Mensch und Maschine ziehen verbunden in den Krieg

05.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Charlie Hunnam in Pacific Rim
Warner Bros.
Charlie Hunnam in Pacific Rim
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Der Zeitpunkt scheint nicht mehr fern, dass auf den Schlachtfeldern der Zukunft technisch erweiterte Kämpfer gegeneinander antreten. Wie die aktuelle Filmlandschaft diese Visionen umsetzt und was sie damit bezweckt, erfahrt ihr hier.

Aufgrund des rasanten technischen Fortschritts der Kriegsführung entbrannte eine hitzige Diskussion über autonome Waffensysteme. Samsung stellt vollautomatische Abwehrsysteme her. Diese erkennen, wenn sich eine Person einem verbotenem Gelände nähert, warnt den Eindringling und feuert daraufhin, wenn nötig. 

Sollen Killer-Maschinen darüber entscheiden, wen sie töten und wen nicht? In welche Dimensionen die Technik diesbezüglich vorgedrungen ist, eröffnet schon ein Blick in jüngere Nachrichten und ähnliches. Manche lassen vermuten, dass die maschinellen Kriegs-Apparaturen Soldaten bald verdrängen werden. Wer ist überlegen, wenn der Krieg unter dem Banner Mensch gegen Maschine stehen sollte?

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Sebastian Meyer stellt im Tagesspiegel  die Vermutung an, dass weder Maschinen noch Menschen in zukünftigen Schlachten die Oberhand haben, sondern "Mensch-Maschinen-Teams". Dies vergleicht er mit dem Wettbewerb im Schach: Die besten Spieler sind heutzutage "Teams" aus beiden. Übersetzen wir dies in den Kontext der rasant voranschreitenden Kriegstechnik, erscheint die Vision nicht abwegig: Soldaten könnten bald durch eine Maschine "intern oder extern erweitert" werden. In der Filmlandschaft sehen wir solche Super-Soldaten immer häufiger. Aber welche Rolle spielen die technisch verstärkten Kämpfer innerhalb kriegerischer Filmsituationen? Wir haben einige jüngere Filmbeispiele zur Veranschaulichung herausgesucht.

Veränderung des menschlichen Organismus

In Roland Emmerichs Sci-Fi-Streifen Universal Soldier (1992) werden zwei gefallene Soldaten namens Luc Deveraux (Jean-Claude Van Damme) und Andrew Scott (Dolph Lundgren) zu neuem, kybernetischem Leben erweckt. Vorher wurden sie zu manipulierten Super-Soldaten, sogenannten UniSols, umprogrammiert. Diese sind dem gewöhnlichen Menschen in allen Belangen einer Kampfhandlung überlegen: Sie sind stärker, schneller, effektiver, zielorientierter, konzentrierter und kennen weder Schmerz noch Gnade. Luc wird jedoch zunehmend von Erinnerungen eingeholt und gerät in einen Prozess des erneuten Menschwerdens. Dieses Motiv wird in Universal Soldier: Day of Reckoning (2012) erneut aufgegriffen. Deveraux und Scott wollen eine eigene Armee solcher Super-Soldaten zusammenstellen, mit dieser in den Krieg gegen die Regierung ziehen und die UniSols herrschen lassen.

Was ist der Effekt dieser Darstellung? Die Grundidee sollte die Reihe trotz mehrmaligen Regie-Austauschs mehr oder minder beibehalten. Trotz ihrer Unterschiede vermitteln die Filme uns ein gemeinsames Bild: Die Möglichkeit zur gentechnischen Veränderung eines Menschen, der seine gewöhnliche Form bei Weitem übertrifft und nur ein Ziel hat .... töten. Sie werfen die Frage auf, inwiefern diese Lebensform noch menschlich wäre, sich überhaupt an ihre menschliche Existenz erinnern könne. Sie stellen in den Raum, dass erfolgreiche Genmanipulation hauptsächlich zu Zwecken der Kriegstechnik, nicht aber der Gesundheit verwendet werden würde.

Exoskelette als Verbesserung der menschlichen Bewegungsfähigkeiten

Doug Liman lässt in Edge of Tomorrow eine außerirdische Lebensform den Planeten Erde einnehmen, die von den Menschen Mimics getauft werden. Gnadenlos unterlegen mobilisiert der Mensch seine verbliebenen Kräfte, um eine letzte verzweifelte Offensive zu starten. Die Soldaten tragen in der Schlacht ein Exoskelett, vergleichbar mit dem, das wir schon in Elysium sahen. Dieses verstärkt zum einen Schnelligkeit und Stärke immens. Zum anderen sind in das Exoskelett neueste Waffentechniken und Schutzmechanismen eingepasst.  

Tom Cruise im stärkenden Exoskelett

Anders als in vergleichbaren Sci-Fi-Titeln ist diese Technik aber nicht der Schlüssel zum Erfolg. Die Verbindung Mensch-Maschine unterliegt der extraterrestrischen Spezies. Den Außerirdischen ist nur mit ihren eigenen Waffen beizukommen. Liman erzählt uns von einem futuristischen Krieg, in dem die menschliche Waffentechnik erst erfolgreich wirkt, nachdem sich der Mensch an die feindliche Lebensform angepasst hat.

