Sharlto Copley, Star aus District 9 und A-Team

06.08.2010 - 16:15 Uhr
Jessica Biel, Liam Neesen, Sharlto Copley und Quinton 'Rampage' Jackson in Berlin
20th Century Fox
Jessica Biel, Liam Neesen, Sharlto Copley und Quinton 'Rampage' Jackson in Berlin
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Moviepilot hat den Südafrikaner Sharlto Copley in Berlin getroffen und mit ihm über Das A-Team und Film im Allgemeinen gesprochen. Auch das Sequel zu District 9 kam zur Sprache – und wird in zwei bis drei Jahren wohl ins Kino kommen!

Wenn Das A-Team dieser Tage im Kino anläuft, dann wird auch einer der bekanntesten Südafrikaner wieder die Bühne betreten, nachdem er im vergangenen Jahr mit District 9 die Kinofans begeisterte. Moviepilot hat Sharlto Copley in Berlin getroffen, wo der 37jährige über seine Leidenschaft zum Film und die Probleme der Filmwirtschaft in Südafrika sprach. Auch das Sequel zu District 9 kam zur Sprache – und wird in zwei bis drei Jahren wohl ins Kino kommen!

moviepilot: Hallo, Sharlto. Zuerst einmal eine persönliche Frage: Woher stammt eigentlich dein Vorname?

Sharlto Copley: Ah, ich glaube, dass mein Name von einem irischen Lord kommt, genannt Sharlto Douglas. Das ist das einzige Mal, bei dem ich jemals davon gehört habe. Wie es dazu gekommen ist, dass ich so heiße, bzw. dass meine Mutter mich so nannte, rührt daher, dass meine Mutter einem britischen Radiostück zuhörte – und dort gab es einen britischen Charakter in der Geschichte, einen Prinzen oder so, er hieß Sharlto. Somit hat sie es von dem Radiostück.

moviepilot: Also bist du der einzige Sharlto der Welt.

Sharlto Copley: Ja, das bin ich.

moviepilot: Cool. – Ich habe gehört, du bist ein großer Fan der TV Serie Das A-Team. Warum ist die Serie so kultig, was ist so besonders daran?

Sharlto Copley: Für mich waren es die Charaktere. Diese interessante Kombination von Charakteren, die unterschiedlich genug waren, sodass die Gegensätze zwischen ihnen deutlich zum Vorschein kamen, aber die durch schwere Zeiten gingen, um das zu lösen. Sie waren wie Brüder, da gab es wirkliche Liebe und Kameradschaft. Es war sehr unterhaltsam, den Vieren dabei zuzuschauen, wie sie wuchsen und mit den Herausforderungen ihrer Arbeit und ihrer Leben klarkamen.

moviepilot: Wenn du das Drehbuch der Filmversion des A-Teams geschrieben hättest, was hättest du anders gemacht?

Sharlto Copley: Wahrscheinlich alles. Mit diesem Auftrag hätte ich das sehr anders geschrieben.

moviepilot: Inwiefern, hätte der Film dann nicht im Irak gespielt, sondern in Südafrika?

Sharlto Copley: Nein, quatsch. Ich weiß es nicht. Ich habe das nie aus dieser Perspektive betrachtet, weil ich Drehbücher verfasse und weil ich als Produzent oder Regisseur arbeite. Ich bin gut darin, diese Seite von mir abzuschalten und mich wirklich darauf zu konzentrieren, meine Rolle richtig zu transportieren, einen unterhaltsamen Charakter abzuliefern. Das ist alles, was ich wirklich machen kann, also habe ich nicht wirklich genug darüber nachgedacht, was ich anders gemacht hätte.

moviepilot: Du hattest also niemals die Idee, die Fernsehserie selbst zu adaptieren und in einen Film umzuwandeln?

Sharlto Copley: Nein, auf keinen Fall. Als ein Drehbuchautor bin ich interessiert an originellen Ideen. Ich sähe mich niemals darin, eine Adaption einer Serie oder etwas anderem zu schreiben.

moviepilot: Und hättest du einen andere Rolle im A-Team übernommen oder musste es unbedingt Murdock sein?

Sharlto Copley: Es musste Murdock sein.

moviepilot: Wenn man dich gefragt hätte, Hannibal zu spielen, hättest du nein gesagt?

Sharlto Copley: Ja.

moviepilot: Okay. Welche ist denn deine Lieblingsserie heutzutage?

Sharlto Copley: South Park.

moviepilot : Und weshalb?

