Mein Top-Film 2012 - Dame König As Spion

01.01.2013 - 09:36 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Mein Top-Film 2012 - Dame König As Spion
Mein Top-Film 2012 - Dame König As Spion
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Gary Oldman habe ich bereits zu meinem persönlichen Schauspieler des Jahres gekürt. Seine Teilnahme ist aber nicht der einzige Grund, dass Dame König As Spion für mich der beste Film des vergangenen Kinojahres ist.

Die Romane des britischen Schriftstellers John Le Carré erfreuen sich einer großen Beliebtheit. Dank der riesigen Leserschaft der komplexen Agenten-Geschichten war es abzusehen, dass auch eine Adaption von Dame König As Spion für die große Leinwand folgen würde. In Form einer Serie, die ebenfalls den Namen König, Dame, As, Spion trägt, wurde sich bereits an einer Verfilmung versucht, nun sollte der Stoff in die Hände von Tomas Alfredson übergeben werden, der das europäische Kino bereits mit So finster die Nacht erobert hatte. Eine bessere Wahl ist kaum vorstellbar, wenn wir uns das Ergebnis des Schweden ansehen. Allein auf dem Papier lässt Dame König As Spion Filmfreunden das Wasser im Mund zusammenlaufen: Mit Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, John Hurt, Toby Jones, Mark Strong und Benedict Cumberbatch wurde ein eindrucksvolles Ensemble zusammengetrommelt, das uns Großes verspricht und tatsächlich einhalten kann.

England, Anfang der 1970er Jahre. Der britische Geheimdienst muss feststellen, dass sich in seinen Reihen ein Doppelagent befindet, der Informationen an die Russen weitergibt. Um den Maulwurf ausfindig zu machen, wird der eigentlich pensionierte Meisterspion George Smiley (Gary Oldman) aus dem Ruhestand geholt. Smiley macht sich an die Arbeit und verfolgt mit erstaunlicher Präzision und analytischer Sorgfalt die Spur des Verräters.

Bevor ihr euch Dame König As Spion anseht, solltet ihr euch nicht von der Synopsis täuschen lassen: Der Film ist nicht spannend. Fernab des konventionellen Unterhaltungskinos wird hier nicht besonders viel Wert darauf gelegt, dass das Publikum dem Geschehen auf der Leinwand folgen kann. Mitdenken ist absolute Pflicht, miträtseln eher weniger, denn die überaus komplexen Handlungsstränge werden an keiner Stelle wirklich erklärt, darum geht es dem Film aber auch nicht. Tomas Alfredson legt keinen Wert darauf, eine spannende Geschichte zu erzählen und diese akkurat aufzulösen, stattdessen zeichnet er ein eindrucksvolles Porträt des Agentenmilieus, das nicht viel mit den klassischen Charakterisierungen der Branche zu tun hat. Die agierenden Figuren sind im Grunde genommen gescheiterte Existenzen, die nicht in der Lage sind, einen Zugang zu der Gesellschaft zu finden. Sie sind einsam und die Last, die ihnen von ihrem Beruf auferlegt wird, ist in jeder Einstellung zu spüren. Sie erleben ebenso selten rasante Autofahrten in teuren Luxuswägen, wie erotische Verausgabungen mit bildschönen jungen Frauen. Für den Beruf wurde alles geopfert, ein beneidenswertes Privatleben ist nicht vorhanden. Tomas Alfredson konfrontiert uns mit einem zermürbenden Agentendasein, das das Kino so noch nicht erlebt hat.

Diese Kälte, Distanz und Abgeklärtheit zieht sich bis in Alfredsons visuell perfekte Inszenierung hindurch. Mit stoischer Ruhe zeigt er seine handelnden Figuren und setzt Schnitte vergleichsweise sparsam ein. Seine größte formale Stärke liegt aber zweifellos in der Bildkomposition und Farbgebung, jede Einstellung wirkt wie ein durchkomponiertes Gemälde, nichts wird dem Zufall überlassen. Die tristen Farben tun ihr übriges, um die angespannte, trostlose Atmosphäre auf das Publikum zu übertragen, das Feeling der 70er Jahre und das des Kalten Krieges wird förmlich greifbar. 2012 hat es keinen Film gegeben, der atmosphärisch dichter war.

Eine Inszenierung kann allerdings noch so brilliant sein, ohne die entsprechenden Leistungen der Schauspieler ist sie brotlose Kunst und da hat die Casting-Abteilung ganze Arbeit geleistet. Jeder einzelne des illustren Ensembles besticht mit gekonntem Underacting, die ganz großen pathetischen Momente bleiben aus, in Dame König As Spion kochen die Emotionen unter einer grauen, kalten Decke. Wir spüren, dass mit den Figuren etwas nicht stimmt, doch was das ist, blitzt lediglich in spärlich gesäten Augenblicken der Gefühle hindurch, ansonsten scheinen sie sich gänzlich ihrer Arbeit angepasst zu haben: Verdeckt, mysteriös, abgeschottet. Eigentlich braucht das Genre keine weiteren Vertreter mehr, denn mit Dame König As Spion ist alles gesagt.

Meine Top 7 des Kinojahres 2012
Platz 1: Dame König As Spion
Platz 2: Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
Platz 3: Drive
Platz 4: We Need to Talk About Kevin
Platz 5: Hugo Cabret
Platz 6: In Ihrem Haus
Platz 7: Beats, Rhymes & Life: The Travels Of A Tribe Called Quest

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