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Nausicaä: Die Figur als Hoffnungsträger

02.04.2016 - 18:10 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Der Zukunft optimistisch entgegen: Nausicaä
Universum Film
Der Zukunft optimistisch entgegen: Nausicaä
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Die Tore von Studio Ghibli haben sich zum Leidwesen aller Fans erstmal geschlossen. Als ein Liebhaber der Filme lasse ich mich ein weiteres Mal von ihnen verführen und hauche den alten, schönen und wunderbar animierten Filmen, die pure Magie verströmen anhand einer Artikel-Reihe, neues Leben ein. Kommt mit auf meine Reise in die mit wertvollen Botschaften gespickte, fantasievolle Welt von Miyazaki und Co. Ich beginne mit meinem Lieblingswerk "Nausicaä - Prinzessin aus dem Tal der Winde", auch wenn er genau genommen keine Produktion des Studio Ghiblis darstellt und warne vor Spoilern.

Nach der Apokalypse befinden wir uns in einem verseuchten Welt, dessen verpestete Luft ohne Atemschutz den sofortigen Tod bedeuten würde. In all der Verzweiflung tritt besonders eine Figur dem unausweichlichen Schicksal mutig entgegen. Sie nenne ich Hoffnungsträger, denn was wäre sie anderes als die menschliche Verkörperung dieser.

Auf den Spuren von Studio Ghibli Teil 1: Nausicaä - Prinzessin aus dem Tal der Winde

Unterwegs im Meer der Fäulnis

Der Wind erzählt uns zu Beginn von verlassenen Dörfern, Städten und zurückgelassenen Utensilien, die vor den 7 Tagen des Feuers für die Menschen noch einen persönlichen, oder materiellen Wert besaßen.

Das Meer der Fäulnis erstreckt sich 1000 Jahre danach über das Land und zwingt mit giftigen, Luft verseuchenden Pilzen und deren Sporen die Menschen eine neue Heimat aufzusuchen. Versuche, den Wald zu vernichten, führten nur zu Angriffen der dort lebenden Rieseninsekten, vor allem der noch größeren Ohmu, und förderten nur die Ausdehnung. Der Untergang der Menschen scheint nahe.


Der Wunsch nach Frieden - Naturverbundenheit

Die Prinzessin aus dem Tal der Winde, welches durch den Wind des Meeres vor der Fäulnis bisher verschont blieb, sammelt Rohstoffe und Pilzproben aus dem verseuchten Wald, um sie Zuhause in ihrem geheimen Labor zu züchten. Ihr Ziel ist es ein Heilmittel für ihren kranken Vater zu gewinnen. Dabei findet sie heraus, dass die Pflanzen nur unverseuchtes Wasser und frische Erde benötigen, um ihre giftige Wirkung zu verlieren.

Nausicaä ist von klein auf stets darauf bedacht, der Natur und ihren Lebewesen keinen Schaden zuzufügen und sie in ihr Leben einzugliedern. Ihre Gabe mit den Tieren kommunizieren zu können, erweist sich dabei als äußerst nützlich. Auf der Welt herrscht Krieg, denn die Rohstoffe und die noch belebbaren Gebiete sind natürlich begrenzt. Nausicaäs Heimat, das Tal der Winde, blieb aufgrund seiner günstigen Lage vom Meer der Fäulnis verschont. Seine Bewohner leben im Einklang mit der Natur, zählen dabei den Wind und das Wasser zu ihren Verbündeten und kommen mit wenig bis gar keiner Technik aus.

Das Tal der Winde

Eine Legende besagt, dass die Erlösung der Welt wie folgt passieren wird:

Die Gestalt mit blauem Gewand angetan, steigt hinunter vom Himmel, inmitten eines goldenen Feldes. Sie soll die Bänder zwischen der Natur und den lebenden Kreaturen neu verknüpfen.


Feindliche Übernahme - Innerer Kampf

Es kommt wie es kommen muss: Eines der größeren Reiche, Torumekia, greift angeführt durch Prinzessin Kushana, mit Luftschiffen und fortgeschrittenen Waffen das friedvolle Tal an und macht es sich zu eigen. Nausicaä wird von Zweifeln geplagt, denn ihre ungebändigte Wut, die sie empfindet als ihr bettlägeriger Vater von Kushanas Truppen kaltblütig ermordet wird, gerät außer Kontrolle. Sie tötet fünf Soldaten, bedauert dies aber sogleich. Die Szene ist für mich eine kritische Auseinandersetzung mit der Gewalt. So gewinnt Nausicaä an Glaubwürdigkeit und Menschlichkeit und entfernt sich immer mehr vom typischen Bild einer Prinzessin.

Krieg: Zerstörung für eine bessere Welt: Kushana

Auf schlechten Erfahrungen mit Insekten begründet versucht Kushana alle Überlebenden zu vereinen und diese im Kampf gegen die Insekten um sich zu scharren. Ihr Ziel: Das Meer der Fäulnis niederzubrennen, was fürchterliche Folgen nach sich ziehen würde. Der Zorn der Instekten wäre dabei Wohl ihr geringstes Problem. Ein alter, versteinerter Feind, ein schlafender Titan, der gemeinsam mit seinen Artgenossen vor tausenden von Jahren im Kampf gegen die Natur Feuer, Tod und Verderben hervorbrachte, wurde aus seinem schlafenden Versteck entwendet und soll als Schlüsselobjekt des Sieges gegen die Natur dienen. Um weitere Verluste zu vermeiden beschließt Nausicaä sich Kushana zum Wohle des Dorfes zu fügen.


