Nora Tschirner auf antifeministischer Mission

14.03.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Nora Tschirner als Botschafterin des sexistischen Films?
Warner Bros.
Nora Tschirner als Botschafterin des sexistischen Films?
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Liebe und andere Turbulenzen, der neue Film mit Nora Tschirner, ist in der Tat ein feministischer Albtraum und fomuliert sexistische Botschaften, die mir die Haare zu Berge stehen lassen. Doch können wir die Nora dafür verantwortlich machen?

Eigentlich versuche ich jedem Film, den ich sehe, auch etwas Positives abzugewinnen. Bei Liebe und andere Turbulenzen war mir das jedoch nicht möglich. Und das lag nicht nur – aber auch – an den haarsträubend sexistischen Tendenzen dieses Films. Aber was kann man schon von einem Regisseur erwarten, der Don Juan DeMarco gedreht hat?! Nach der ersten Viertelstunde befiel mich ein Fluchtinstinkt wie ich ihn noch nie im Kino erleiden musste. Aus beruflichen Gründen musste ich jedoch durchhalten und mir ansehen, wie Nora Tschirner sich für ein Werk hingab, dass uns aus feministischer Sicht eindrucksvoll demonstriert, wie Mann es nicht machen sollte.

Blonde Stewardessen und unverbesserliche Machos
Warum ist Nora Tschirner in Liebe und andere Turbulenzen blond? Genau! Weil sie eine Stewardess spielt. Und wie wir alle wissen sind alle Stewardessen grundsätzlich blond. Diese und andere Klischees will uns Jeremy Leven als Abbildung der Realität verkaufen. Italiener sind untreu, Männer wollen lieber oben liegen… Diese indirekten Statements des Films sind zwar haarsträubend, aber nichts im Vergleich zu den folgenden sexistischen Strukturen. Es gehört sich schon fast für eine Romantic Comedy, dass eine junge Frau wie selbstverständlich mit einem Mann gepaart wird, der ganz offensichtlich deutlich älter ist als sie. Das haben wir schon in Keinohrhasen erlebt, ein Film der uns weiß machen wollte, Nora Tschirner sei mit dem fast zwanzig Jahre älteren Til Schweiger zur Schule gegangen. In Liebe und andere Turbulenzen wird ihr erneut ein fast 20 Jahre älterer Spielpartner gegenübergestellt, Vincenzo Amato, ohne dass dieser deutliche Altersunterschied jemals thematisiert würde. Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass Frauen eben nur bis zu einem gewissen Alter eine Romantic Comedy anführen können, während Männern da keine Grenzen gesetzt sind – egal wie absurd sich das Leinwandpaar hierdurch gestaltet.

Jeremy Levine präsentiert uns also eine blonde Nora Tschirner als Verlobte eines italienischen Busfahrers, der sich – weil er halt Italiener ist – in eine andere Frau verknallt, diese versehentlich über den Haufen fährt und dann pflegt, weil der Mann an sich es ja grundsätzlich gut findet, wenn er sich um eine schwache Frau kümmern darf. Und Cécile (Louise Monot) hat diese Pflege wirklich nötig. Sie ist alleinerziehende Mutter (eine Runde Mitleid) und ein erfolgloses Model (zweite Runde Mitleid) und ihre Kinder vermissen ja so arg den Vater (dritte Runde Mitleid), der die Familie einfach im Stich gelassen hat (vierte Runde Mitleid). Dass Cécile als Model keinen Erfolg mehr hat, liegt übrigens nicht daran, dass sie bereits zwei Kinder geboren hat und der Stress ihrer Lebenssituation ihr langsam ins Gesicht geschrieben steht. Nein, der Grund für ihre Arbeitslosigkeit ist ihre Tollpatschigkeit. Wie uns das Ende des Films lehrt, kann Cécile nur mit einem Mann an ihrer Seite überleben, der sie vor ihren Missgeschicken beschützt.

Von diesen beiden alles andere als vorbildlich konstruierten Frauenfiguren abgesehen, gibt es in diesem Film keine weiteren weiblichen Charaktere. Weder Cécile noch Nora Tschirners Figur Greta verfügen über einen weiblichen Freundeskreis. So ist Cécile nach dem Unfall voll und ganz auf den fürsorglichen Italiener Paolo angewiesen, da es ja in ihrem Leben NIEMANDEN gibt, der sich um sie kümmern könnte. Und Greta? Statt ihre Beziehungsprobleme mit einer Freundin zu besprechen, vertraut sie sich wiederholt einem Kollegen an, einem Macho vor dem Herrn, der keinen Minirock unkommentiert lassen kann. Die Männer kommen hier wirklich nicht deutlich besser weg als die Frauen, sind sie doch alle unverbesserliche Schürzenjäger. Paolos Freund Derek (Paddy Considine) führt sogar Buch über seine wechselnden Sexualpartnerinnern.

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