Sharlto Copley: Ich mag intelligente, satirische Komödie – und ich liebe die Charaktere der Show. Ich finde einfach, sie ist genial und großartig geschrieben.

moviepilot: Und was ist dein Lieblingsfilm?

Sharlto Copley: [seufzt] Ich habe keinen Lieblingsfilm. Es gibt so viele verschiedene Filme, die ich im Verlauf meines Lebens gemocht habe, aber so etwas wie einen absoluten Lieblingsfilm habe ich nicht. Einmal wollte ich eine Top 10 Liste machen und ich musste sie immer verändern, ständig fielen mir andere Filme ein und konnte mich nicht festlegen. Es gab da eine Menge Filme, die ich über die Jahre geliebt habe.

moviepilot: Ok, aber wenn du fünf Top-Filme auf eine verlassene Insel mitnehmen müsstest, welche wären das?

Sharlto Copley: Fünf Top-Filme… Also jetzt, wo du mir den Kontext einer verlassenen Insel gibst, müssten das dann ja Filme sein, die ich leicht wieder und wieder gucken könnte. Manchmal gab es Filme, die ich wirklich geliebt habe. Wie Schindlers Liste, das ist ein Film, der mir außerordentlich gefällt, ABER, ich will diesen Film nicht immer wieder sehen. Das wäre deprimierend. Wenn ich auf einer Insel wäre, würde ich Filme wie Borat mitnehmen, den kann ich mir wiederholt anschauen. Es ist einfacher, Komödien immer wieder anzuschauen. Also auf jeden Fall Borat – [lange Denkpause] – Ich würde Terminator 2 – Tag der Abrechnung (Teil 2) mitnehmen, oh man, jetzt fehlt wohl die Abwechslung… Wahrscheinlich noch Léon – Der Profi, ich würde außerdem, einfach zur Erinnerung, Beverly Hills Cop II mitnehmen, den ich liebe…und ich würde Braveheart mitnehmen. Sind das zu viele, sind das schon sechs? Siehst du, ich will mehr und mehr nehmen und muss “Nein” zu mir selbst sagen.

moviepilot: Ich habe den 12-15 mal gesehen.

Sharlto Copley: There you go.

moviepilot: Wie hast du dich auf deine Rolle vorbereitet, trafst du den Schauspieler des Originals (Dwight Schultz)?

Sharlto Copley: Ich kannte den Charakter sehr gut, ich hatte nicht sehr viel Vorbereitungszeit. Tatsächlich hatte ich nur ein paar Minuten, um zu entscheiden, ob ich dem Regisseur etwas zeigen wollte oder nicht, weil sie gesagt hatten, sie wären sehr interessiert an mir. Ich war in einem Hotelzimmer in Texas und ich musste schnell etwas auf die Beine stellen. Ein Beispiel, wie ich die Rolle spielen könnte. Also alles, was ich an Vorbereitung hatte, war eine halbe Stunde auf YouTube, wo ich alles zusammensuchte, was ich über Murdock finden konnte und ich war überrascht, wie viel es gab. Da war eine Menge von Leuten, großen Fans, die Ausschnitte ihrer liebsten Murdock-Momente von unterschiedlichen Staffeln zusammengeschnitten hatten. Davon sah ich ein paar, um mich daran zu erinnern, was für einen Akzent er spricht, und ein bisschen Inspiration für den Charakter zu haben.

moviepilot: Was hat es mit dem Gag auf sich, als du voller blauer Farbe warst und du diesen Blue Man Group Witz machst. Stand das im Drehbuch?

Sharlto Copley: Ja, das stand im Drehbuch. Der Braveheart-Witz, der danach kam, stammte nicht aus dem Drehbuch, den haben Joe und ich uns ausgedacht.

moviepilot: Ihr habt eine Menge Improvisation betrieben beim Dreh?

Sharlto Copley: Ja.

moviepilot: Wer war am Set der Lustigste von euch?

Sharlto Copley: Der Lustigste.. ich würde sagen Rampage. Ich verbrachte eine Menge Zeit mit ihm und er war der lustigste am Set, viel lustiger als jemand von uns. Seine und meine Figur hatten im Film auch einige lustige Szenen miteinander, ich war also eh schon voreingenommen, so dass ich dieses spielerische Herumalbern brauchte, welches Murdock und BA hatten. Wir wollten diese Hassliebe zwischen ihnen kreieren. Ich würde also sagen, Rampage war der lustigste.

moviepilot: Wie schwer war es für dich, den US-amerikanischen Akzent zu übernehmen?

