The Politician - Netflix verschmilzt House of Cards mit Glee

27.09.2019 - 19:00 UhrVor 4 Jahren aktualisiert
The Politician
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The Politician ist die erste Netflix-Serie der Macher von Glee und American Horror Story. Ob sich die Teenie-Politsatire mit Ben Platt und Jessica Lange lohnt, erfahrt ihr im Seriencheck.

Die Erwartungen an The Politician könnten nicht höher sein - immerhin steht Netflix' Ruf auf dem Spiel. Denn das Projekt der kreativen Köpfe hinter Glee, American Horror Story und Pose ist der Beginn einer Reihe von Serien und Filmen des TV-Tausendsassas Ryan Murphy, der von Netflix für 300 Millionen Dollar angeworben wurde. Aber kann The Politician dem gerecht werden?

  • The Politician ist ein Best-of der Ryan Murphy-Serien - inklusive Jessica Lange - mit einer Prise Netflix.
  • Der spitzzüngige Humor von Serien wie Glee und Scream Queens wird hier vermischt mit politischem Vokabular und Intrigen à la House of Cards.
  • Der starke Cast kann leider nicht darüber hinwegtäuschen, dass The Politician nicht weiß, was es erzählen will.
  • So geht es nach Staffel 1 weiter mit The Politician

The Politician ist das witzigste Politdrama des Jahres

The Politician ist das House of Cards-Prequel, von dem wir nicht wussten, dass wir es brauchen. Hauptfigur Payton Hobart (Ben Platt) ist quasi ein junger Frank Underwood, ein kompromisslos selbstüberschätzter Overachiever, der keine moralischen Grenzen kennt, wenn es darum geht die politischen Ränkespiele zu gewinnen.

Mit skurrilen Figuren und poppiger Überzeichnung werden hier die Intrigen eines Wahlkampfes ins Highschool-Setting einer Netflix-Teenie-Serie verfrachtet. Wie schon Glee und noch mehr Scream Queens lebt auch The Politician von seinen überzeichneten Figuren und scheut sich nicht vor großen dramaturgischen Gesten wie verhängnisvollen Romanzen, Skandalen, Entführungen oder gar Mordkomplotten.

The Politician: Kampf um den Wähler

Es macht einfach Spaß den über-ehrgeizigen Teens dabei zuzusehen, wie sie politische Analysen und Umfragen auf ihre Mitschülerschaft anwenden. Den satirischen Höhepunkt erreicht The Politician hierbei in der Episode The Voter, in der der typische unentschiedene Wähler als pubertärer Faulenzer Elliott, der mehr ans Wichsen als seine politische Haltung denkt, in den Fokus gerückt wird. Bei keiner Serienepisode musste ich dieses Jahr so viel lachen.

Wer zudem in diesem Jahr das Serien-Highlight The Act geschaut hat, kann sich bei einem wichtigen (und schockierenden) Handlungsstrang um das krebskranke Mädchen Infinity Jackson (Zoey Deutch) und ihre überfürsorgliche Großmutter Dusty Rose (Jessica Lange) auf eine Quasi-Parodie freuen.

Bei all dem überzeichneten Politik-Wahnsinn vergisst The Politician aber nicht, dass hinter den Karikaturen auch echte Teenager mit echten Problemen stecken, sodass uns einige Male das Lachen im Halse stecken bleibt, wenn die Stimmung plötzlich kippt.

The Politician lebt von seiner Besetzung

The Politician versammelt einige bekannte Namen aus dem Ryan Murphy-Verse wie zum Beispiel Gwyneth Paltrow (Glee), Jessica Lange (American Horror Story, Feud) und Dylan McDermott.

Aber gerade bei den Jungdarstellern spielt Murphy seine Stärken aus und versammelt ein talentiertes und äußerst diverses wie inklusives Ensemble, das The Politician zu einer der wichtigsten Jugendserien des Jahres macht, in der Queerness das Normalste der Welt ist.

Emotionale Momente gibt es in The Politician zuhauf

Besonders Ben Platt trägt die Serie durch die Mischung seines Comedy-Talents und seiner herzzerreißenden Emotions-Koloratur. Besonders in der zweiten Hälfte der Staffel kullern die Tränen nicht nur über sein Gesicht. Ach ja, und singen darf er auch das eine oder andere Mal und so für weitere Gänsehautmomente sorgen.

Wie schon in American Horror Story ist der eigentliche Star aber Jessica Lange, die in jeder Szene ihre Kollegen an die Wand spielt - mit der Zigarette in der einen und dem Schnapsglas in der anderen Hand. Niemand verkörpert manipulative Unterschichten-Diven so gekonnt wie Lange.

The Politician steckt in der Identitätskrise

Der 1. Staffel von The Politician kommen die vielen Parallelen zu anderen Ryan Murphy-Serien aber leider nicht zugute. So weiß die Serien zu Beginn nicht wirklich, was sie eigentlich sein will und steckt wie die jungen Figuren in einer Identitätskrise.

Spitzzüngige Teeniekomödie, politische Satire oder doch ein wenig Musical? The Politician will vieles sein, kann sich aber nicht auf eine Richtung festlegen. Charaktere kommen und gehen und manche begonnene Storylines werden plötzlich wieder verworfen.

The Politician ist eine Reise ins Ungewisse

Achtung, leichte Spoiler: Die ursprüngliche Prämisse von politischen Machtkämpfen an der Highschool wird sogar nach sechs Episoden schon wieder über Bord geworfen. Vielleicht sind die tonalen Schwankungen aber auch genau das, worum es in The Politician gehen soll. Auch Politiker hängen gerne mal ihr Fähnchen in den Wind.

So perfekt man als junger Schulabsolvent auch sein Leben vorgeplant hat, am Ende kommt es doch alles ganz anders. Das Leben verläuft nicht nach Plan. Symbolisch dafür steht Payton, der als eiskalter Manipulator beginnt und im Verlauf der Serie seine eigene Menschlichkeit, seine Fehler und das Scheitern überhaupt kennenlernen und akzeptieren muss.

Am Ende steht die Lektion, die fast alle von Ryan Murphys Serien durchzieht: So tief wir im Leben auch fallen mögen, wir dürfen nie aufhören zu träumen. Der große Hit wie American Crime Story oder Pose ist The Politician aber dennoch nicht.

Die 1. Staffel von The Politician umfasst acht Episoden, die am 27. September 2019 bei Netflix veröffentlicht wurden. Als Grundlage für diesen Seriencheck diente die komplette 1. Staffel.

Werdet ihr The Politician auf Netflix schauen?

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