Horror bei Netflix: Auf den besten Schocker mussten wir am längsten warten

03.11.2020 - 15:10 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
His HouseNetflix
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Auf den letzten Drücker hat Netflix im Oktober mit His House doch noch einen Horrorfilm rausgehauen, der mich von der ersten bis zur letzten Minute gefesselt hat.

Der Oktober war frustrierend. Das liegt nicht nur an der allgemeinen Situation. Speziell meine Suche nach guten Horrorfilmen entpuppte sich als ernüchterndes Unterfangen. Dabei sah zu Beginn des Horrormonats alles recht vielversprechend aus. Sowohl Netflix als auch Amazon hatten ein stolzes Aufgebot an schaurigen Geschichten vorbereitet. Doch dann folgte eine Enttäuschung nach der anderen.

Mit His House liefert Netflix einen richtig starken Horrorfilm

Keiner der vier Blumhouse-Filme bei Amazon konnte mich überzeugen. Vampires vs. Bronx, die vielversprechende Kreuzung aus Attack the Block, Stranger Things und The Lost Boys, entpuppte sich bei Netflix als Flop. Am Freitag bin ich dann aber über His House gestolpert, der mich komplett gefesselt hat. Den besten Horrorfilm hat sich Netflix bis zum Schluss aufbewahrt.

His House entführt in eine kleine Wohnung am Stadtrand von London. Die sieht heruntergekommen aus, von ekligen Überbleibseln der Vormieter ganz zu schweigen. Für Bol (Sope Dirisu) und Rial (Wunmi Mosaku) bedeutet sie jedoch die ganze Welt. Als Flüchtlinge sind sie nach Großbritannien gekommen. Jetzt können sie sich endlich ein neues Leben aufbauen. Schon bald werden sie aber von einer bösen Macht heimgesucht.

Mehr Eindrücke zeigt der Trailer zu His House:

His House - Trailer (Deutsch) HD
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Irgendetwas ist Bol und Rial vom Sudan bis nach Großbritannien gefolgt und terrorisiert sie ununterbrochen. Wenn sie durch die Straßen ihres Viertels laufen, ist es da. Auch beim Besuch eines Einkaufszentrums, ist eine ungeheure Präsenz zu spüren. Vor allem versteckt sich das Böse in den Wänden ihrer Wohnung und erschüttert das Haus, das eigentlich zur neuen Heimat werden sollte, in seinen Grundfesten.

Auf Netflix erwachen die Geister der Vergangenheit

Bol und Rial können ihrer Vergangenheit nicht entkommen. Welche grausamen Dinge sie erlebt und womöglich selbst getan haben, verrät uns der Film vorerst nicht. Stattdessen macht er ihre Erfahrung durch filmische Mittel begreifbar: Das Genre des Horrorfilms verschmilzt eindrucksvoll wie aufwühlend mit dem Thema der Flucht, die im Fall von Bol und Rial kein Ende nehmen will.

Mit jedem Lichtschalter, der in His House umgelegt wird, offenbart sich ein weiterer Abgrund, ein weiteres Trauma und ein weiteres Loch in der Wand. Plötzlich greifen Hände durch die Tapete und unheimliche Gesichter kommen in der Dunkelheit zum Vorschein. Die Geister der Vergangenheit sind immer da und vermehren sich. Greifen können Bol und Rial die Eindringlinge in ihr neues Leben trotzdem nicht.

Selbst wenn Bol mit einem Hammer auf die Geister einschlägt, vermag er es nicht, dem Spuk ein Ende zu bereiten. Vielmehr reißt er die verwahrlosten Wände der Wohnung auf und damit auch die Wunden, die ihm und Rial zu schaffen machen. Die größte Stärke von His House ist es, den filmischen Raum zum Spiegel und zur Erweiterung der inneren Zerrissenheit seiner Figuren zu verwandeln.

His House

Am deutlichsten wird das in einer Szene, in der sich Bol zum Essen an den kleinen Tisch in der neuen Wohnung setzt, ehe sich die Kamera langsam zurückbewegt und das größere Bild enthüllt: Bol sitzt vor einer Ruine, die im endlosen Ozean versinkt, während sich der Himmel orange färbt. Ein apokalyptischer Anblick, der insbesondere das Talent von Regisseur und Drehbuchautor Remi Weekes aufzeigt.

His House ist eine doppelte Entdeckung auf Netflix

His House hat mir nicht nur als Horrorfilm, sondern auch als Spielfilmdebüt den Atem geraubt. Nur zwei Kurzfilme und eine Serienepisode standen in Remi Weekes' Filmographie, bevor er Anfang des Jahres sein jüngstes Werk beim Sundance Film Festival präsentierte. Trotzdem fühlt sich His House so stilsicher an, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als Horror mit Drama zu verschmelzen.

Meine Geduld hat sich damit am Ende ausgezahlt. Wo mich die anderen Horrorfilme bei Netflix und Amazon im Stich gelassen haben, bescherte mir His House 93 nervenaufreibende Minuten und einen Filmemacher, bei dem ich sehr gespannt bin, was er als Nächstes macht. Eine doppelte Entdeckung, zu der ich euch auch ermutigen will.

Habt ihr His House schon gesehen? Wie hat er euch gefallen?

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