Sharlto Copley: Es war sehr einfach für mich. Ich bin damit aufgewachsen, verschiedene Akzente und Dialekte zu sprechen, ich fing damit an, als ich etwa zehn Jahre alt war. Bis zum Alter von 19 und dem Ende der Schule, wo ich die ganze Zeit Stimmen und Akzente imitiert hatte. Dann arbeitete ich und habe mich damit nicht mehr so sehr beschäftigt. Aber mich interessiert das sehr. Ich kreiere ganze Charaktere durch meine Stimme. Es ist nicht so, dass ich versuche, eine Stimme auf eine Figur anzupassen, die Stimme wird die Figur.

moviepilot: Ich habe sowieso die deutsche Version gesehen, aber meinst du, in der Originalversion hört man weiter deinen südafrikanischen Akzent?

Sharlto Copley: Technisch ist er akkurat, komplett akkurat. Das weiß ich, weil ich sehr interessiert bin in an dem kreativen Teil von Akzenten, aber auch an dem technischen Teil, der einen Akzent ausmacht. Am Set hatte ich keinen Stimmen-Coach, doch im Nachhinein setze ich mich mit einem der Top-Stimmen-Coaches der Welt zusammen und man kann jedes gesprochene Wort frenetisch herunterbrechen, um bestimmen zu können, ob die Aussprache akkurat ist. Man wird als Schauspieler, bei dem klar ist, dass er einen Akzent aufsetzt, denke ich immer noch die Leute haben, die diesen Akzent gebürtig sprechen und eine eigene Meinung haben, ob der Akzent in ihren Ohren realistisch ist oder nicht.

Technisch jedoch gibt es eine wissenschaftliche Seite bei Akzenten. Ich weiß, dass bei Murdock keine südafrikanischen Klänge mitschwingen, wenn ich als Murdock amerikanisches Englisch spreche. Ich meine, Murdock ändert seinen Akzent am laufenden Bande, eine Menge Leute wissen das nicht, werden verwirrt sein, wenn ihnen das vom Original nicht klar ist, und sagen “Oh, er hat seinen Akzent verloren”. Aber nein, Murdock spricht oftmals beabsichtigt wie ein Brite. Wir sind das alles durchgegangen und überprüften das alles sehr präzise. Aber, erneut, eine Zuschauerschaft muss irgendwie überzeugt werden, wenn sie wissen, dass der Schauspieler aus einem anderen Land stammt. Es war vielleicht nicht möglich, jeden zu überzeugen.

moviepilot: Mich interessierte es besonders, weil ich nicht so viele südafrikanische Filme sah, bisher waren es Tsotsi, District 9 natürlich. Wenn du einem deutschen Publikum südafrikanische Filme empfehlen müsstest, welche wären das?

Sharlto Copley: Woow. Eigentlich müsste ich zurück gehen zu Die Götter müssen verrückt sein, ein Film, der in den 80ern gedreht wurde. Ich muss ehrlich sein, außer im Fall von Die Götter müssen verrückt sein und District 9, bei dem ich natürlich voreingenommen bin, sind südafrikanische Filme für mich nicht besonders ansprechend. [[m:tsotsi|r] natürlich noch, der muss mit auf die Liste. Das sind auch schon meine favorisierten südafrikanischen Filme aller Zeiten. Bei anderen wäre mir nicht wohl, sie zu empfehlen.

moviepilot: Warum ist das so?

Sharlto Copley: Ich hatte da sehr eigene Gedanken zu. Deshalb versuchte ich gleich, nachdem ich die Schule beendete, einen Fernsehsender zu starten. Es hat im Großen und Ganzen damit zutun, dass die Regierung Südafrikas ausländische Einflüsse solange sie konnte außer Landes gehalten hat, somit kam Fernsehen erst 1976 nach Südafrika. Meine Eltern sind nicht mit Fernsehen aufgewachsen, wie das zum Beispiel in den USA der Fall war. So versuchte man, das alles aufzuholen, sie versuchten, das mit dem Verständnis von internationalen Trends in Design, Arbeitsleistung, Kapazitäten, Beleuchtung, Schnitt und Grafiken. Das waren alles Faktoren, warum die kreative Industrie für eine lange Zeit so weit zurücklag. Und dann gab es junge Menschen, wie meine Generation und Neill’s (Neill Blomkamp), die damit aufwuchsen, amerikanisches und britisches Fernsehen zu schauen und es mit lokalen Produktionen verglichen. Wir fragten uns, warum die Beleuchtung war, wie sie war. Sie sah furchtbar aus und so künstlich. Aber das Problem ist, dass die Leute, die Medien kontrollieren, die Aufträge vergeben, immer noch aus der alten Generation stammen, welche die Finanzen regelt. Südafrika hätte niemals für District 9 bezahlt, es gibt da einfach eine unterschiedliche kreative Reibungsfläche.

moviepilot: Es ist somit nicht das Publikum in Südafrika, das anders ist, sondern die Filmindustrie?