Unter den Wolken toben die giftigen Elemente - Mut

Gemeinsam mit fünf Geiseln und Nausicaä, macht sich Kushana auf dem Weg zurück in ihr Land. Das Geschwader wird allerdings angegriffen und wird bis auf wenige Überlebende durch einen Feuerhagel getötet.

Im Wald der Fäulnis landend kann Nausicaä die vom Lärm aufgescheuchten Insekten vorerst beruhigen und macht sich auf die Suche nach dem Angreifer, der ebenfalls hier Not gelandet sein musste. Sie macht ihn schließlich ausfindig, allerdings wird ihnen der Treibsand zum Verhängnis.

Das Neuerwachen der Natur

Was die beiden nach ihrem Aufwachen entdecken ist wortwörtlich atemberaubend. Unterhalb dem Meer der Fäulnis ist die Luft zum Atem geeignet, denn der Wald aus Pilzen und Sporen filtert das vergiftete Wasser und die unfruchtbare Erde. Wachsen die wenigen verbliebenen Pflanzen auf fruchtbarem Boden und bekommen sauberes Wasser, verlieren sie ihre tödliche Wirkung. Die Fäulnis bedeutet wider erwarten Heilung für die Natur, sie reinigt sich selbst.


Endzeitstimmung - Erlösung

Ihr wollt die Macht des Feuers einsetzten. Das ist nicht verwerflich...Aber wenn man zu viel Feuer verwendet, stirbt alles. Man kann einen Wald an einem Tag niederbrennen, aber Wind und Wasser brauchen 100 Jahre, um einen Wald neu entstehen zu lassen. Das reine Wasser und der Wind sind unsere Freunde.

Windstille. Im Licht der Morgendämmerung erscheinen tausende rote Lichter am Horizont. Eine Horde von wilden Ohmus nimmt Kurs auf das Tal. Die Luft ist angefüllt mit Zorn.

Der Zorn der Insekten ist der Zorn der Erde selbst.

Ihr Köder ist ein verwundetes Jungtier, welches Nausicaä letzten Endes befreien kann, allerdings stoppen die Ohmus ihre blinde Raserei nicht. Nausicäa wird in die Luft geworfen und fällt zu Boden. Die roten Lichter wechseln plötzlich zu blau. Der Zorn der Insekten verebbt. Sie umkreisen Nausicaäs leblosen Körper und heben sie mit ihren Fühler hoch in die Lüfte. Gemeinsam werden diese zu einem Meer aus Licht.

Wandelnd auf Licht
Da ist so viel Wärme, so unendliche Zuneigung. Die Ohmus öffnen ihre Herzen, seht für mich! Seid meine Augen Kinder, und sagt mir, was ihr dort seht!

Nausicaä wandelt auf den erschaffenen Licht der Ohmus, visualisiert mit diesem Ausgang die Legende und führt die alte Prophezeiung zur Erfüllung. So verkörpert sie eine Christus-artige Erlöserin und verbindet die europäischen, christlichen Vorstellungen der Apokalypse miteinander.


Die Verkörperung der Hoffnung - Leben

Geformt nach den Vorbild der phaiakischen Prinzessin Nausikaa, entnommen aus der griechischen Mythologie und der Mushi Mezuru Himegimi, („die Insekten liebende Prinzessin“) aus einer alten japanischen Erzählung stammend, verschmolz Miyazaki beide Figuren zu einer, - Nausicaä.

Nausicaä ist eine Heldin, die durch ihre Menschlichkeit sofort ins Herz geschlossen wird. Sie versinnbildlicht Miyazakis Leitsatz, dass ein Kampf gegen die Natur sinnlos ist und trägt zusätzlich die Aussage in sich, dass eine bessere Zukunft mit dieser Art des Zusammenlebens möglich ist.

Nausicaä - Die Begründerin der "neuen" Menschheit

Die mehr oder weniger androgyne Figur vereint sowohl weibliche als auch männliche stereotypsiche Eigenschaften in sich und gilt somit als gutartige Heldenfigur, die alles möglich macht. Ihr Optimismus eine bessere Welt schaffen zu können treibt sie genauso voran, wie ihr Sinn für das Gute in der Welt. Nausicaä verkörpert die Symbiose von Natur und Kultur. Die Natur zu leben und sich selbst als ein Teil der Natur zu begreifen, das ist sicherlich kein leichtes Unterfangen, aber laut Miyazaki definitiv ein hoffnungsvolleres Denken als die gewohnte Auslebung der Natur des Menschen.

Doch was sie als Figur am kraftvollsten macht ist der Glaube an die Hoffnung, ihr Mut und ihre Opferbereitschaft, die sie sogar mit ihrem eigenen Leben bezahlen würde. Eine Erlöserfigur, die den Kreislauf der Natur genauso respektiert wie unterstützt. Nausicaä verkörpert genau das, was die Menschen in Krisensituationen benötigen und am meisten stärkt.

Was haltet ihr von der Idee der Artikelreihe? Mochtet ihr den Film?

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