Polnische Regie-Legende Andrzej Wajda im Alter von 90 Jahren gestorben

10.10.2016 - 11:10 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Die polnische Regie-Legende Andrzej Wajda ist am Sonntagabend im Alter von 90 Jahren verstorben. Seine Karriere umspannte 60 Jahre und brachte eine Reihe von Meilensteinen der Kinogeschichte hervor.
Andrzej Wajda ist am Sonntagabend im Alter von 90 Jahren verstorben , wie ein Freund der Familie mitteilte. Wajda lag bereits seit einigen Tagen wegen Lungenproblemen im Krankenhaus.

1926 in Suwalki geboren, war Andrzej Wajda während des Zweiten Weltkrieges Teil der polnischen Heimatarmee. Im Laufe seiner 60-jährigen Karriere als Regisseur ließ ihn der Krieg nie los: Den Auftakt machte eine Trilogie zum polnischen Kampf im Zweiten Weltkrieg, bestehend aus Eine Generation, Kanal und Asche und Diamant. Kanal brachte ihm in Cannes den Sonderpreis der Jury ein, den er sich mit Ingmar Bergman für Das siebente Siegel teilte. Vor allem in seinem Heimatland, aber auch in anderen Teilen Europas erarbeitete er sich so schnell einen Ruf als einer der spannendsten Regisseure - im Westen gelang er jedoch nie zu dem Ruhm, den Landsleute wie Roman Polanski oder Krzysztof Kieslowski genossen.

Bis zu seinem Tod legte Andrzej Wajda nie eine nennenswerte Pause ein, arbeitete später sogar zusätzlich vermehrt als Theaterregisseur. Im Laufe der 1960er Jahre geriet er immer mehr in einen Konflikt mit der Regierung, die mit seinen Arbeiten nicht einverstanden war und immer wieder zur Zensur ansetzte. Dennoch war er mit seinen Filmen (Liebe mit zwanzig, Die Pforten des Paradieses, Legionäre, Fliegenjagd) Stammgast bei den wichtigsten Festivals in Cannes, Venedig und Berlin, bis der Druck der Behörden schließlich zu groß wurde und er 1980 nach Frankreich auswanderte. Dort blieb er bis zum Mauerfall. Ungefähr zu dieser Zeit begann auch seine Anerkennung im Westen zu wachsen: Der Mann aus Eisen brachte ihm nicht nur die Goldene Palme, sondern auch eine Oscar-Nominierung.

Der als anti-kommunistisch gewertete Mann aus Eisen brachte ihm neben Ruhm aber auch den Zorn der Sowjetunion ein, die jegliche Solidarität zu Wajda begrub und eine Versöhnung mit dem Regime in Polen undenkbar machte. In der Filmwelt galt er unterdessen neben Ingmar Bergman, Federico Fellini und Akira Kurosawa längst als einer der wichtigsten Visionäre des Weltkinos. In den USA trug Martin Scorsese zu seiner Popularität bei: Scorsese gab Andrzej Wajda schon früh als einen seiner größten Einflüsse an und betont bis heute seine Verehrung für Filme wie Asche und Diamant.

In den 1990ern wurden ihm in Berlin, Venedig und von der Academy Ehrenpreise für sein Lebenswerk verliehen. Doch Wajda stellte seine Arbeit nie ein. Sein neuster Film Afterimage wurde erst dieses Jahr von Polen als Kandidat für die nächste Oscarverleihung eingereicht. Andrzej Wajda hinterlässt seine Frau und seine Tochter.

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