Sharlto Copley: Genau, meiner persönlichen Meinung nach, die aus vielen Jahren in der Industrie resultiert, gibt es zu diesem Zeitpunkt etliche Talente in Südafrika. Was es aber nicht gibt, sind ausführende Produzenten, es gibt keine Personen, die die Möglichkeit besitzen, Geld zu investieren, die, wenn man so sagen mag, einen international ausgelegten kommerziellen Geschmack haben. Sie können Dinge produzieren, die Südafrikanern gefallen, aber nicht leicht dem Rest der Welt.

moviepilot: Du hast in einem sehr jungen Alter eine Produktionsfirma gegründet und eine Menge erreicht. Welchen Rat könntest du jungen Filmemachern geben?

Sharlto Copley: Die Sache ist, die besten Leute, denen ich im Geschäft bisher begegnet bin, nehmen keine Ratschläge an [lacht]. Ich weiß, das klingt verrückt, aber Leute wie ich und Neill (Neill Blomkamp), sowie einige wenige andere Leute, denen ich über den Weg gelaufen bin in meiner Karriere, die es “geschafft” haben, folgen ihrem eigenen Bauchgefühl. Es besteht kein Nachteil darin, Einflüsse anzunehmen oder aufzunehmen, was die Menschen zu sagen haben. Aber für mich, und vielleicht auch für andere, war es hilfreich, einfach anzufangen und zu produzieren. Und zu versuchen, Teil des Ganzen zu werden. Nicht darauf zu warten, dass die Situation absolut perfekt wird.

Ich startete damit kleine Videos zu machen, als ich 10 Jahre alt war, mit was auch immer ich zur Verfügung hatte. Ich überzeugte meine Freunde mitzuspielen, ich borgte mir Dinge, verwandelte das Haus meiner Eltern in verschiedene Filmsets. Freunde, Familie.. wenn ich ein Boot brauchte und ich wusste, jemand besaß eines, habe ich das genutzt. Das ist der Schlüssel zum Erfolg. Niemanden interessiert es, wo du studierst oder wie deine Noten aussehen, sie wollen einfach etwas sehen, was du gemacht hast, selbst wenn es nur eine Minute lang ist. Wenn ich Leute anstellte, suche ich immer danach und sage: “Zeige mir etwas, das mich in irgendeiner Weise an dir reizen kann.”

moviepilot: Werden wir von District 9 ein Sequel zu Gesicht bekommen?

Sharlto Copley: Da bin ich mir ziemlich sicher. Ich kann es nicht sicher bestätigen, aber ich würde es auf jeden Fall tun, Neill Blomkamp will es auf jeden Fall machen und ich denke, es stellt sich nur die Frage, wann Neill sich bereit fühlt. Er ist wirklich ein Künstler, er will nicht bloß wieder auf der Bühne erscheinen, nur um Geld zu machen. Offensichtlich setzt jeder, der Geld mit dem Film gemacht hat, uns unter Druck, sobald wie möglich einen weiteren zu machen. Aber es muss sich richtig anfühlen. Neill ist für mich in der Hinsicht ein nächster James Cameron, sodass das Sequel nicht einfach gehetzt geschrieben wird, um eine weitere hundert Million Dollar daraus zu schlagen. Es soll besonders werden, ein bisschen anders als das, was die Leute von einem Sequel erwarten würden. Ich glaube, das ist es, was wir beide machen wollen.

moviepilot: Hast du also schon Ideen zum Drehbuch?

Sharlto Copley: Für das Sequel?

moviepilot: Genau.

Sharlto Copley: Tatsächlich haben wir mittlerweile welche. Erst vor kurzem fingen wir an, bestimmte Dinge zu diskutieren und Neill hat mich ein bisschen in seine Gedanken eingebunden. Gerade arbeitet er an einem anderen Film, somit gab es nicht wirklich die Chance, näher darauf einzugehen.

moviepilot: Also müssen wir noch ein bis drei Jahre warten?

Sharlto Copley: Ja und ich kann dir natürlich nicht erzählen, was wir bereits an Ideen hatten. Es machte so Spaß daran [am ersten Teil], es geheim zu halten, bis alles fertig war.

moviepilot: Ok, ich bin sehr gespannt.

Sharlto Copley: Danke sehr.

Sharlto Copley als verrückten Murdock könnt ihr ab dem 12. August in Das A-Team sehen.

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