Maria Furtwängler gegen die Gaffer

16.11.2009 - 07:00 Uhr
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Gaffer, Voyeure und Trauerarbeit – Charlotte Lindholm hatte nicht viel von ihrem Urlaub im gestrigen Tatort …es wird Trauer sein und Schmerz. Als einzige Frau musste sie ihre Hartnäckigkeit unter Beweis stellen.

Alleinerziehende Mutter ohne Zeit für ein Liebesleben, intelligente Ermittlerin in einem von Männern geprägten Umfeld – Charlotte Lindholm war noch nie eine Polizistin zum Schmusen und Schmunzeln. Die Lindholm-Reihe gilt seit Jahren bereits als Garant für solide Krimis mit weiblichem Touch. Dies wurde auch gestern wieder unter Beweis gestellt, als sich Maria Furtwängler in Braunschweig mit einem Serienkiller, Voyeurismus und Gaffertum auseinandersetzen musste. Wenig Persönliches, keine Romantik und Komödie – der Tatort: Es wird Trauer sein und Schmerz kam ungeschnörkelt und spannend daher.

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Starrköpfig, steinhart und unterkühlt – so kennt der Zuschauer die Ermittlerin Charlotte Lindholm, die gestern in ihrem 15. Fall gegen einen Serienmörder vorgehen musste. Wie seine Vorgänger bewahrte auch Regisseur Friedemann Fromm die Distanz zur einzelgängerischen Kommissarin und führte so eine Reihe fort, die nur selten ins Private oder Komödiantische geht und oft als Spiegel gesellschaftlicher Phänomene dient. Wer die große Blondine jedoch genau aus diesen Gründen schätzt, erlebte einen außerordentlich solide inszenierten, spannenden Kriminalfall mit gestochener Sozialkritik.

Ihr Chef schickte sie in ein männerdominiertes Revier, weil dort “die Fähigkeiten einer Frau benötigt” würden. Lindholm traf dort jedoch nicht nur auf Zustimmung, ihre Methoden wurden von einem konservativ ermittelnden Kollegen auch brutal abgelehnt. Doch wie immer verdankte sie es ihrem eigenen Kalkül, den Fall zu lösen: Alle Opfer befanden sich an Neujahr auf der Autobahn und verhinderten als “Gaffer”, dass die Rettungswagen rechtzeitig zu einer eingeklemmten Verletzten vordringen konnten, die daraufhin starb. Ihr zurückgelassener, verzweifelter Ehemann begang daraufhin die Abrechnungsserie mit den Unfallzeugen.

Astrid Paprotta, die 2005 den deutschen Krimipreis erhielt, schrieb das Drehbuch zum Brauschweiger Fall, welches die Grundlage für einen Tatort der besseren Sorte lieferte. Packende Dialoge verband sie mit einer spannend gehaltenen Handlung und einer Prise Sozialkritik, die sich einem sehr realen Problem annahm: den allerorts existierenden Voyeurismus in der gläsernen Gesellschaft. Die Figur der Charlotte Lindholm wurde hingegen kaum weiterentwickelt. Eine angedeutete Liebesgeschichte ließen die Macher offen – eventuell taucht Entwickler Kai Bergmann (Sven Lehmann) im nächsten NDR-Tatort wieder auf.

Und was meint ihr: Hat euch der Tatort: Es wird Trauer sein und Schmerz gefallen?

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