Nüchterne Golden Globe-Lesung

14.01.2008 - 10:06 Uhr
Johnny Depp und Helena Bonham Carter in "Sweeney Todd"
2007 Warner Bros. Ent.
Johnny Depp und Helena Bonham Carter in "Sweeney Todd"
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Heute nacht wurden die Golden Globes vergeben… nein, verlesen. Die Gala fiel aus. Die Preisträger sind uns einen langen Text wert und die Tagesnachrichten geht’s auch im Filmspot.

Überraschung bei den Goldene Globes
Die “lustigste Preisverleihung des Jahres” ist ausgefallen. Die Filmjournalisten der Hollywood Press haben nach dem Streikdrohungen der Drehbuchautoren die Gala abgesagt und nur in einer nüchternen Pressekonferenz die Gewinner des Jahres verkündet. Und dabei gab es echte Überraschungen. Zur Erinnerung: Die britische Literaturverfilmung Abbitte ging mit 7 Nominierungen als großer Favorit ins Rennen, es folgten mit jeweils 4 Nominierungen Michael Clayton und No Country for Old Men. Einen strahlenden Sieger, der alle anderen Filme überragt, gab es in diesem Kinojahr nicht. Die Preise sind fein säuberlich aufgeteilt worden. Abbitte wurde als Bester Film (Drama) ausgezeichnet, einen zweiten Preis gab es für die Beste Musik … und das war’s auch schon. Die Coen-Brüder wurden für ihren Texas-Thriller No Country for Old Men mit dem Besten Drehbuch geehrt und außerdem erhielt Javier Bardem die Trophäe als Bester Nebendarsteller. Das Juristendrama Michael Clayton ging völlig leer aus.

Im Bereich Komödie/Musical bot sich ein ähnliches Bild. Gleich 5 Nominierungen erhielt die Kriegskomödie Der Krieg des Charlie Wilson, 4mal wurde Sweeney Todd nominiert. Keine einzige Auszeichnung erhielt Der Krieg des Charlie Wilson, Sweeney Todd wurde als Beste Komödie/Musical ausgezeichnet, der singende Barbier Johnny Depp als Bester Hauptdarsteller in diesem Bereich geehrt. Überraschender Weise erhielt die Französin Marion Cotillard für ihre Rolle als Edit Piaf in La Vie en rose den Vorrang vor den favorisierten amerikanischen Stars wie Julia Roberts.

Ebenso unerwartet wurden nicht die Coen-Brüder oder Ridley Scott oder Tim Burton als Bester Regisseur ausgezeichnet, sondern der Maler und Filmregisseur Julian Schnabel für seinen Film Schmetterling und Taucherglocke über einen Journalisten, der einen Gehirnschlag erlitten hat und nur noch per Augenschlag kommunizieren kann. Dieser Film, da eine amerikanisch-französische Koproduktion, wurde auch als Bester nicht-englischsprachiger Film ausgezeichnet und konnte den haushohen Favoriten Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage, der in diesem Jahr eigentlich alle Preise abgeräumt hat, endlich mal in die Schranken weisen.

In den weiteren Darstellerpreisen setzten sich dann allerdings doch die Favoriten durch. Daniel Day-Lewis erhielt für die Rolle des texanischen Ölbarons in There will be Blood die Auszeichnung, Julie Christie für ihre Darstellung einer Alzheimer Patientin in An ihrer Seite den Golden Globe. Cate Blanchett wurde wie erwartet als Beste Nebendarstellerin in dem Bob Dylan-Biopics I’m not there ausgezeichnet.

Dass die Gala abgesagt wurde, sorgt in den USA für viel Wirbel. Die Angst um den Oscar macht sich breit. Wenn die Golden Globes, wie Jahr für Jahr behauptet wird, das Fieberthermometer für die Oscars darstellen, dann machen sich schon jetzt zahlreiche Journalisten auf eine echte Unterhaltungs-Katastrophe im Februar gefasst. (FAZ, STERN, SZ, FAZ, FAZ)

Wichtigere Nachrichten und Artikel von heute:
Zahl der Kinobesucher in Deutschland ging 2007 um 8,2 Prozent zurück.
Anke Westphal in der Berliner Zeitung

Verfilmung des Drachenläufer kommt in die Kinos.
Rezension von Pia Horlacher in der Neuen Züricher Zeitung

Kinostar James Woods brilliert als Staranwalt in einer neuen Serie auf Vox.
Rezension von Markus Ehrenberg im Tagesspiegel
Rezension von Harald Keller in der Frankfurter Rundschau
Rezension von Thomas Abeltshauser in der Berliner Morgenpost

Vier Minuten läuft nun auch in den USA.
Bericht in der Berliner Morgenpost

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