Twin Peaks - Was könnte das Ende der 3. Staffel bedeuten?

07.09.2017 - 20:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Twin Peaks - MIKE und ein verdutzter Agent CooperShowtime
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Getreu den ersten beiden Staffeln gibt auch das Finale der 3. Staffel von Twin Peaks den Zuschauern jede Menge Fragen auf. Wir stellen zusammen, welche Antworten es geben könnte.

Im Laufe ihrer 18 Folgen konfrontierte die 3. Staffel von Twin Peaks die Zuschauer regelmäßig mit allerlei Merkwürdigkeiten im Hinblick auf Charaktere, Zeitabläufe, Dimensionen und so einiges mehr. Die 18. Episode endete wiederum mit einem Cliffhanger, der das Vorangegangene noch einmal mühelos in den Schatten stellte:

Agent Cooper klingelt mit einer Frau namens Carrie Page im Schlepptau, die er für Laura Palmer hält, an der Tür von Lauras Elternhaus in Twin Peaks. Es öffnet allerdings nicht wie erwartet Lauras Mutter Sarah, sondern eine gänzlich andere Frau, die ebenso wie ihr Ehemann noch nie von einer Sarah Palmer gehört haben will. Nach dieser Begegnung fragt ein entgeisterter Cooper schließlich, welches Jahr es sei. Aus dem Haus ruft eine Stimme nach Laura, und Coopers Begleiterin stößt mit Schreckensmiene einen markerschütternden Schrei aus, wie es eigentlich nur Laura Palmer vermag, dann geht das Licht aus.

Auch wenn wir euch im Folgenden einige Erklärungsansätze für diese Szene präsentieren, sollten wir dabei immer im Hinterkopf behalten, dass Twin Peaks-Mitschöpfer David Lynch sein Werk lieber für sich stehen lässt, und eine streng Sherlock Holmes-artig vorgehende Deduktion den Sinn des Ganzen auch komplett verfehlen kann. Entweder, weil die Bedeutung nur intuitiv verstanden werden kann, oder, weil Lynch und Ko-Autor Mark Frost absichtlich zahlreiche falsche Fährten legen bzw. unterschiedliche, die verschiedene Deutungsmöglichkeiten erlauben, welche aber nicht unbedingt miteinander kompatibel sein müssen. Interessant ist es natürlich trotzdem, zu schauen, welche Hinweise wie interpretiert werden können, um sich das Ende logisch zu erklären.

Agent Cooper und Carrie Page am Ende von Twin Peaks

Mehr als nur Lauras Tod geändert?

Die simpelste Erklärung dürfte die sein, dass bei Agent Coopers Versuch, Laura Palmer per Zeitreise vor dem Ermordetwerden zu retten, etwas schiefgegangen ist. In der dadurch veränderten Realität lebt sie als Carrie Page fernab von Twin Peaks, wenn auch nicht unbedingt zufrieden und glücklich, wie der erschossene Mann auf ihrem Sofa bezeugt. Allerdings bringt es nichts, sie einfach nach Twin Peaks zurückzuverfrachten, da sich noch mehr verändert zu haben scheint als nur die Tatsache, dass Laura Palmer nicht mehr tot ist.

Ein Traum?

Andererseits könnte es laut Vulture  auch sein, dass sich Cooper und Laura in einem von Laura erschaffenen Traum befinden. Als Laura schließlich hört, wie jemand (Sarah?) aus der wachen Welt nach ihr ruft, wird ihr klar, wer sie ist, und was sie zuvor Schreckliches geträumt hat, und sie erwacht.

Es könnte sich aber auch um einen Traum von Richard handeln. Als der vermeintliche Agent Cooper nach der mit Diane verbrachten Nacht allein im Motel erwacht, findet er einen Brief. In ihm schreibt eine Linda an einen Richard, sie würde ihn nicht mehr wiedererkennen (schon in der 1. Folge erwähnte der Feuerwehrmann Richard und Judy). Auch die Umgebung ist am Morgen anders als am Abend. Richard könnte sowohl Agent Cooper als auch Dougie als auch Mr. C als Alter Egos im Traum erschaffen haben, der nun ausgeträumt ist. Das würde erklären, warum er sich in der folgenden Szene im Diner wie eine Mischung aus allen drei Personen verhält: Hilfsbereit, aber auch ein bisschen gnadenlos, und gleichzeitig ein wenig traumwandlerisch.

Eine andere Dimension?

Einer Theorie von reddit-Nutzer drwzrd  zufolge findet das Ende der 3. Twin Peaks-Staffel in einer anderen Dimension statt. Cooper und Diane sind bei ihrer Autofahrt in diese Dimension gewechselt, die von Judy erschaffen wurde, der alten, extrem negativen Macht, von der Gordon Cole zuvor erzählt hatte. In ihr hält sie Laura Palmer gefangen, allerdings als Carrie Page. Auch das Diner, in dem Cooper Lauras Spur aufnimmt, heißt Judy. Schließlich wird Laura aber klar, dass es sich nur um eine künstlich erschaffene Realität handelt, und Judy beendet diese. Während des Abspanns sehen wir dann, wie Cooper wieder im Red Room ist, wohin ihn Judy erneut verfrachtet hat.

Wie Indie Wire  anmerkt, könnte mit dem Ende der 3. Staffel von Twin Peaks Judy, das Böse, zwar erneut triumphiert haben, Agent Cooper sich aber nicht geschlagen geben wollen, sondern erneut aus dem Red Room entkommen. Dafür, dass er einen neuen Anlauf startet, könnte auch das Unendlichkeitssymbol stehen, das Phillip Jeffries in Teekannenform in die Luft pustet, bevor er Cooper in die Vergangenheit schickt.

Eine andere Zeit?

Coopers Frage nach dem Jahr könnte auch darauf hindeuten, dass es beide in die Vergangenheit oder Zukunft verschlagen hat, in der Lauras Eltern noch nicht oder nicht mehr Eigentümer des Hauses sind. Aber warum wäre Laura dann ebenso wie Cooper optisch ungefähr 25 Jahre älter als bei ihrer Ermordung? Außerdem sieht die neue Besitzerin des Hauses nicht so aus, als stamme sie aus einer Jahrzehnte entfernten Vergangenheit oder Zukunft. Auch Phillip Jeffries fragte bei seiner Kurz-Rückkehr in Twin Peaks: Der Film, welches Jahr es sei.

Mrs. Tremond und Mrs. Chalfont?

Auffällig sind auch die Namen der gegenwärtigen bzw. vorigen Hausbesitzer, Tremond und Chalfont. Mrs. Chalfont lebte im Twin Peaks-Film mit ihrem Enkelsohn im Fat Trout Trailer Park, in der Serie als Mrs. Tremond in Twin Peaks. Sie hatte im Film Kontakt mit Wesen wie BOB. In der Serie brachte ihr Donna Essen auf Rädern, bei ihrem zweiten Besuch fand sie allerdings eine ganz andere Frau gleichen Namens vor, die von der ersten Version nichts wusste.

Kyle MacLachlan

Kyle MacLachlan hatte dem Hollywood Reporter gegenüber schließlich Folgendes zu seiner Sicht auf das Twin Peaks-Finale zu sagen:

Nun, gute Kunst stellt Fragen, weißt du? Sie gibt nicht immer Antworten. Ich denke, das ist es, was wir gerade erleben. Es ist nicht immer das bequemste oder befriedigendste Gefühl. Es fordert uns auch auf, zu überdenken, was wir gerade gesehen haben. So gehe ich da ran.

Was meint ihr, wie das Ende von Twin Peaks zu verstehen ist?

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