Marvel-Bösewicht Christian Bale ist so gut, dass selbst Thor 4 ihn nicht ruinieren kann

13.07.2022 - 13:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Thor 4: Love and ThunderDisney
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In Thor 4: Love and Thunder spielt Christian Bale den unheimlichen Bösewicht Gorr. Schnell ist klar: Er ist mit Abstand das Beste an der unausgegorenen MCU-Fortsetzung.

Das Marvel Cinematic Universe hat in den vergangenen Jahren zahlreiche ikonische Superheld:innen geschaffen. Bei den überzeugenden Gegenspieler:innen versagt das Franchise hingegen regelmäßig. Denkwürdige Bösewichte wie Thanos sind in den meisten MCU-Filmen und -Serien die Ausnahme. Die bisherigen Thor-Fortsetzungen sind ein trauriges Beispiel dafür. Achtung, ab jetzt folgen Spoiler!

Wer erinnert sich an Malekith, den von Christopher Eccleston verkörperten Dunkelelfen, der in Thor 2: The Dark Kingdom für Unheil sorgte? Nicht einmal Schauspiellegende Cate Blanchett konnte als verärgerte Thor-Schwester Hela in Thor 3: Tag der Entscheidung bleibenden Eindruck hinterlassen. Die Vorzeichen für Christian Bales Götterschlächter Gorr in Thor 4: Love and Thunder könnten kaum ernüchternder sein.

Thor 4 überrascht mit einem starken Bösewicht: Christian Bale als Gorr der Götterschlächter

Ausgerechnet bei dieser großen MCU-Schwachstelle kann der neue Marvel-Blockbuster punkten: In einem Fantasy-Abenteuer, das ziemlich unkonzentriert durch den Weltraum springt, erweist sich Bales Bösewicht als eine der wenigen Konstanten. Egal wie oft Regisseur Taika Waititi den Tonfall wechselt: Den todbringenden Gorr kann selbst er nicht aus der Reserve locken. Denn der bewegt sich in seiner völlig eigenen Welt.

Hier könnt ihr den Trailer zu Thor 4 schauen:

Thor: Love and Thunder - Trailer (English) HD
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Am deutlichsten wird das im finalen Akt, wenn sich Thor (Chris Hemsworth) und seine Verbündeten in Gorrs Schattenreich verlieren, das nahezu alle Farben aus dem MCU saugt. Auf einem verlassenen Schwarz-Weiß-Planeten verblassen die strahlenden Superheld:innen, während der gespenstische Schurke wie die einzige Figur wirkt, die wahrhaftig in dieser befremdlichen Umgebung existieren kann.

Bereits zuvor nimmt Gorr mit seinen Schatten das MCU Stück für Stück ein und streckt mächtige Gottheiten nieder. Zu Gesicht bekommen wir lediglich ihre sterblichen Überreste. Inspiriert von Horrorgestalten wie Nosferatu und der verstörenden Ästhetik eines Aphex Twin-Musikvideos  jagt uns Bale mit seiner gruseligen Performance einen Schauer über den Rücken. Jedes Close-up garantiert ein bisschen Gänsehaut.

Christan Bales Thor 4-Bösewicht ist nicht nur unheimlich, sondern auch tragisch

Es ist jedoch nicht nur die unheimliche Gestaltung der Figur, die Gorr in einen greifbaren Bösewicht verwandelt. Bereits in den ersten Minuten des Films liegt der Schlüssel für den Erfolg der Figur verborgen: Im Prolog von Thor 4: Love and Thunder schleppt sich Gorr mit seiner Tochter durch eine staubtrockene Wüste. Alles, was er kennt, liegt im Sterben. Wir sehen, wie die Adern unter seiner vertrockneten Haut pulsieren.

Christian Bale als Gorr in Thor 4: Love and Thunder

Flehend wendet er sich an die Götter, doch das Einzige, was zurückkommt, ist schallendes Gelächter. Aus Enttäuschung und Verlust entsteht ein rachsüchtiger Gegenspieler, der nicht merkt, in welche Einbahnstraße er sich manövriert. Tragische Bösewicht:innen haben im MCU längst Tradition. Mit Ausnahme von Wanda (Elizabeth Olsen) waren sie aber lange nicht mehr als unbehagliche Präsenz im Film spürbar.

Obwohl sich Thor 4: Love and Thunder für Gorr genauso flüchtig interessiert wie für alle anderen spannenden Figuren der Geschichte, lässt sich Bale von der Oberflächlichkeit des Films nicht irritieren. Eher ist das Gegenteil der Fall: Mit bemerkenswerter Überzeugungskraft erweckt Bale seinen Schurken zum Leben, sodass selbst Thors flotte Sprüche, die den Rest des Films dominieren, völlig verloren an ihm abprallen.

Christian Bales Gorr braucht Thor 4 nicht, aber Thor 4 braucht Christian Bales Gorr

Offenkundig hat niemand Bale informiert, in was für einen Film er mitspielt. Und Waititi kümmert sich als Regisseur ebenso wenig darum, dass einer seiner Hauptdarsteller aus einer anderen Dimension des Marvel-Multiversums gestolpert kommt und sich mehr oder weniger zufällig in der Plastikwelt von Thor 4: Love and Thunder aufhält. Das bringt die Lieblosigkeit dieses zusammengeschusterten Films gut auf den Punkt.

Christian Bale als Gorr in Thor 4: Love and Thunder

Dennoch hat jeder von Bales Schritten Gewicht. Wo sich zuletzt sogar Mega-Star Tony Leung Chiu Wai in Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings machtlos der trostlosen MCU-Wüste ergeben musste, gelingt es Bale, unversehrt und gelassen durch das Thor 4-Chaos zu wandern. Besonders die Gelassenheit ist beachtlich, wenn er nach dem Kampf gegen das MCU mit erhobenem Haupt vom Schlachtfeld geht.

Bale zieht sein Ding durch – unbeeindruckt von all dem, was ihm dieses gigantische Franchise entgegenhalten könnte. Der Künstlichkeit und Schnelllebigkeit von Thor 4: Love and Thunder setzt er einen Bösewicht entgegen, der schreit, der flüstert, der röchelt, der stirbt. Ein Bösewicht, der definitiv da war und nicht bloß behauptet und zur Zweckerfüllung mitgeschleppt wurde.

Thor 4: Love and Thunder läuft seit dem 6. Juli 2022 in den deutschen Kinos.

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