Gemini Man mit Will Smith: Warum der Sci-Fi-Film 22 Jahre in Arbeit war und dennoch floppte

01.08.2022 - 12:13 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Will Smith in Gemini ManParamount
3
0
Gemini Man ist einer der aufwendigsten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre. Aber lohnte sich der Aufwand für den Will Smith-Blockbuster wirklich?

Viele Filme verbringen eine gewisse Zeit in Wartestellung. Sie werden im Grunde geparkt, bis die Technik sich zu einem Stand weiterentwickelt, der ihre Umsetzung ermöglicht. Bei Herr der Ringe war das das der Fall und bei Avatar 1 auch. Ein anderes, lange unverfilmbares Projekt: Gemini Man mit Will Smith. Wir blicken auf die interessante Entwicklung des Sci-Fi-Films zurück – und analysieren das letztlich enttäuschende Ergebnis.

Schaut den Trailer zu Gemini Man mit Will Smith

Gemini Man - Trailer 2 (Deutsch) HD
Abspielen

Als Agent der NSA gehörte Henry Brogan (Will Smith) einst zu den ganz Großen seiner Zunft. Nun will der Regierungskiller in den Ruhestand treten. Doch als Henry seinen Job an den Nagel hängt, gerät er auf eine Abschussliste und wird zum Gejagten. Er staunt nicht schlecht, als er herausfindet, dass derjenige, der sich als hartnäckiger Verfolger an seine Fersen heftet, niemand anderes ist, als eine jüngere Ausgabe seiner selbst – sein Klon. In weiteren Rolle könnt ihr Mary Elizabeth Winstead und Benedict Wong als Mitstreiter:innen und Clive Owen als Schurken sehen.

Spezielle Sci-Fi-Action: Warum war Gemini Man so aufwendig und teuer

Gemini Man ist ein typischer Gimmick-Film. Die Handlung selbst gibt nicht viel her. Interessanter ist die technische Herausforderung, an der wir teilhaben dürfen: Will Smith, einer der größten Actionstars, tritt gegen eine jüngere Kopie von sich selbst an. Dieses Duell glaubhaft (!) umzusetzen, war der Auftrag an die CGI-Spezialist:innen.

Wie funktionierte das? Verantwortlich für die Umsetzung des jungen Will Smith war Stuart Adock, der im Moviepilot-Interview erklärte:

Der größte Unterschied ist, dass wir keine Gesichter verjüngt haben, die mit der Kamera aufgezeichnet wurden. Wir haben die komplette Darstellung von Grund auf mit dem Computer generiert.

Dafür musste quasi "eine reale Person aus dem Nichts" erschaffen werden. Die Mimik des Schauspielers Will Smith wurde anschließend mit der bewährten Motion-Capture-Technik dem 3D-Modell hinzugefügt. So sah das auf dem Set aus:

Wie eingangs erwähnt: Diese Technik-Fusion war 1997, als erstmals Disney das Skript verfilmen wollte, noch nicht verfügbar. 2019 kam der Film ins Kino. Die Zeitspanne der Entwicklungshölle wird deutlich, wenn wir uns die verschiedenen Schauspieler anschauen, die vor Will Smith die Hauptrolle übernehmen sollten.

Unter anderem:

  • Keanu Reeves
  • Brad Pitt
  • Ben Affleck

Und sogar die alte Garde:

  • Sylvester Stallone
  • Harrison Ford
  • Mel Gibson
  • Sean Connery

Das Skript wanderte von Studio zu Studio und von Regisseur zu Regisseur. Bis irgendwann Paramount zugriff und das Projekt mit dem experimentierfreudigen Meisterregisseur Ang Lee in Angriff nahm.

Ang Lee bürdete sich eine weitere Herausforderung auf: Gedreht wurde Gemini Man mit 120 Bildern pro Sekunden und in 3D, der Standardwert liegt bei 24 fps (frames per second bzw. Bildern pro Sekunde). All das firmiert unter dem klangvollen Namen 3D+. Es hat jedenfalls zur Folge, dass der animierte, junge Will Smith unter besonders scharfen Bedingungen den prüfenden Blicken des Publikums standhalten musste.

Hat sich der ganze Aufwand für Gemini Man gelohnt?

Gemini Man ist beileibe kein schlechter Film geworden. Es macht durchaus Spaß, der doppelten Will Smith-Hetzjagd beizuwohnen. Aber es ist auch keine visuelle Offenbarung. Kein Vergleich etwa zu Avatar - Aufbruch nach Pandora, der eine ähnlich aufwendige Entstehungsgeschichte durchmachte. Man gewöhnt sich schnell an die beiden Will Smiths – und der Staun-Effekt verfliegt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Gemini Man nicht zum erhofften Erfolg wurde.

138 Millionen US-Dollar kostete der Spaß . Weltweit spielte der Blockbuster nur 173 Millionen wieder ein. Bei Hinzurechnung der Marketingkosten bedeutet das rote Zahlen. Angeblich  verlor Paramount mit dem Projekt 111 Millionen US-Dollar! Eine herbe Schlappe, die überhaupt nicht zu den großen Ambitionen und der spektakulären Produktionsgeschichte passen will.

Gemini Man dürfte durchaus einen Wert für die Nachwelt erfüllen. Er gezeigt hat, dass es möglich ist, selbst eine Hauptfigur über Spielfilmlänge und in scharfen Bildern künstlich herzustellen. Die Frage ist, was die Filmindustrie mit dieser Erkenntnis noch anstellen wird.

*Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links oder beim Abschluss eines Abos erhalten wir eine Provision. Auf den Preis hat das keinerlei Auswirkung.

Wie hat euch Gemini Man gefallen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News