Eine der teuersten türkischen Produktionen überhaupt – Tal der Wölfe – Palästina – wollte sich nach seinem inländischen Erfolg auch im internationalen Geschäft versuchen. Aufgrund des Vorwurfs des Antisemitismus wird der für den 27. Januar geplante Deutschlandstart allerdings vorerst nicht stattfinden. Nachdem die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) in Wiesbaden zunächst keine Jugendfreigabe erteilte, muss sich der Verleih Para Films noch gedulden und auf eine Entscheidung in zweiter Instanz hoffen. Das vorläufige Urteil bedeutet, dass für den Film keinerlei Werbung gemacht werden darf. Da somit auch Ankündigungsplakate oder Anzeigen in Zeitschriften wegfallen, macht ein Kinostart wenig Sinn. Tal der Wölfe – Palästina muss sich allerlei Kritik gefallen lassen, zumal der 27. Januar der Internationalen Tag des Holocaust-Gedenkens ist und somit der geplante Kinostart vermehrt als Provokation wahr genommen wird. Auch ein Kinostart in Österreich steht noch in den Sternen. Die Produktionsfirma setzte sich zum Ziel, den Film in 80 Ländern zu vermarkten.
Tal der Wölfe – Palästina thematisiert den im Mai 2010 stattgefundenen Angriff der Israelis auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara. Die Gaza-Blockade sollte aufgelöst werden, wobei neun türkische Aktivisten starben. Als Hauptfigur des Films rächt sich ein türkischer Geheimagent (Necati Sasmaz) an den Verantwortlichen. Politisch definitiv inkorrekt, zumal sich die türkisch-israelischen Beziehungen seit dem Angriff deutlich verschlechtert haben. Der Bundesverband der Israelitischen Kultusgemeinden (IKG) in Österreich nannte Tal der Wölfe – Palästina eine “antisemitische Hetze” und den Start am Holocaust-Gedenktag “zynisch und geschmacklos”. In Deutschland protestierten Politiker der CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen gegen die Aufführung. So einig waren sich die vier größten deutschen Parteien wohl nie.
In der Türkei feierte die der Produktion zugrunde liegende Serie seit 2003 mit dem Originaltitel Kurtlar Vadisi über Jahre hinweg Erfolge. Mehrere Kinofilme, die die türkischen Kinokassen klingeln liessen, folgten. Dabei halten die Produzenten am Erfolgskonzept fest. Die Mischung aus Fiktion und realen Vorfällen in Verbindung mit nationalistischen Aussagen kommt in der Heimat an. “Wir sprechen Dinge an, die keiner hören will. So machen wir denen Angst, die schuldig sind”. Der Hauptdarsteller Necati Sasmaz steht hinter seiner Arbeit. Dass in vielen Teilen der Erde Frieden unter den Nationen eine Traumvorstellung ist, wissen wir. Produktionen wie Tal der Wölfe – Palästina verbessern die Situation nicht gerade. Im Gegenteil.