Von der Suppenküche zum Boxweltmeister

18.06.2014 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Rocky IV
MGM
Rocky IV
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Die Helden des Boxfilms sind Außenseiter. Sie fristen ein Dasein in düsteren Hallen und am Rande der Gesellschaft. Mit eiserner Disziplin arbeiten sie an sich selbst und nehmen ihr Schicksal in die eigenen Fäuste. Leben sie den Amerikanischen Traum?

Das Genre der Boxfilms nimmt unter den verschiedenen filmischen Sportarten eine besondere Rolle ein. Erstklassige Regisseure wie Alfred Hitchcock inszenierten Faustkämpfe und in der schauspielenden Zunft ist die Rolle eines Boxers oder einer Boxerin stets heiß begehrt. Die Liste der Darsteller, die sich bisher in den Ring wagten, liest sich wie ein Who is Who Hollywoods. Unter anderem streiften sich Denzel Washington, Sylvester Stallone, Russell Crowe, Michelle Rodriguez, Dennis Quaid, Mickey Rourke, Wesley Snipes, Willem Dafoe, Daniel Day-Lewis und Will Smith Boxhandschuhe über. Hilary Swank und Robert De Niro gewannen sogar Oscars für ihre athletischen Darbietungen. Boxfilme üben zweifelsohne eine große Faszination auf die Traumfabrik aus.

Der wilde Stier vs. der boxende Jesus
Genauso unterschiedlich wie die Darsteller, die sich vor der Kamera prügeln, sind auch die Spielarten innerhalb des Genres. Bei Wie ein wilder Stier steht die krankhafte Eifersucht des Protagonisten im Vordergrund, während in Ali neben der Persönlichkeit des titelgebenden Sportlers ein prägendes Kapitel der jüngeren amerikanischen Geschichte thematisiert wird. Boxing Jesus widerum bettet den Boxsport in ein komödiantisches und absurdes Fundament ein. Die Behauptung, die meisten Boxfilme sind lediglich durch die gezeigte Sportart miteinander verbunden, greift zu kurz. Eine Betrachtung der Helden bzw. ihrer Herkunft sowie des Weges, den sie dank des Boxens zurücklegen, ist dagegen vielversprechender.

Die Wurzeln der boxenden Helden
Eine Grundessenz des (amerikanischen) Boxfilms sind die Milieus, aus denen die Kampfsportler stammen. The Fighter beispielsweise siedelt seine Gechichte in einem trostlosen White-Trash-Umfeld an, das sich durch Drogenprobleme und familiäre Zerwürfnisse charakterisiert. Die Hauptfiguren der Boxfilme sind Außenseiter. Sie leben am Rande oder – wie in Hurricane und Triumph des Geistes – Ein Boxer in der Hölle – sogar isoliert von der Gesellschaft, fristen ein von Armut geprägtes Dasein und kommen mit schlecht bezahlten, prestigearmen Jobs (Million Dollar Baby) oder als Kleinkriminelle (Rage and Discipline) über die Runden.

Das Ticket zu Ruhm und Reichtum
In den düsteren Boxhallen gehen die Helden des Genres ihrer Leidenschaft nach. Sie schlagen unermüdlich auf die Boxsäcke ein, als wären diese für ihre missliche Situation verantwortlich. Boxbirnen werden rhythmisch bearbeitet, mit Sparringspartnern Jabs und Aufwärtshaken geübt, durch Seilspringen und ausgedehnte Jogging-Einheiten die Ausdauer trainiert. Die disziplinierte und kompromisslose Arbeit an sich selbst verspricht Ruhm, Geld und damit einen Ausweg. Das Ziel ist stets der nächste Kampf und der Sieg, welcher einen weiteren Schritt (in der Rangliste) nach oben bedeutet und den Traum von einem besseren Leben aufrecht erhält. Denn unmittelbar an den sportlichen Erfolg ist auch das Schicksal außerhalb des Rings gekoppelt. Ein Titelkampf wird als Chance wahrgenommen, die es zu ergreifen gilt, um die Vergangenheit und die momentane Situation abzustreifen. Der Einsatz dabei ist die eigene Gesundheit, der Gewinn ein Platz in der vermeintlichen Mitte der Gesellschaft.

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