Un prophète: Anhaltender Applaus

17.05.2009 - 12:15 Uhr
Tahar Rahim als Malik
UGC Distribution
Tahar Rahim als Malik
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Jacques Audiard scheint mit seinem neuen Film die Kritiker – wieder einmal – zu begeistern.

Jacques Audiard wollte eigentlich gar keine Filme machen. Glücklicherweise entschloss er sich in den 1980er Jahren doch noch für die Filmkunst. Denn mit jedem Film, den der Regisseur dreht, wird er erfolgreicher bei der Kritik.

Bereits sein Erstlingswerk Wenn Männer fallen gewann drei Césars, neben einer weiteren Nominierung. Seitdem geht es mit jedem seiner Filme ausnahmslos bergauf. Das Leben: Eine Lüge gewann ebenfalls drei Preise, diesmal neben neun weiteren Nominierungen. Tödliche Bekenntnisse zählte sieben Preise und 12 weitere Nominierungen. Ganze 17 Preise gewann sein vorletzter Film und wurde für zehn weitere nominiert. Ob der Regisseur diesen Aufwärtstrend mit seinem jüngsten Werk Ein Prophet halten kann?

Der Film handelt von dem jungen arabischen Analphabeten Malik El Djebena, der als 19-Jähriger zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt wird. Bei seiner Ankunft in der Haftanstalt scheint er schwächer als alle anderen. Von Anfang an steht er unter der Fuchtel einer Gruppe von korsischen Gefangenen, die im Gefängnis das Sagen haben. Der junge Mann lernt schnell und gewinnt das Vertrauen der Korsen – und macht sich im Geheimen seine eigenen Pläne. Hinter den Kulissen schmuggelt er Drogen aus dem Gefängnis in die Städte. Malik macht auch gemeinsame Sache mit einem anderen muslimischen Clan und gewinnt auch ihre Wertschätzung. Bis die beiden Clans in einen offenen Kampf ausbrechen…

Gestern lief der Film in Cannes und wurde mit anhaltendem Applaus belohnt:

“Audiard ist es gelungen, die 150 Minuten dieses Filmes mit einer durchgehenden Energie und Spannung aufzuladen, die Bewunderung verlangt. Seine Darsteller sind intensiv, der junge Tahar Rahim als Malik hat die rastlose Durchtriebenheit, welche Al Pacino in den Godfather-Filmen zur Schau trug, und Veteran Niels Arestrup hat als alternder korsischer Mafia-Capo die Präsenz, die Ruhe und das Gewicht eines Jean Gabin. Aber letztlich ist es vor allem Audiards Idee, den jungen Aufsteiger als Go-Between zwischen den (kriminellen) Kulturen zu zeigen welche diesen Film so faszinierend macht”, resümiert Michael Sennhauser auf seinem Blog.

Alex Billington von firstshowing.net gibt sich begeistert: “Obwohl der Film immense 150 Minuten lang ist und früh morgens lief, war ich gefesselt von Anfang bis Ende, nie rastlos. Von Tahar Rahims herausragender Darstellung über Alexandre Desplat s erstaunlicher Musik bis hin zu Stéphane Fontaines wundervoller Kamera, alles an Un Prophète ist außergewöhnlich.”

“Der Franzose drehte einen zweieinhalbstündigen Gefängnisfilm, der ganz anders ist als alle Gefängnisfilme, die man kennt”, meint Matthias Lerf in der Sonntagszeitung. “Audiard erzählt das wuchtig, aber doch zärtlich, er baut formale Spielereien ein, aber keine Mätzchen. ‘Die Hauptfigur ist für mich ein wenig ein Engel’, erklärt er den Titel Un prophète. Und man müsste ein schlechter Prophet sein, um diesen Film nicht unter den Preisträgern am nächsten Wochenende zu sehen.”

“Der Film mag einer der konventionelleren Filme des diesjährigen Wettbewerbs sein, aber gemessen am anhaltenden Applaus nach der Premiere in Cannes am Samstagmorgen war es auch einer der mehr zufriedenstellenden, meint Anthony Kaufman auf indiewire.com.

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