Salami Aleikum: nahöstlich-ostdeutsches Beziehungschaos

23.07.2009 - 15:40 Uhr
Zorro Film
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Iranischstämmiger Metzgersohn verliebt sich in ostdeutsche Vegetarierin und verstrickt sich in Lügengeschichten. Die Multikulti-Beziehungskomödie könnte eine Adrenalinspritze fürs lahme deutsche Komödiengenre werden.

Mohsen Tavari (Navíd Akhavan), deutsch-iranischer Protagonist von Salami Aleikum, ist augenscheinlich zu nichts zu gebrauchen. Für den Juniorchef einer Metzgerei ist es beispielsweise nicht gerade von Vorteil, dass er kein Blut sehen kann. Auch dass er mit Ende zwanzig immer noch nicht unter der Haube ist, macht den traditionsbewussten Eltern Sorgen. Seinen Frust baut er mit Vorliebe beim Stricken ab.

Als dem Vater (Michael Niavarani) vom Gesundheitsamt die Lizenz entzogen wird und die Rettung des Familienbetriebs an Mohsen hängen bleibt, sieht er die große Chance, sich als Geschäftsmann zu beweisen. Der vermeintliche Spitzendeal, den er kurz darauf abschließt, führt Mohsen aus dem heimischen Köln tief in den Osten und – was er nicht ahnt – zum Rendez-Vous mit dem Schicksal: Im ostdeutschen Kaff Oberniederweide (nicht gerade eine No-Go-Area aber doch unangenehmes Pflaster für junge Männer mit Migrationshintergrund) bleibt sein Transporter liegen, beim Reperaturversuch bricht er sich das Bein, trifft aber ganz nebenbei auch die Liebe seines Lebens: die knapp zwei Meter große KfZ-Mechanikerin Ana (Anna Böger). Da sie Vegetariern und Tierliebhaberin ist, verschweigt Mohsan ihr lieber seinen wahren Beruf und gibt sich als junger Textilfabrikant aus. Das wiederum macht die Dorfbewohner wie auch Anas Vater (Wolfgang Stumph) hellhörig, denn im Ort verrottet seit der Wende die einst stolze Oberhemdenfabrik aus DDR-Zeiten. Großspurig erklärt Mohsen, seine Familie würde den Betrieb wieder auf Vordermann bringen…

Regisseur Ali Samadi Ahadi, der zuvor die bedrückende Dokumentation Lost Children – Verlorene Kinder gedreht hatte, ließ auch in sein neues Projekt viel Persönliches einfließen: “Die Entwurzelung der iranischen Emigranten – das ist etwas, was auch mich betrifft. Und fünf Millionen andere Menschen, die außerhalb des Irans leben und alle auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Aber sogar in der Tragik der Flucht und Heimatlosigkeit kann man Situationen entdecken, die von außen betrachtet sehr skurril und komisch sein können.” Thematisch meint er, seien die beiden Filme sich näher als man denkt: “Ich habe in jungen Jahren Krieg erlebt und gemerkt, was das für Auswirkungen auf Menschen hat. Diese Erfahrungen flossen in Lost Children ein. Und ich musste Heimatlosigkeit und die Suche nach einer neuen Heimat erfahren, als ich aus dem Iran nach Deutschland gekommen bin. Das wiederum fließt in Salami Aleikum ein.”

Junger Versager vor großer Herausfoderung, kulturelle Differenzen, ein ungleiches Liebespaar und ein komplexes Dickicht aus Lügen und Verwechslungen – rein inhaltlich also zunächst mal alle Zutaten für eine ordentliche romantische Komödie mit leichtem Screwball-Einschlag. Und auch stilistisch lässt der Film sich nicht lumpen: Es gibt knallbunte Bilder, Musikeinlagen und animierte Sequenzen. Der Trailer gibt eine Idee vom Tempo des Filmes:

Möglicherweise könnte dies also die Adrenalinspritze sein, auf die das deutsche Komödiengenre seit Ewigkeiten wartet. Die Kritiker sind sich da – wie so oft – nicht einig. Es gibt durchaus beachtliche Lobeshymnen im Netz und in der Presse, an anderer Stelle werden die guten Ansätze zwar gewürdigt, das Ergebnis aber für typisch deutsch und unlustig befunden.

Ob Salami Aleikum die Erwartungen erfüllt, davon können sich die deutschen Zuschauer ab heute selbst ein Bild machen. Hier läuft der Film im Kino.

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