Sex, Fangs and Flesh 'n' Blood mit Graf Dracula

26.06.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
Dracula
Columbia
Dracula
6
12
Blutsauger wie Dracula und Co. gelten schon lange als sinnliche Verführer, gegen die ihre Opfer kaum eine Chance haben. Wir blicken heute auf drei unterschiedliche Interpretationen des transsylvanischen Fürsten.

Vampirfans der neuen Generation mögen es kaum glauben, doch die Kombination von bissigen Blutsaugern gepaart mit subtiler bis sinnlicher Erotik sind keine Erfindung einer amerikanischen Mormonin mit dem Hang zu glitzerndem Firlefanz. In der Tat durchzieht diese ambivalente Sichtweise den Mythos des Vampirs schon viele Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte lang. Schon im prüden viktorianischen Zeitalter haben Autoren ihre Horrorromane mit erotischen Elementen versehen, um ihre eigenen und die verborgenen Triebe ihrer Leserschaft zu befriedigen. Aus eben dieser Zeit heraus schuf der irische Schriftsteller Bram Stoker seinen berühmten Dracula-Roman und brachte damit wohl den bekanntesten Vampir der Literaturgeschichte hervor. Schon im Roman wurde die Schauergeschichte rund um den blutdürstigen Grafen mit einer nuancierten Erotik verbunden, was wohl unter anderem den Erfolg des Buches erklärt. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass genau dieser Aspekt ebenfalls in etlichen Dracula-Verfilmungen, mal mehr, mal weniger ausgeprägt, verarbeitet wurde.

Der vornehme Exot Bela Lugosi
Den Startschuss für diese ambivalente Betrachtungsweise gab wohl die Romanadaption Dracula von Tod Browning aus dem Jahr 1931. War der transsylvanische Fürst im ersten Vampirfilm Nosferatu, eine Symphonie des Grauens noch eine bloße Schreckensgestalt mit kahlem Schädel und schlangenartigen Fingern, verlieh Browning seinem Protagonisten eine unwiderstehliche Anziehungskraft, die seine Opfer nach und nach in seinen Bann zog. Zum Großteil verdanken wir diese fesselnde Perfomance dem ungarischen Schauspieler Bela Lugosi, der Dracula erstmals mit dem Attribut einer Stimme versah und ihn so noch bedrohlicher und zugleich anziehender für seine hilflosen Opfer machte. Die Verführung konnte so nun nicht nur auf optischer Ebene, sondern auch auf akustischer stattfinden. Lugosis Dracula war ein vornehmer und attraktiver Aristokrat, den Browning auch filmsprachlich in Szene zu setzen wusste. So nutzte er etwa zwei Taschenlampen, die lediglich auf Lugosis Augen ausgerichtet waren, um diese hervorzuheben und seinen Blick noch hypnotischer wirken zu lassen.

Seinen Verführungskünsten unterliegen dabei nicht nur weibliche Figuren, sondern auch die Herren der Schöpfung. Eines seiner ersten Opfer ist Renfield, der ahnungslos das Schloss des Grafen betritt. Als er sich aus Versehen in den Finger schneidet, setzt er eine fatale Verführung in Gang, deren homoerotische Klänge den gesamten Film durchziehen. Immer wieder treffen ihn Draculas lüsterne Blicke, wird er vom erotischen Spiel des Fürsten in den Bann gezogen, bis schließlich der erlösende Biss ihn zu einem Untertan des Schlossherren verdammt. Ebenso ergeht es der Figur der Mina, die trotz aller Vernunft und Zureden von Vampirjäger Van Helsing nicht der Anziehungskraft des Grafen widerstehen kann. Als sie sich ihrem Gebieter schließlich vollends hingibt, sehen wir die Szenerie nicht etwa mit beiden Darstellern in einer Halbtotalen, sondern sehen den Zähne fletschenden Dracula in einer Nahaufnahme, wie er sich langsam aber sicher über Mina beugt. Damit stellt der Vampir nicht länger nur eine Bedrohung für Mina dar, sondern ebenso für das Publikum, das nun an die Stelle des Opfers gerückt ist und sich in Draculas Bann befindet.

Bela Lugosis Darstellung des Grafen Dracula war mehr als nur überzeugend. Zwar wurde er mit dieser Rolle über Nacht zum Star, jedoch verursachte seine eindrucksvolle Leistung eine ewige Assoziation von Lugosi mit der Rolle des Dracula auf Seiten der Studios und des Publikums. Selbst in seinem Tod ließ ihn die Rolle nicht los, als er sich in einem Umhang des Grafen zur ewigen Ruhe bettete.

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News