Amp-Suits, die die Körperteile und -funktionen technisch erweitern

Der Anspruch James Camerons an sein Mammutprojekt Avatar - Aufbruch nach Pandora war, alles größer, monumentaler und realistischer zu gestalten als es ein Film bisher umsetzen konnte. Auch er ist ein Visionär: Er ist von Technik gleichsam fasziniert wie auch verängstigt. Dies lässt sich anhand einer Gegenüberstellung zweier Handlungselemente erkennen: Der ehemalige Soldat Jake Sully (Sam Worthington) sitzt seit einer schweren Verletzung im Rollstuhl. Durch den Anschluss seines Gehirns an eine Maschine kann er seinen Geist in einen Avatar, der den Na'vi nachempfunden ist, transportieren. In diesem kann er wieder laufen und verbrüdert sich so mit der eigentlich verfeindeten Spezies. Cameron führt uns die Überwindung körperlicher Dysfunktionen und die Annäherung an die Natur mit Hilfe technischer Mittel vor. Gleichfalls erschafft er sogenannte Amp-Suits: Der Soldat "integriert" sich in einen großen Kampfroboter. Er kann diesen mit seinen eigenen Bewegungen steuern und damit seinen Bewegungsapparat expandieren. Der Soldat ist dadurch umso leistungsfähiger - und zerstörerischer.

Cameron veranschaulicht uns in Avatar gleich zwei Visionen, wie der Krieg der Zukunft aussehen könnte. Zum einen wird das eigene Gehirn in eine nachgebaute Hülle übertragen, um sich dem Feind (einer fremden Spezies, in weltlichem Kontext einer anderen Kultur) anzugleichen. Zu Spionage-Zwecken innerhalb kriegerischer Konflikte könnte diese Technik einen Durchbruch bedeuten. Zum anderen sehen wir die technische Erweiterung des Körpers bezüglich seiner Größe und Stärke zu kämpferischen Zwecken. In Avatar erleben wir ein Szenario, in dem fortschrittliche Technik für gesundheitliche Zwecke verwendet, aber auch zur Kriegsführung genutzt werden kann. Weniger ausgestattete Zivilisationen (wie hier den Na'vi) droht die Unterdrückung. Wieder bezogen auf unsere Kultur, ist es ein Beispiel für Begebenheiten unserer Gesellschaft, in der technischer Fortschritt Macht über technisch weniger entwickelte Nationen bedeutet.

Amp-Suits, die Körper extrem erweitern und Gehirne verbinden

Noch einen gewaltigen Schritt weiter geht Guillermo del Toro mit dem post-apokalyptischen Sci-Fi-Epos Pacific Rim. Nachdem die monströsen Kaiju aus den Tiefen des Ozeans emporgestiegen sind, um die Erdbevölkerung auszurotten, hat der unterlegene Mensch nach großen Verlusten eine Abwehrstrategie entwickelt. In gigantischen Robotern namens Jaegern werden jeweils zwei "Piloten" angeschlossen, deren Gedanken mithilfe einer neuronalen Brücke sowohl miteinander als auch mit der Maschine verbunden sind. Diese geben dann die Bewegungen des Roboters vor und holen zum Gegenschlag aus. Die Jaeger weisen sogar kulturelle Unterschiede in ihrem Aussehen aus.

Del Toro vermittelt uns den Eindruck, dass der Mensch auch in seiner dunkelsten Stunde dank Technik einen Ausweg aus einer hoffnungslosen Lage findet. Auch wenn der übermächtige Gegner die Größe eines Hochhauses hat, ist der Mensch in Pacific Rim imstande, eine ebenbürtige Kampfmaschine zu entwickeln. Durch die kulturelle Individualisierung der Roboter geraten sie zur Verkörperung verschiedener Nationen und damit letztlich menschlicher Armeen. Kriegstechnik wird hier als Notwendigkeit gesehen, gegen jede Bedrohung ein Mittel suchen zu müssen und dieses schlussendlich auch zu finden. 

Der modifizierte Kriegs-Soldat als Freund und Helfer

Die Verbindung zwischen Mensch und Maschine wird auf unterschiedlichen Ebenen charakterisiert. In jedem Fall führt sie jedoch zur Verstärkung des menschlichen Organismus, der in den dargestellten Endzeit-Szenarien ohne die Technik hilflos unterlegen wäre. Technik bedeutet hier Macht und Schutz für die menschliche Zivilisation. Angewendet wird diese im Film meist gegen den gesichtslosen Feind, damit der technische Fortschritt der Kriegsführung nicht im Rahmen einer Mensch-gegen-Mensch-Situation abgewertet werden könnte. Stattdessen soll sie als positive Schutzmaßnahme und Verteidigungsstrategie angesehen werden. Der technisierte oder gar modifizierte Kriegs-Soldat bleibt eine abschreckende Vorstellung, aber im Vergleich zu aktuellen Diskussionen über autonome Waffensysteme besteht in den Filmen zumindest die potentielle Möglichkeit, dass dem Menschen selbst die ethischen Entscheidungen über Leben und Tod überlassen werden. 

Welche  anderen aktuellen filmischen Beispiele für die Verbindung zwischen Mensch und Maschine im Krieg kennt ihr noch? Was bewirken entsprechende Filme bei euch?

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