Der Hype war groß, als man ankündigte, der erste Superheldenfilm mit einer Frau in der Hauptrolle würde kommen. Jetzt läuft er endlich in den Kinos und...
...man stellt fest, es fühlt sich nicht anders an. Nur weil eine Frau die titelgebende Heldin ist, macht es noch lange keinen anderen Film daraus.
Kritiker in aller Welt (besonders in den USA) feiern Wonder Woman. 92% bei der renommierten Filmseite Rotten Tomatoes und 460 Mio. US-Dollar an den Kinokassen (Stand 16.06.17) sprechen für sich, könnte man meinen. Nun ja, Suicide Squad hatte auch am Box Office überrascht, war letztlich trotzdem kein guter Film.
Warum ist der Film also so beliebt?
Beginnen wir mit den positiven Punkten:
- Gal Gadot und Chris Pine machen ihre Sache ausgezeichnet und auch die Nebenrollen sind allesamt sehr gut herausgearbeitet worden.
- Die Musik von Rupert Gregson-Williams ist klasse und untermalt das Geschehen solide.
- Ein erfirschender Humor, was ungewöhnlich gut funktioniert für DC-Verhältnisse.
- Die Motive beinahe aller Figuren sind glaubwürdig und schlüssig hervorgebracht worden.
Was mir persönlich besonders gut gefallen hat - im Vergleich zu anderen Comicverfilmungen, in denen es manchmal fehlt - ist die Glaubwürdigkeit der Figuren. Sogar der Oberbösewicht hat eine in sich logische Erklärung für sein Handeln. Alle Figuren handeln verständnisvoll und nicht so, damit die Geschichte irgendwie weitererzählt werden kann. Charakterentwicklung findet in Wonder Woman also definitiv statt.
Die negativen Punkte:
- Die Effekte und Kampfszenen wirken stellenweise übertrieben und reißen den Zuschauer aus dem Geschehen. Denn man erkennt immer, ob das jetzt Gal Gadot oder eine Computerfigur ist.
- Die Herkunftsgeschichte Wonder Womans mag zwar unbekannt sein, man hätte sie dennoch stark kürzen können (Themyscira).
- Ganz schwaches und überflüssiges 3D!
Finaler Kampf erinnert stark an Man of Steel und Batman v Superman: Dawn of Justice.
- Der größte Kritikpunkt sind die 140 Minuten Lauflänge.
Beinahe zweieinhalb Stunden geht das Fantasy-Action-Spektakel und das unnötigerweise. Weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Der Endkampf ist langgezogen und auch die gesamte Szenerie auf der Insel wo Diana herkommt ist zu lang geraten. Zwanzig bis dreißig Minuten weniger hätten diesem Film sehr gut getan und hätten ihn flotter und kurzweiliger machen können.
Liebe besiegt den Krieg.
Das sind ihre, Dianas, Worte und sie klingen gar nicht mal so schlecht. Doch ist das wirklich möglich? Ihre Motivation und Gerechtigkeitssinn sind naiv, aber das ist schön und verlangt nicht tiefgründiger behandelt zu werden.
Interessant dagegen ist jedoch die Tatsachee, dass der Film verdammt stark Captain America - The First Avenger ähnelt. Der Film spielt in einem der zwei Weltkriege (er spielt nur im 1. weil man der Meinung war, es spielen zu viele Filme im 2.), es gibt einen Captain Steven (Trevor) und das Finale erinnert im Bezug auf einen bestimmten Charakter sehr an besagtem Marvel-Film.
Fazit:
Doch genug der negativen Worte. Wonder Woman macht mehr richtig als falsch und stellt einen sehenswerten Film da, von dem es mehr in diese Richtung geben könnte. Er ist wichtig, weil er stellenwerte Motive und starken Frauenfiguren eine Chance gibt, wie es bisher kein anderer Film vermochte. Das könnte auch einer der Gründe sein, weshalb die Kritiker die Verfilmung der ersten DC-Comic-Heldin überwiegend positiv aufnahmen.
DCs neuester Blockbuster ist erfrischend und das im Vergleich zur direkten Konkurrenz (Suicide Squad), aber auch anderen Comicverfilmungen. Neben Logan - The Wolverine ist Wonder Woman der zweite Versuch dieses Jahr Filme anders zu präsentieren und das mit Erfolg. Insofern ist Wonder Woman eine kleine, positive Überraschung in diesem Kinojahr.