Taboo - Unser Recap zu Staffel 1, Folge 5

06.02.2017 - 09:40 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
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Die zweite Hälfte von Taboo ist angebrochen und kündigt ein explosives Finale an. Aus allen Richtungen strömt die Gewalt, die kaum länger unterdrückt werden kann.

In der 5. Episode von Taboo hätte so einiges explodieren können. James Delaney (Tom Hardy) und sein Schwager Thorne Geary (Jefferson Hall) stehen sich im Duell auf Leben und Tod gegenüber und wir können uns denken, wer auf jeden Fall nicht sterben wird. Damit verbunden ist die immer noch an der kurzen Leine gehaltene Zilpha (Oona Chaplin), die in ihrem Marterfeuerwerk entweder den Bruder oder den Ehemann verlieren könnte. Der East India Company gehen langsam die Ideen aus, James aus dem Weg zu räumen, was eigentlich auch nur zu irgendeiner radikalen Gewaltlösung führen kann. Und nicht zuletzt steht Cholmondeley (Tom Hollander), der wahrscheinlich perverseste Chemiker Englands, vor massenweise Salpeter und rührt Schießpulver an.

Aber: Nichts explodiert, auch wenn wieder einmal ordentlich geschlitzt und geschossen wird und sogar das ein oder andere Körperteil verloren geht. Dafür ist die Zündschnur nun gut zu sehen und führt (hoffentlich) direkt zu Zilpha, die jetzt wirklich genug mitgemacht hat. Nachdem sie von ihrem Bruder per Voodoo-Zauber und von ihrem Ehemann leibhaftig vergewaltigt wurde (und überhaupt von beiden konstant wie Scheiße behandelt wird), bekommt sie diese Woche aufgrund ihrer scheinbaren Trauer über James' vermeintliche Duell-Niederlage richtig Ärger mit ihrem Ehemann. Als der sie im Schlaf auch noch James' Namen sprechen hört, erweitert er die Liste ihrer ertragenen Grausamkeiten um eine Reihe von Faustschlägen ins Gesicht und, mal was Neues, einen Exorzismus.

Dieser Exorzismus ist wie erwartet der Höhepunkt ihrer unmenschlichen Behandlung, inklusive eines ekelhaften verschwitzten Priesters, der es ganz gut hinbekommt, seinen göttlichen Auftrag der Teufelsaustreibung mit ein bisschen Tittenfummeln in Einklang zu bringen. Es ist in jeder Hinsicht eine kaum zu ertragende Szene, die es aber trotzdem schafft, dem eigentlich schon in die cartoonhafte Boshaftigkeit abgerutschten Thorne ein kleines Stück Menschlichkeit abzugewinnen: Als der Priester fertig ist und gehen will, fragt er sichtlich verstört, ob er sie jetzt endlich losbinden könne. Er darf, später, und hofft wohl auf eine erfolgreich absolvierte Paartherapie, als sie wieder zu ihm ins Schlafzimmer kommt. Anstatt neu erlangter Liebe finden sich bei Zilpha jedoch Mordfantasien, die zwar vorerst aufs Eis gelegt worden sind, aber bestimmt nochmal aufgetaut werden können, zumal ihre traumartigen Kommentare aus dem Off ("Teach me. Guide Me.") womöglich eine telepathische Verbundenheit zu ihrem Bruder andeuten, der in solchen Situationen bekanntlich nicht so zimperlich ist.

Gewaltenthusiast James hatte diese Woche gleich mehrere Gelegenheiten, seine nicht mehr so ganz menschlichen Fähigkeiten zur Schau zu stellen und durfte dabei sogar Messer benutzen. Unklar ist, welches seiner Opfer mehr Glück gehabt hat. Klar, der unbekannte Verfolger wurde gleich an mehreren Körperstellen ordentlich zerstochen, aber er durfte zumindest ganz bleiben. Das kann ein Mitglied aus dem Salpeter-Heist leider nicht von sich behaupten. Als Delaney verkündet, dass er weiß (nicht vermutet, weiß), wer ihn verraten hat, lüftet er das Rätsel im selben Augenblick, trennt einen Daumen ab und macht allen anderen klar, dass ihnen ähnliche, wenn nicht schlimmere Schicksale drohen, falls sie einen Verrat in Betracht ziehen ("I am inside your heads, gentlemen. Always."). Damit dürfte er zumindest diesen Teil seiner Probleme in den Griff bekommen haben, was sich beileibe nicht über all seine Nöte sagen lässt.

