstellen muss. Schritt für Schritt erschaffe ich den Charakter in mir und dann seine Oberfläche und hoffe, dass dabei jemand herausspringt, den ich als einen passenden Charakter akzeptiere.

In einem Interview des Tagesspiegels habe ich über dich gelesen, dass Bruce Lee und Charles Bronson deine Vorbilder waren. Ich bin sicher, dass du bei letzterem den Schauspieler, nicht den berüchtigten Schwerverbrecher und Gefängnisinsassen meinst. Was hat es mit den beiden auf sich?

Mads Mikkelsen:  (lacht) Natürlich. Aber ich meinte nicht Vorbilder im Sinne von "Ich will genau wie sie werden", sondern eher, dass sie mich unglaublich fasziniert haben. Was sie mit ihren Körpern anstellen konnten. Und ganz speziell, was sie mit ihrer Mimik ausgedrückt haben. Ich merkte einfach, dass bei ihnen auch etwas im Kopf vor sich ging. Sie sind beide ausgezeichnete Schauspieler.

Aber hast du nie einen Western mit Charles Bronson gesehen? Glaubst du nicht, er könnte dich in deiner Wahl, einen Western zu drehen oder der Art, wie du John kreierst, beeinflusst haben?

Mads Mikkelsen:  Oh doch, ich habe sicherlich einige Western mit ihm gesehen. Aber Bronson erschuf nach meiner Erinnerung seine Charaktere immer schon von Beginn der Handlung an abgebrüht, ohne vorangehendes fremdes Einwirken, wie es bei John der Fall ist.

Du hast in The Salvation das zweite Mal mit Eva Green zusammen gespielt. Wie war es diesmal? Ich meine, diesmal hatte sie ja deutlich weniger zu sprechen (Anm: Green hat in The Salvation keine Zunge) als in James Bond 007 - Casino Royale.

Mads Mikkelsen: Es war quasi die erste Arbeit zusammen, da wir in dem Bond-Film nur eine Szene zusammengedreht haben und die Interaktion sich lediglich auf den Austausch einiger Blicke beschränkte. Diesmal konnte ihr Charakter jedoch nicht sprechen. Wir sollten vielleicht irgendwann mal einen weiteren Film unter anderen Umständen zusammen machen.

Glaubst du, dass du nach deiner Rolle in The Salvation zur Western-Ikone der Jugend von heute oder morgen avancierst? So wie es einst John Wayne oder Charles Bronson vormachten? 

Mads Mikkelsen: Ich denke, um zur Ikone zu werden, müsste ich schon mehr als nur einen Western drehen. Wie viele hat John Wayne gemacht, ich denke so 80? (lacht) Ich bin sehr stolz auf The Salvation, der Film ist cool, schön und herzzerreißend und ich denke, jeder von uns Schauspielern, inklusive mir, hat einen Charakter geschaffen, den es dort draußen in der Welt auch gibt. Aber zu einer Ikone reicht das wohl nicht. 

Also willst du keine Western mehr machen?

Mads Mikkelsen: Sag niemals nie! Keiner weiß, was sich in der Zukunft ergibt. Aber heutzutage werden ja keine Tonnen von Western mehr produziert, insofern gilt es abzuwarten und dann zu schauen, was passiert.

Gibt es einen Charakter, den du schon immer einmal spielen wolltest? Wie einen Marvel-Helden, einen DC-Bösewicht oder irgendeine historische Figur?

Mads Mikkelsen: Nicht direkt, ich lasse mich von den Drehbuchautoren und den Angeboten inspirieren, die mir gemacht werden und dann kann ein Charakter zu meinem Lieblingscharakter werden. Ich habe keinen kleinen Hamlet in mir, wache jeden Morgen auf und denke mir: Oh mein Gott, ich muss Hamlet spielen. Was ich aber als Kind geliebt habe, waren Kung-Fu-Filme. Es wäre fantastisch, mal in einem Kung-Fu-Streifen mitzuwirken!

Also ist nichts dran an den Gerüchten, die dich mit Marvel in Verbindung bringen?

Mads Mikkelsen: Doch, die Studios zogen mich in Betracht als Bösewicht in Thor 2: The Dark Kingdom. Das konnte ich aber leider zu der Zeit nicht wahrnehmen. Aber das war auch das einzige Angebot, das mir Marvel bisher machte. 

Dein Markenzeichen bei vielen Rollen ist eine Narbe im Gesicht oder ein defektes linkes Auge. Findest du nicht, dass du insofern gut in die Rolle des Punishers oder des Jokers passen würdest? Vielleicht solltest du mal Gotham-Regisseur Danny Cannon kontaktieren.

Mads Mikkelsen: (lacht) Ja, wirklich coole Charaktere und cool wäre es tatsächlich. Bezüglich meines Markenzeichens: Ich fahre auch oft in einem Auto in meinem Filmen, dennoch spricht mich darauf keiner an. 

Wo wir schon in der Gerüchteküche angelangt sind: Gibt es irgendeine Kleinigkeit über die anstehende dritte Staffel von Hannibal, die du den Fans der Serie verraten kannst? Denn unsere Community ist hungrig und wir wollen sie füttern.

Mads Mikkelsen: Selbst wenn ich es könnte, dürfte ich es leider nicht. Aber zum jetzigen Zeitpunkt weiß ich genauso wenig, wie ihr wisst. Wir alle warten auf den Anruf der Autoren und sind genauso gespannt wie ihr, wie es weitergehen wird! Es ist sowieso immer besser, nicht mit Erwartungen an eine Serie heranzugehen, sie dann zu schauen und dann mehr zu bekommen.

Ist Hannibal dein Lieblingscharakter deiner bisher verkörperten Rollen oder hast du irgendeine lieber gespielt?

Mads Mikkelsen: Ich habe schon viele Charaktere gespielt und jeder wurde zu meinem Lieblingscharakter, sobald ich an einem gearbeitet habe. Aber ich kann immer nur einen Lieblingscharakter zur selben Zeit haben. Also momentan ist Hannibal definitiv meine Lieblingsrolle. 

Abschließend, Mr. Lecter, kannst du uns deine drei Lieblingsfilme nennen? Diese Frage muss jeder beantworten, der etwas mit moviepilot zu tun hat.

Mads Mikkelsen:  Das ist so unfair! Es ist schwer, es gibt so viele gute Filme. Taxi Driver ist definitiv einer meiner Lieblinge. Er war eine große Inspiration für mich als Schauspieler und im Generellen. Außerdem Apocalypse Now, Komm und sieh und welchen ich einfach erwähnen muss und sollte, Du sollst mein Glücksstern sein.

Würdet ihr Mads Mikkelsen gerne im Marvel-Universum oder gar in einem Kung-Fu-Film sehen?

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