1.) Beschreibe Filmmusik in einem Wort!
tragfähig
2.) Wer ist dein liebster Filmmusik-Komponist?
Puh. Nicht Hans Zimmer oder seine Adjutanten. Quatsch! In die engere Auswahl würden Danny Elfman, Jerry Goldsmith, Angelo Badalamenti und Ennio Morricone gelangen. Ich glaube aber, dass ich John Williams als eindeutigen Favoriten habe. Er verlieh meiner Kindheit, diesem Süßkram aus Begehrlich- und Vergänglichkeiten, Träumen und Zeitreisen, eine Identität, Charakter, Intuition. Seine melodischen Hochstimmungen lassen erahnen, wie ich mich damals inmitten von E.T., Indy und den Skywalkers gefühlt haben mag: nämlich geborgen. Konträr zu anderen maschinelleren Komponisten und musikalischen Leitbildern, bei denen der Eskapismus die Leinwand zu sprengen droht und der Film uns auffordert, in ihn zu springen, flüstert uns Williams leise ins Ohr. Vor der Leinwand ist es auch schön. Draußen. Bei den Sternen. Verbunden durch ein kosmisches Band. Zusammen.
3.) Hörst du gerne Filmmusik, egal ob Score oder OST (ohne den Film dabei zu gucken)?
Natürlich. Oft gewinne ich angesichts dieses "isolierteren" Hörens eine neue Perspektive auf das Stück und/oder die Stücke, indem ich mir die Musik in konzentrierter Ruhe anhöre. Beispielsweise liebe ich den Action-Score von John Powell zu Das Bourne Ultimatum, insbesondere "Tangiers". Er ist Dauergast in meiner spontanen Playlist, komplementiert in seiner fiebrigen Nervosität das ebenso diffizil montierte Schnittgewitter. Auf die vielen kleinen Nuancen stößt man allerdings erst, wenn man sich Powells Arbeit gesondert zuwendet. Das trifft im Übrigen auch auf Goldsmiths Action-Kompositionen zu (Rambo II - Der Auftrag).
4.) Welcher Film fällt dir spontan ein, der nur mit Filmmusik funktioniert?
Magnolia, würde ich sagen. Daher der Header. Wie mehrere Schichten verschieden arrangierte Blütenblätter legt sich die Musik intradiegetisch, angeführt vom sentimentalen Zauber Aimee Manns, über verschieden arrangierte Bilder und Szenen. Der Film funktioniert aus diesem Grund vortrefflich als Oper, als Arie, die im Rhythmus ihrer nachtwandlerisch angesteuerten Texturen das "Erzählen" obsolet macht. "Erzählen", das ist bei Paul Thomas Anderson "erfühlen". Über Milieus, Strukturen,... hm... (Blütenblätter-)Schichten... hinweg.
5.) Bei Spartacus habe ich Lust auf mehr Stücke von Alex North bekommen.
6.) Bei welcher Szene könntest du niemals auf die Filmmusik verzichten?
Ich könnte populäre Beispiele nennen, möchte mich jedoch auf Dario Argento beschränken. Dessen Hauptwerk ist ohne Goblin gar nicht mehr denkbar. Angetan hat es mir dahingehend eine One-Take-Verfolgungssequenz aus Tenebrae, in der Goblins elektronischer Beat die präzise Choreografie der außerweltlichen Kamera entscheidend in etwas Weltmännisches verwandelt, eine Blutfontäne vorbereitend. Seht selbst:
7.) Hast du einen Lieblings-Film-Score?
Weiß nicht. Ein einziger klanglicher Moment hat mich für immer geprägt. Zwei wollen sterben, einer muss leben. Großstadt, das Flugzeug erhebt sich, die Sonne geht auf, Hand auf Hand. Guten Morgen. Gott hat sich bewegt.
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Danke dafür an Absurda.!