Seine Daddy Issues, die hat er zum Beispiel nicht im Griff, sitzt stattdessen vor dem Kamin und verbrennt den Nachlass seines Vaters inklusive seitenweise ungelesener, laut Lorna (Jessie Buckley) wunderschöner Briefe und sogar selbstgemalter Bilder ("The oil in the paint is burning very nicely, thank you."). Verübeln kann man ihm das bei den Taten seines Vaters wohl nicht. Der kaufte Nootka Sound, bekam James' spätere Mutter im Deal obendrauf und ließ sie in die Klapse stecken, als sie sich nicht mehr seinem Willen beugen wollte. Worum genau es ihm bei dem Himmelfahrtskommando gegen die Krone und die East India geht, ist dennoch immer noch nicht ganz klar. Wie vor allem die 3. Episode bereits andeutete, will er wahrscheinlich zu seinem Land, seiner Vergangenheit zurückkehren, um mit sich selbst im Reinen zu sein. Oder sowas. Er könnte in der Zwischenzeit aber auch versuchen, ein bisschen besser als sein Vater zu sein.

Das kann man momentan wohl kaum behaupten. Seinen geheimen Sohn (der Verdacht, dass er ihn mit Zilpha gezeugt hat, besteht nach wie vor) stellt er kurzerhand Cholmondeley an die Seite, um das Schießpulver herzustellen, und hat nicht die geringsten Skrupel, den Vorgang durch die Zugabe von Chlorat um ein Vielfaches gefährlicher zu machen. Zugegeben, die Alternativen sehen nicht sehr viel besser aus, da ihm mittlerweile die Amerikaner, die Krone und die East India im Nacken sitzen. Dumbarton (Michael Kelly) hat unmissverständlich klargemacht, dass seine ganze Schießpulveraktion auffliegt, wenn er die Amerikaner nicht innerhalb von acht Tagen mit der Munition versorgen kann. Immerhin hat er es geschafft, die Krone und die East India gegeneinander auszuspielen, sodass zwischen den beiden Parteien ein kleiner Kalter Krieg ausbricht.

Die schlechteren Karten in diesem Krieg hat momentan noch die East India Company, die in dieser Episode hilflos wie noch nie aussieht ("We’ve screwed maharajahs. We’ve screwed moguls. This man is merely a London mongrel ... so come on! Ideas?!") und jetzt noch eine Ermittlung wegen des gesunkenen Sklavenschiffes am Hals hat. An dieser Stelle spart Taboo nicht an Kapitalismuskritik: Seit neun Jahren versucht George Chichester (Lucian Msamati) schon, die East India, die er für das Unglück verantwortlich hält, zur Rechenschaft zu ziehen. Die dringend benötigte Hilfe bekommt er aber erst, wenn die mächtigsten Handelsparteien persönlichen Nutzen darin sehen. Das ist erst jetzt der Fall, als der König konkretes Interesse daran hat, der East India zu schaden. Und genau das könnte Stuart Stranges (Jonathan Pryce) Reaktion zufolge auch passieren, sobald erstmal tiefer in den Machenschaften der Kompanie gewühlt wird. Dass die das jedoch auf sich sitzen lässt, ist ausgeschlossen.

"Have you never bought a soul for beads?"

Notizen am Rande:

  • Lornas Motive sind vielleicht immer noch nicht ganz klar, ihre Tränen beim Anblick James', der die Briefe seines Vaters verbrennt, waren echt. Langsam fällt es schwer, ihr ein aufrichtiges Interesse an der Familie abzusprechen.
  • Es sieht so aus, als würde Taboo doch über das Format einer Miniserie hinausgehen: Showrunner Steven Knight hat verraten , dass mindestens (!) noch zwei weitere Staffeln in Planung sind.
  • Man kann über Thorne sagen, was man will, aber seine Kartoffel-vs-Champagner-Metapher für das Leben war sehr schön.

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