Spider-Man: Far From Home hat die Avengers-Action gar nicht nötig

05.08.2019 - 14:15 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
Spider-Man: Far From HomeSony
11
4
Spider-Man: Far From Home ist ein toller Superheldenfilm. Aber er hätte auch ohne die Superhelden-Geschichte hervorragend funktioniert. Nicht nur, weil Peter Parker eine Pause verdient hat.

Achtung, Spoiler zu Spider-Man: Far From Home: Peter Parker (Tom Holland) braucht nach den Ereignissen in Avengers 4: Endgame eine Pause und möchte nicht mehr in seinen Superheldenanzug schlüpfen. Stattdessen will er mit seiner Klasse den Trip nach Europa genießen, ohne den Zwang zu verspüren, die Welt retten zu müssen.

Das ist ihm nicht zu verübeln. Und es wäre vollkommen in Ordnung gewesen, wenn er in Spider-Man: Far From Home tatsächlich den Spider-Man-Anzug zu Hause gelassen hätte. Denn die Fortsetzung funktioniert auch vollkommen ohne die Action und die Superhelden-Geschichte.

Bis Mysterio (Jake Gyllenhaal) in Italien auftaucht, macht der Film von Regisseur Jon Watts als Coming-of-Age-Geschichte nämlich bereits so viel Spaß, dass die gewöhnliche MCU-Story beinahe etwas stört. Viel schöner ist es, den Jugendlichen dabei zuzusehen, wie sie Europa entdecken.

Spider-Man: Far From Home - Spaß statt Superhelden

Die erste Szene in Far From Home wirft uns Zuschauer direkt mitten ins Marvel-Universum und entlockt mit dem amateurhaft zusammengestellte Memorial-Video zu Ehren der Avengers mit dem Gesang von Whitney Houstons I Will Always Love You die unterschiedlichsten Gefühle.

Spider-Man und Mysterio

Das Video ist nach den Ereignissen von Endgame eine Huldigung der Helden. Allen voran wird dem verstorbenen Tony Stark (Robert Downey Jr.) gedacht - und dieser Umstand verwandelt das Video in eine überaus emotionale Angelegenheit. Die Verwendung von I Will Always Love You? Das ist so übertrieben, dass es schon ironisch wirkt.

Es folgt eine Bildmontage mit äußerst interessant gewählten Fotos, die noch mehr verwirrt. Doch spätestens nach dem zweiten verpixelten Bild der Superhelden wird klar: Dieses Erinnerungsvideo ist kein Werk der Marvel Studios, die sich zu ernst nehmen, sondern das Schaffen der Schüler der Midtown School.

Direkt zu Beginn wird also klar: Spider-Man: Far From Home braucht keine Superhelden, da seine Geschichte und Inszenierung auch ohne diese sichtlich unterhaltsam ist.

Avengers 4: Endgame macht Fernweh

Unterhaltsam geht es in Venedig weiter. Bis Mysterio dort das erste Mal auftaucht, ist es ein reines Vergnügen, den Jugendlichen einfach dabei zuzusehen, wie humorvoll sie mit den Konsequenzen von Thanos' Schnipser umgehen und sich auf ihre bevorstehende Reise vorbereiten.

Wenn die Tante an alles denkt...

Es ist eine pure Freude, zu erleben, wie Peter, Ned (Jacob Batalon), Betty (Angourie Rice) und Co. die Sehenswürdigkeiten Venedigs feiern. Die Aufnahmen der Stadt auf dem Wasser sind dabei so wunderschön, dass das Fernweh noch direkt im Kinosessel zuschnappt. So hätte es für den Rest des Films bleiben können.

Welch überraschender Abschluss wäre es gewesen, wenn der letzte Film der dritten Phase des MCU plötzlich mit nur einer kleinen oder gar keinen Superhelden-Geschichte geendet hätte? Einfach, um nach Avengers 4: Endgame durchzuatmen. Wir hätten nichts vermisst und mit Peter Parker seine Reise genießen können.

Spider-Man: Far From Home - Die Nebenfiguren sind wertvoll

Spider-Man: Far From Home ist mehr als ein Superheldenfilm. Der Fokus liegt nicht nur darauf, dass Peter Parker die Welt retten muss, sondern vor allem auf den Figuren. Das beweisen Szenen wie die im Flugzeug, als Ned und Betty zufällig nebeneinandersitzen und plötzlich über die Flugdauer ein Paar werden.

Tolle Nebenfiguren: Betty, Ned und MJ

Dies geschieht ganz nebenbei und ihre Geschichte - eine Geschichte der Nebenfiguren - taucht immer wieder im Laufe des Films auf. Sie ist so zuckersüß und unschuldig und hat keinen faden Beigeschmack.

Viele Coming-of-Age-Filme können von ihr lernen: Der hochintelligente Außenseiter kann mit dem blonden, fleißigen Mädchen zusammen sein - ohne, dass es ins Lächerliche gezogen wird.

Spider-Man: Far From Home - Im Kopf bleiben nicht die Action-Szenen

Action in Venedig, auf einem Riesenrad und der Londonder Tower Bridge? Ohne Frage, diese Szenen sind beeindruckend inszeniert. Doch im Gedächtnis bleiben nicht sie, sondern Peter Parkers moralisches Dilemma: Er weiß, dass er zur Not die Welt retten muss, doch um gar nicht erst in die Position zu kommen, nimmt er seinen Spider-Anzug einfach nicht mit. Das ist fantastisch egoistisch.

Peter will in der Oper neben MJ sitzen

Peters Reaktion ist komplett nachvollziehbar. Er will doch bloß den Ausflug mit seiner Klasse genießen und MJ (Zendaya) näher kommen. Wie jeder Jugendliche eben auch. Das wird an vielen Stellen im Film deutlich. Und diese Menschlichkeit ist herausragend. Vor allem sie bleibt in Erinnerung, nicht die Action.

Die Qualität von Spider-Man: Far From Home wird durch die vielen Action-Szenen und die Superhelden-Geschichte selbstverständlich nicht gemindert. Es handelt sich schließlich immer noch um einen MCU-Film und genau das erwarten die Zuschauer.

Doch weil der Film mit Spaß und Menschlichkeit entlässt und mit diesen Zutaten hervorragend funktioniert, hätten die Macher ihre Fans durchaus überraschen können, indem sie Peter eine kleine Pause gegönnt hätten.

Was denkt ihr? Wäre Spider-Man auch ohne Superhelden-Geschichte ausgekommen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News