Als vor einigen Tagen eine pornographische Sprite-Werbung im Netz auftauchte, meldeten zahlreiche US-Blogs, so auch die Huffington Post, dass Deutschland die Werbung angeblich verboten hat. Wer das Video gesehen hat (bei Perez Hilton oder College Humor), dürfte jedoch – zumindest als Deutscher – sofort geahnt haben, dass hier ein Fake vorliegt. Der Spot verbindet eindeutige Anspielungen auf Oralsex mit dem Genuss der Limonade aus dem Hause Coca-Cola. Unterlegt wird das Ganze durch eine deutsche Stimme, die eher an Brüno erinnert als an eine deutsche Werbestimme. Dilettantisch auch die Übersetzung des Sprite-Slogans in “Befolgen Sie Ihren Durst!”.
Und dennoch: Die Werbung geisterte durchs Netz, wurde bei YouTube etliche Male herausgenommen, wieder eingestellt und tauchte in diversen anderen Quellen wieder auf. “Deutschland zensiert Sprite-Werbung, weil nicht sexy genug” oder “Sprite-Werbung in Deutschland verboten, weil zu pornographisch” titelten etliche Nachrichtenquellen und Blogs. Erheiternd für den Europäer dürften hierbei die Diskussionsmuster sein, die die Amis befolgten. So heißt es hier : “Europa war schon immer offener gegenüber Sex als wir Amerikaner, aber diese Sprite-Werbung ging auch für sie zu weit, sogar für ihre [die europäischen] Standards. Was meint ihr: Sind wir [die US-Amerikaner] zu restriktiv in Bezug auf sexuelle Werbungen oder geht diese Werbung einfach zu weit?”
Unter den meisten Posts bildeten sich so erhitzte Diskussionen, die die deutsche Fernsehwerbung und die US-Fernsehwerbung zum Gegenstand hatten. Zudem wurde der angeblichen deutschen Sprite-Werbung selbstverständlich Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Obszönität vorgeworfen. Jetzt, da sich die Werbung als Fake herausstellt, werden diese Blog-Diskussionen allerdings nach und nach gelöscht und auch das Video taucht nur noch bei Zynikern wie Perez Hilton auf.
Aber mal ehrlich: Hätte auch nur ein einziger Europäer diesen eindeutigen Fake als echte Fernsehwerbung wahrgenommen?