Pieta von Kim Ki-duk gewinnt Filmfestival Venedig

10.09.2012 - 09:25 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Pieta von Kim Ki-Duk
Kim Ki-Duk Film
Pieta von Kim Ki-Duk
Nachdem der Goldene Löwe 2011 an ein deutschsprachiges Werk eines russischen Regisseurs ging, landet die Auszeichnung dieses Jahr in Asien. Pieta vom koreanischen Filmemacher Kim Ki-Duk war der große Abräumer des diesjährigen Festivals in Venedig.

Die Konkurrenz bei den diesjährigen Filmfestival Venedig war einmal mehr voll von großen Namen. Paul Thomas Anderson war mit seinem Glaubensdrama The Master ebenso angetreten, um sich den Goldenen Löwen zu sichern, wie Terrence Malick mit To the Wonder oder Brian De Palma mit dem Erotikthriller Passion. Doch die bekannten Amerikaner mussten in diesem Jahr allesamt in die Röhre schauen. Denn die begehrte Auszeichnung ging 2012 nach Asien, genauer gesagt nach Südkorea. Der diesjährige Gewinner des Filmfestivals in der italienischen Metropole ist des Drama Pieta von Ki-duk Kim.

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Erste Rezensionen zum Film waren nach der Premiere durchaus gespalten. Dennoch überzeugte Pieta die Jury um Michael Mann, um letztlich als Sieger hervorzugehen. Der schwächelnde Rest der Konkurrenz tat wohl sein Übriges, wobei Glaube dieses Mal einen thematischen Schwerpunkt darstellte. Viele der stärksten Werke setzten sich genau damit auseinander, ebenso wie einige schwächere. Das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen verglich Pieta beispielsweise mit, wie sie es nennt, ‘einer der großen Enttäuschungen des Festivals, Terrence Malicks desolater Bankrotterklärung To The Winder’, dessen Hochglanzoptik einzig und allein als Werbefilm für ein religiöses Produkt diene, das seit dem Ende des Ablasshandels nicht mehr existiere. ‘Die Menschen bei Malick sind Pappaufsteller seines Katechismus, die Figuren bei Kim Ki-Duk dagegen widersprüchlich, sowohl schuldig wie alleingelassen – das macht den großen Unterschied’, schrieb die Zeitung: ‘Malicks Gesten sind leer, weil zu groß, Kim Ki-Duks dagegen effektiv, weil sparsam, schlank, wahrheitsfähig.’

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Der Focus schließt sich dieser positiven Meinung an. ‘Kim überzeugt mit einem vielschichtigen Werk’, rezensiert das Magazin und deutet Pieta als Kapitalismuskritik: ‘Kim zeigt arme Geschäftsleute, die unter horrenden Bedingungen in einer wohlhabenden Metropole leben. Zeigt, wie glänzende Hochhäuser über Jahrzehnte gewachsene Viertel und deren Einwohner verdrängen. Vor allem aber zeigt er, wie die Gier nach Geld die Menschen heute antreibt und verändert.’ Der Filmemacher selbst hat dies auch der Welt gegenüber bestätigt. ‘Die Menschen heutzutage sind besessen von der Idee, dass Geld alle Probleme löst. Dabei ist das Geld selbst das Problem für die meisten Missstände’, so der koreanische Regisseur im Interview und merkt zur Brutalität seines Werks an: ‘Die Gewalt ist ganz eminent in dieser Story, nein, die hätte man nicht anders, nicht milder darstellen können.’

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Die Süddeutsche Zeitung stößt ins gleiche Horn. ‘Seine religiösen Motive schüttelt Pieta ordentlich durch, im Grunde ist es die düstere Vision eines Mannes, der mit allen christlichen Grundsätzen ringt, die er in der Welt nicht mehr gespiegelt findet’, urteilt sie in ihrem Kulturteil: ‘Liebe, Glaube, Hoffnung, das ist hier alles nichts: Es geht um einen brutalen Schuldeneintreiber, vor dessen Tür plötzlich eine Frau auftaucht, die vorgibt, jene Mutter zu sein, ohne die er aufwachsen musste.’ Dass Kim Ki-Duk einmal mehr ein paar provokante Bilder liefert, dürfte jedem klar sein, der die Werke des koreanischen Regisseurs kennt. Laut der Süddeutschen Zeitung gipfelt der Film dann auch ‘im Bild des Sohnes, der sich – genau andersherum also als in der eigentlichen Pietà – an die tote Mutter kuschelt. Wäre das Böse womöglich gar nicht in die Welt gekommen, häte jemand diesen Mann beizeiten geliebt?’

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Auch wenn Pieta den Goldenen Löwen mit nach Hause nehmen durfte, gewann The Master zwei der anderen Auszeichnungen in Venedig. Er erhielt zwei personenbezogene Preise. Paul Thomas Anderson wurde als bester Regisseur prämiert, während die Trophäen für die besten Darsteller an Philip Seymour Hoffman als dubioser Sektenführer und Joaquin Phoenix als dessen nicht minder suspekter rechter Hand gingen. Ein weiterer religionsbezogener Film, Paradies: Glaube von Ulrich Seidl, sorgte für den größten Skandal in der italienischen Metropole in diesem Jahr. Der österreichische Regisseur war von einer erzkonservativen katholischen Organisation wegen Blasphemie angezeigt worden, weil in dem Werk eine Masturbationsszene mit einem Kruzifix zu finden ist. Auch wenn der Jury vielleicht die Auszeichnung von Paradies: Glaube mit dem Goldenen oder Silbernen Löwen zu gewagt gewesen sein dürfte, erhielt Ulrich Seidl von dem Gremium immerhin den Spezialpreis.

Wie lautet eure Meinung über die Preisvergabe in Venedig? Findet ihr, dass Pieta ein würdiger Gewinner des Goldenen Löwen 2012 ist?

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