Sofia Coppola - Die Zerbrechlichkeit der Jugend

16.08.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
The Bling Ring
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Auch mit ihrem neuen Film The Bling Ring begeistert Sofia Coppola wieder die Kritiker. Wir blicken deshalb auf die ganz besonderen Coming of Age-Filme Coppolas, unter deren verträumter Oberfläche sich düstere Wallungen verbergen.

In The Bling Ring geht Emma Watson mit ihrer Clique auf Diebestour durch die Villen der Reichen und Schönen. Der neue Film von Sofia Coppola befasst sich wieder einmal mit jungen Erwachsenen, doch diesmal aus einer völlig anderen Perspektive. Die auf wahren Ereignissen beruhende Society-Satire reiht sich trotzdem nahtlos ein ins Werk Coppolas, die in mittlerweile fünf Spielfilmen die Befindlichkeit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einem ganz eigenen Stilwillen auf die Leinwand bannt. Sensibel, aber nicht beschönigend dreht Coppola Coming of Age-Filme über die Brüche der Adoleszenz.

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In ihrem Kurzfilm Lick the Star heckt eine Gruppe von Highschool-Mädchen einen fiesen Plan aus, um die Jungen an ihrer Schule mit Arsen zu vergiften. So morbide der Plot im Vergleich zu den späteren Filmen von Sofia Coppola auch klingt, in ihrer Beschäftigung mit den Beschwerden und Nachwehen der Pubertät blendet die Regisseurin diese düstere Seite nie ganz auf. Schon ihr Erstling The Virgin Suicides – Verlorene Jugend konfrontiert seine Heldinnen mit dem Tod als Mittel der Selbstverwirklichung. Eingefangen in den schon hier zum Markenzeichen werdenden träumerisch sanften Bildern, ist The Virgin Suicides ein Coming of Age-Film, in dem unüberwindbare Hindernisse dem für das Genre so wichtigen Übergang im Wege stehen. Scheint die Kamera über die zarten Gesichter nur so zu streicheln, so wirken die Bilder im Nachhinein wie ein märchenhafter, gläserner Sarg.

Durch die Scheiben eines Hochhauses in Tokio blickt Coppolas Heldin in Lost in Translation, der sich ebenfalls mit der Ziellosigkeit in jungen Jahren befasst und ihr hier zwar nicht den Tod, so doch die Aussicht entgegenstellt, dass mit dem Alter nicht zwangsweise das Glück der Selbstverwirklichung wartet. Über die tiefe Einsamkeit, die zwei Seelen in der japanischen Metropole für kurze Zeit zusammenschweißt, täuscht auch die visuelle Entdeckungsreise nicht hinweg, auf die uns Charlotte (Scarlett Johansson) in diesem Werk mitnimmt. Viele Coming of Age-Filme arbeiten sich an einem rite de passage ab, also einem Übergangsritus wie der ersten Liebe, dem Senior Year in der Highschool oder den Gang aufs College. Coppolas Figuren dagegen wird der ritualisierte, und damit geordnete, Weg in die nächste Phase ihres Lebens oft verwehrt, entweder von außen oder durch sie selbst. Beides fällt in Marie Antoinette aus dem Jahr 2006 zusammen, in dem die Königin Frankreichs in einem Kokon barocker Reichtümer verharrt, und eben jene Distanz von der realen Welt und damit auch einer gewissen Reife ihr Todesurteil verheißt.

Vom prunkvollen, dem Untergang geweihten Versailles zog es Sofia Coppola in ihren letzten beiden Filmen nach Los Angeles. In Somewhere und The Bling Ring spielt, mehr noch als in Lost in Translation, der moderne Adel der Stars und Sternchen eine Hauptrolle, dessen Glamour nicht weniger leer scheint als der der Bourbonen. Befasst sich letzterer explizit und vergleichsweise schonungslos mit der unstillbaren Sehnsucht nach Mehr, mehr Facebook-Freunde, mehr Schmuck, mehr Bekanntheit, so sind seine jungen Diebe die wohl bislang aktivsten Coppola-Helden seit The Virgin Suicides. Aus ihrem gut versorgten, gläsernen Käfig brechen sie aus und finden sich schlussendlich nur in einem anderen wieder.

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