Nach 80 Jahre immer noch Im Westen Nicht Neues

01.05.2010 - 09:00 Uhr
Im Westen nichts neues
Universal
Im Westen nichts neues
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1930 wurde einer der ersten und bis heute bekanntesten Antikriegsfilme aller Zeiten veröffentlicht: Im Westen nicht Neues. Trotz oder gerade wegen seiner pazifistischen Antikriegsbotschaft hatte der Film nach seiner Veröffentlichung mit vielen Problemen zu kämpfen.

- „Wie fängt son’ dämlicher Krieg überhaupt an?“
- „Ganz einfach: Das eine Land beleidigt das andere.“
- „Ach, das ist doch Quatsch. Wie soll ein Land das andere beleidigen? Glaubst du das ‘n Berg drüben in Frankreich auf ’n Feld in Deutschland wütend werden kann?“
- „Wie kann man so dämlich sein? – Ein Volk beleidigt das andere!“
- "Oh, wenn das wahr ist, dann hab ich hier nichts zu suchen – ich fühl’ mich nicht beleidigt."
- “Richtig, ’nen Dorftrottel wie dich kann man ja auch nicht beleidigen.”
- “Na gut, dann kann ich ja erst recht nach Hause gehen.”
- “Na dann, geh doch nach Hause. Willste erschossen werden?”
- “Der Kaiser und ich …ich und der Kaiser, wir beide haben die selbe Meinung über diesen Krieg: Wir haben diesen Krieg nicht gewollt. Warum soll ich nicht nach Hause gehen? Der Kaiser ist doch auch zu Hause.”
- “Einer muss diesen Krieg doch gewollt haben – vielleicht waren es die Engländer? Und doch glaube ich nicht, dass ich auf sie schießen möchte. Ich habe noch nie mit einem Engländer gesprochen und ich glaube die meisten von denen haben noch nie einen Deutschen gesehen vor diesem Krieg. Nein, die fragt auch niemand, ob sie den Krieg wollen!”

Dieser Dialog stammt aus einem der ersten und vielleicht bekanntesten Antikriegsfilme aller Zeiten: Im Westen nichts Neues. Er umschreibt die Intention des Films vielleicht besser als jede Doktorarbeit und wird zwischen den Hauptpersonen geführt, während diese sich im Krieg befinden.

Im Westen nichts Neues erzählt die Geschichte des jungen Gymnasiasten Paul, welcher während des ersten Weltkrieges für Deutschland in den Krieg zieht. Sein Lehrer bewegt neben ihm noch seine ganze Oberstufe, sich zum Kriegsdienst zu melden. Nach kurzer Zeit nimmt die Motivation für das Vaterland zu kämpfen ab und die junge Truppe wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder nach Hause zu können.

Der Film erhielt 1930 den Oscar als Bester Film. Er basiert auf dem gleichnamigen deutschen Roman von Erich Maria Remarque. Im Westen nichts Neues ist trotz seines Rentenalters von knapp 80 Jahren auch aus heutiger Sicht ein Anschauen wert. Die kalte Grausamkeit des Krieges ist ohne Special-Effects und Farbe beeindruckend inszeniert. Bilder, wie die an einem Stacheldrahtzaun festgekrallten, abgerissenen Hände eines weggebombten Soldaten, erzeugen heute noch beklemmende Gefühle beim Betrachter.

Die größte Kontroverse verursachte der Film aufgrund seiner streng pazifistischen Botschaft logischerweise im Nationalsozialismus. Dort gab es mehrere Anschläge während der Vorführungen. Zum Beispiel wurden von Nazis, die normal ihre Karte gekauft hatten, während der Vorführung Stinkbomben gezündet und weiße Mäuse freigelassen. Der Film wurde nach seinem Erscheinen in den damals faschistischen Ländern Deutschland, Italien, Österreich verboten, aber auch in der Sowjetunion. Aus heutiger Sicht absurd, dass ein Film wegen seiner friedlichen Botschaft verboten wird. Aber dies spricht gleichzeitig für seine Intensität.

Wie bereits ein moviepilot-User an anderer Stelle schrieb, gehört Im Westen nichts Neues zur filmischen Grundbildung. Dem bleibt nichts hinzuzufügen, ausser vielleicht, dass er nichts an seiner Aktualität eingebüßt hat, solange es auf dieser Welt immer noch Kriege gibt.

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