Am 2. Juli 1990 kam im westlichen Australien Margot Robbie zur Welt. Das war vor genau 35 Jahren. Heute ist die charismatische Schauspielerin, die ihre Karriere in der Traditions-Soap Nachbarn begann, einer der größten Stars der Welt. Nicht zuletzt wegen ihres großen Erfolgs mit dem Barbie-Blockbuster von Greta Gerwig, der Robbie zur bestbezahlten Schauspielerin 2023 machte (laut Forbes ).
Vor der Kamera als Comic-Antiheldin, kontroverse Eiskunstläuferin oder fleischgewordene Puppenikone aufzutreten ist aber nur der halbe Job des heutigen Geburtstagskindes mit drei Oscar-Nominierungen auf dem Buckel. Seit 2014 leitet der Hollywood-Star mit dem sympathisch-unattraktiven Spitznamen "Maggot" ihre eigene Produktionsfirma LuckyChap Entertainment – und zwar mit einer Mission neben dem Geldverdienen.
Barbie-Star Margot Robbie interessiert sich für vielseitige Frauen und weibliche Nachwuchstalente
Ihren großen Durchbruch feierte Robbie 2013 mit einer Rolle in Martin Scorseses Böse-Buben-Börsenfilm The Wolf of Wall Street. Mit ihrer eigenen Produktionsfirma will sie den Haufen an Storys über komplizierte bis garstige Männer aber nicht noch größer machen. Stattdessen bietet sie komplexen Frauenfiguren und weiblichen Nachwuchstalenten eine wohlverdiente Bühne. Die Geschichten, die sie mit ihren ambitionierten Filmemacherinnen erzählt, sind aber weit entfernt vom einfach gestrickten Girlboss-Feminismus. Ihre Frauen dürfen mindestens genauso vielschichtig und kompliziert sein wie männliche Protagonisten aus The Wolf of Wall Street und Co.
Der erste von Margot Robbie und LuckyChap produzierte Film war I, Tonya von 2017. Ein Biopic über Eiskunstläuferin Tonya Harding, die 1994 in einen Angriff auf ihre Rivalin involviert gewesen sein soll. In der Titelrolle schlitterte Robbie selbst in einer durch die Bank weg gelobten Performance durchs Bild. Sie und Regisseur Craig Gillespie weigerten sich vehement, einfache Antworten zu liefen. Stattdessen ließen sie Raum für Ambivalenz, emotionale Komplexität und Empathie für die diffamierte Sportlerin.
Ein gigantisches Jahr für Robbie und LuckyChap war ausgerechnet das erste Pandemiejahr 2020. In diesem erschienen sowohl der DC-Girlgang-Film Birds of Prey mit der Produzentin in ihrer Paraderolle als Harley Quinn als auch das mehrfach ausgezeichnete Rachedrama Promising Young Woman mit Carey Mulligan. Das Skript von Emerald Fennell wurde sogar als bestes Originaldrehbuch bei den Oscars ausgezeichnet. Und es handelte sich um ihren Debütfilm als Regisseurin. Ein Risiko von Seiten der Produktionsfirma, das sich lohnte. Für Birds of Prey-Regisseurin Cathy Yan war der DC-Film derweil ihr erster großer Blockbuster abseits von Indie-Produktionen.
"Es passt definitiv zum Ethos unseres Unternehmens, unterschiedliche Geschichten zu erzählen, und wir unterlaufen gerne gesellschaftliche Erwartungen in Bezug auf Geschlechterrollen", meinte Robbie zum Start ihres überraschend brutalen Antiheldinnenfilms mit R-Rating (via Irish Independent ). "[...] und ich denke, wir tendieren natürlich zu Inhalten mit weiblichen Schwerpunkten, weil a) es daran mangelt und wir uns verpflichtet fühlen, die Statistiken in der Branche anzugreifen, aber b) genau darin liegt unser Interesse, und es gibt eine Marktlücke."
Margot Robbie schreibt auch Erfolgsgeschichten in Serie
Als ausführende Produzentin begleitet Robbie sogar verschiedene Serien, in denen sie selbst nicht zu sehen war. Allen voran die erfolgreichen Netflix-Formate Maid mit Margaret Qualley als alleinerziehende Mutter und zuletzt das diesjährige Sirens mit Milly Alcock und Meghann Fahy als entfremdete Schwestern aus unterschiedlichen Welten. Aber auch die weniger beachtete, schräge Hulu-Comedy Dollface mit Kat Dennings als Hot Mess mit Halluzinationen ging mit auf ihr Konto. Für Serienschöpferin Jordan Weiss ist Dollface übrigens das erste Projekt nach ihrem Abschluss an der Filmschule. Nachwuchsförderung wird also auch bei Serien der Marke Robbie großgeschrieben.
Im letzten Jahr überraschte Margot Robbie mit der Aussage, ihren Tätigkeitsbereich noch weiter ausweiten zu wollen. Gegenüber Deadline meinte sie zwar, dass sie sich vor allem als 24/7-Produzentin begreife – ein Job, von dem sie im Gegensatz zum Schauspiel keine Pause bekäme. Weiter sagte sie aber: "Ich möchte wirklich Regie führen. Das habe ich seit etwa sieben Jahren gewollt. Aber ich habe es immer als Privileg empfunden, nicht als Recht. Ich habe mich langsam an das Gefühl herangearbeitet, mir das Recht verdient zu haben, Regie zu führen, und ich glaube, ich komme diesem Gefühl jetzt näher."
Für welches Projekt Robbie erstmals auf dem Regiestuhl Platz nehmen wird, steht noch nicht fest. Worauf wir uns aber im nächsten Jahr freuen können, ist ein weiteres gemeinsames Projekt mit Promising Young Woman- und Saltburn-Regisseurin Emerald Fennell. Die inszeniert Emily Brontës Literaturklassiker Sturmhöhe unter dem Banner von LuckyChap Entertainment und mit Margot Robbie als Catherine. Ein filmisches Vorhaben, das nicht perfekter auf das Duo passen könnte.
Und natürlich hat Robbie als eifrige Produzentin viele andere Projekte von und mit vielen weiteren Film- und Serienmacherinnen in der Pipeline.