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Warum Serien die neue Art von Unterhaltung sind

17.01.2015 - 20:03 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Wie Serien waren und werden (könnten).
Sundance, HBO, NBC, Fox, Universal TV
Wie Serien waren und werden (könnten).
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Langsam fühlt man sich wie in einem unübersichtlich großen Supermarkt mit einem schier endlosen Sortiment. Man verliert leicht den Überblick und weiß nie genau, was man will! Serien verändern unsere Art, unterhalten zu werden - warum auch nicht?

Früher waren Serien immer was Besonderes für mich. Ob die Klassiker wie Dallas, Alf, Beverly Hills 90210, Knight Rider und wie sie nicht alle hießen. Damals hat man auch regelmäßig den Fernseher in Beschlag genommen und konnte die nächste Folge kaum erwarten. Irgendwie bin ich aber schnell aus solchen Serien rausgewachsen. Nur noch alle paar Wochen hab ich mal eine Folge gesehen und das Interesse ging schneller flöten - Tja, in der Pubertät wurden dann andere Sachen auch interessanter. Meine persönliche zweite Generation von Serien-"Klassikern" kam dann mit Alarm für Cobra 11, Hinter Gittern, CSI oder mein absoluter Favorit von damals - Prison Break. Da ging das Fieber wieder los, dass man wirklich keine Folge verpassen durfte! Die Geschichten wurden spannender und man wollte ja nicht der einzige im Freundeskreis sein, der nicht wusste, wie es weiter geht. Immerhin war es aber in den guten alten Zeiten noch wesentlich leichter, Spoiler zu umgehen. Die einzigen Spoiler waren eben die eigenen Freunde und keine Facebook-Feeds oder Tweets. Auch gab es ja wirklich keine Möglichkeit sich die nächste Folge vorab ansehen zu können. Eine Woche konnte sich da schon wie ein ganzer Monat anfühlen, weshalb ich selber aber natürlich mehrere Serieneisen im Feuer hatte und so die Zeit gut rumbekommen habe. Trotz der (für damalige Zeiten) hohen Anzahl an Serien, hatte ich keine Schwierigkeiten mein Leben mit den Serien zu arrangieren. Gott sei Dank! Doch die Zukunft bringt ein echtes Luxusproblem mit sich - Die fehlende Zeit für alle Serien!

Ich denke, das Thema Serien ist jetzt keine Revolution mehr, mich fasziniert aber der Werdegang dieser Art der Unterhaltung und ich freue mich darüber! Zeiten ändern sich, das ist allgemein bekannt. Doch die neue Art von Serien bringt einige Probleme mit. Mir fehlt schlicht die Zeit regelmäßig am Ball zu bleiben und die teilweise verworrenen Geschichten der Serien zu verfolgen. Als mich das Serienfieber durch den Startschuss diverser Streaming-Anbieter wieder so langsam packte, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, nur eine oder maximal zwei Serien parallel zu schauen. Um es kurz zu machen - das ging schief! Schnell verlor ich mich in den Wüsten, um Meth zu kochen, traf mich in einer Bar mit Vampiren, um True Blood zu schlürfen oder fand mich unter einer Kuppel neben einer geteilten Kuh wieder. Das Angebot an den Serien war so groß, anfangs überkam mich das Gefühl, ich hätte die letzten 10 Jahre verschlafen. Ich war nun wieder angekommen in der Serienwelt und war sehr überrascht, wie sich diese Welt verändert hat. Keine stumpfen Geschichten, keine gesichtslosen Charaktere oder sinnlose Cliffhanger. Das Medium Serie entwickelte sich langsam aber sicher zu einer Art Kinofilm in Überlänge. Die Themen haben sich meiner Meinung nach sogar tiefgründiger entwickelt als so mancher Kinofilm. Weshalb auch Serien die besseren Erzähler werden (können). Scheinbar trauen sich die Produzenten einfach mehr, wenn sie wissen dass sie in Serie gehen können. Da wird über den ehemaligen Todeskandidaten erzählt, der wieder ins Leben zurückfinden muss (Rectify), über Menschen die ihre Liebsten auf mysteriöse Weise verloren haben (The Leftovers) oder aber über die verloren geglaubten Menschen, die plötzlich wieder vor einem stehen (The Returned). Scheinbar gibt es im Seriengeschäft kein Tabu mehr und alles ist erlaubt! Vieles kann im Serienformat genauer und schlüssiger aufgearbeitet werden. Als Zuschauer hat man so die Möglichkeit, tiefer in die Welt einzutauchen und länger an den Bildschirm gefesselt zu werden.

Und das ist auch gut so! Was liegt näher, als die besten Geschichten, die geschrieben werden können, einfach ins Fernsehen statt auf die große Leinwand zu bringen? Die künstlerische Freiheit ist schier unbegrenzt und die Geschichte kann von Staffel zu Staffel in völlig verschiedene Richtungen gelenkt werden. Von den neuen Serien abgesehen, erfreuen sich die Filmadaptionen mittlerweile immer größerer Beliebtheit. Scheinbar geht der Trend in diese Richtung. Klar, man kann jetzt den Produzenten gezieltes Ausschlachten von großen, beliebten Filmen vorwerfen. Bisher sehe ich aber nur Vorteile in diesem Trend. Es schadet ja keinem, wenn die Geschichte eines sehr guten Films einfach in einer Serie weitergesponnen oder ausführlicher erzählt wird! Fans dieser Filme können sich an neuen Schauspielern und anderen Erzählweisen erfreuen und Neulingen werden auf diese Art echte Klassiker der Filmgeschichte präsentiert. Ich zum Beispiel habe den Film Fargo bisher leider nicht gesehen, nachdem ich aber die erste Staffel hinter mir habe, reizt es mich, auch das Original endlich mal zu sehen. Ich denke wenn die Qualität der bisherigen Adaptionen wie Hannibal oder Sleepy Hollow auch auf die weiteren zutrifft, kann in Zukunft nicht viel schief gehen. Daredevil kann z.B. bereits der nächste Beweis werden, ob es gut gehen kann. Oder eben nicht.

Man kann jedenfalls gespannt sein, was die Zukunft noch mit sich bringt! Wenn man dann auch noch die komplette Palette an Serien haben will, kann das mit den Abos der Streaming-Dienste und Pay-TV Anbieter Sky natürlich alles ins Geld gehen. Mittlerweile ist mir aber diese Finanzierung meiner Unterhaltung lieber, als 2-3 Mal im Monat im Kino 50€ für (teilweise) gar nicht mal so gute Filme zu lassen. Hier hat natürlich wieder jeder seine eigene Meinung. Die Vorfreude auf den Beginn einer neuen Staffel seiner Lieblingsserie, kann aber im Moment kein Film der Welt ersetzen.

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