Der von seiner Kunst besessene Theaterschauspieler Hendrik Höfgen (Klaus Maria Brandauer) arbeitet in den 1920er Jahren am Hamburger Volkstheater. Von der aufkeimenden nationalsozialistischen Ideologie in Deutschland distanziert sich der Exzentriker vehement. Als Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wird, versucht ihn seine Frau Barbara Bruckner (Krystyna Janda) zur Flucht ins Ausland zu überreden. Sie will dem deutschen Reich den Rücken kehren, kann jedoch ihren Mann nicht von den Plänen überzeugen. Höfgen zeigt sich besorgt darüber, dass er als deutschsprachiger Schauspieler im Ausland keinerlei berufliche Perspektive besäße. Zudem spricht er Kunst von jeglichem politischen Einfluss frei. Mit der Zeit werden Schlüsselfiguren des Hitler-Regimes Höfgens Gönner und er beginnt, seine Ideale zu verraten.
Mit Mephisto verfilmte István Szabó den gleichnamigen Roman von Klaus Mann. Die Veröffentlichung unterlag über Jahre hinweg einem strikten Verbot in der Bundesrepublik Deutschland. Der Grund dafür waren die geltend gemachten postmortalen Persönlichkeitsrechte des Schauspielers Gustaf Gründgens, zu welchem die Kunstfigur Hendrik Höfgen auffallende Parallelen aufwies. Gegen die Veröffentlichung klagte damals Peter Gorski, dessen Verbotsgesuch 1966 vom Oberlandesgericht Hamburg Zuspruch erhielt. Gorski war der Adoptivsohn und Alleinerbe des berühmten Gründgens.
Regisseur István Szabó zeichnet hier das einfühlsame Psychogramm einer getriebenen Persönlichkeit, die sich den bezirzenden Avancen des Dritten Reichs nicht zu widersetzen vermag. Mephisto stellt Hendrik Höfgen alias Gustaf Gründgens nicht an den Pranger, sondern widmet sich der Zwiespältigkeit und Widersprüchlichkeit des Charakters. Insbesondere Klaus Maria Brandauer offenbart dem Publikum einen schauspielerischen Parforceritt, der für sich genommen bereits die Sichtung des Klassikers rechtfertigt. 1982 erhielt István Szabós Werk bei den Academy Awards eine Oscar-Nominierung als Bester fremdsprachiger Film. Die Romanadaption setzte sich erfolgreich gegen Beiträge wie Francesco Rosis Drei Brüder durch und gewann den Oscar. Im Jahr zuvor erwies sich Mephisto bereits beim Festival Cannes als erfolgreicher Bewerber. Dort triumphierte die Roman-Adaption in der Kategorie Bestes Drehbuch und erhielt zudem die FIPRESCI Auszeichnung.
Heute im TV: Mephisto
Wann: 22.45 Uhr
Wo: RBB
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