Von einem der auszog, den Film zu lieben

03.02.2014 - 18:16 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Emil und die Detektive
Constantin
Emil und die Detektive
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Was ist grün, hat heute seinen ersten Tag in der Redaktion von moviepilot und stellt sich in diesem Artikel vor? Ein neuer und hoffentlich frischer Praktikant.

Vor nicht allzu langer Zeit wurde ein Weidenkörbchen an die moviepilotschen Gestade gespült. Drin lag ein kleiner, unerfahrener, aber arbeitsfähiger Student, der auf der Suche nach einem geeigneten Praktikum war. Die Redaktionsleitung zeigte sich gnädig und nahm den Suchenden wohlwollend auf. Denn wie das Leben so spielt, hatte der Neuankömmling zahlreiche Filme gesehen und das dringende Bedürfnis sich darüber auszutauschen. Woher der Fremdling kam, warum das Schicksal ihn ausgerechnet in die Arme von moviepilot brachte und warum zur Hölle er mit 23 noch in ein Weidenkörbchen passt, ist bisher unbekannt. Fakt ist, dass er heute seinen ersten Tag begeht und irgendwie davon wegkommen muss, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen. Es ist an der Zeit, die Sache aufzuklären.

Die Leute fragen mich immer, ob ich Tyler Durden kenne. Moment, ich fange ein bisschen früher an. Meine ersten filmischen Erinnerungen setzen sich aus Disney-Schnipseln und Kika-Sonntagsmärchen zusammen. Schnitt. Mein erstes Mal Kino hatte ich mit einer Neuverfilmung von Emil und den Detektiven. Das ist insofern ein schöner Zufall, als Emil damals, genau wie ich heute, allein ins große Berlin aufbrach. Allerdings hatte er deutlich mehr Bargeld dabei.

Meiner wachsenden und noch unschuldigen Liebe zum Film folgte eine traumatische Zäsur. Ich habe Dinos immer gemocht. Ich wollte sogar zur Einschulung einen Schulranzen mit Dinos drauf, aber meine Mutter versagte ihn mir mit der Begründung, dass ich den in vier Jahren schon wieder doof finden würde. Nachdem ich dann das erste Mal Jurassic Park gesehen hatte, war „doof“ für Dinos gar kein Ausdruck mehr. Ich hatte Angst, Angst vor Dinosauriern, Blut, Starkstrom, Tod, öffentlichen Toiletten und hätte ich es damals schon gekannt, wahrscheinlich auch vor Gentechnik. Diese Erfahrung hat mich für die Macht des Films sensibilisiert und obwohl ich danach cineastisch eher auf Zehenspitzen unterwegs war, ist die Neugier und das Interesse für dieses spezielle Medium stetig gewachsen. Schnitt.

Als ich zum ersten Mal in Berührung mit Filmen von Quentin Tarantino, Joel Coen und Ethan Coen, Darren Aronofsky oder David Fincher kam, begann ich Filme langsam anders zu sehen. Je mehr ich mich für einzelne Regisseure interessierte, desto mehr wollte ich wissen, was außerhalb des sichtbaren Bildausschnitts vor sich geht, wie ein Filmemacher eine eigene Handschrift, eine eigene Ästhetik entwickelt. Es war mir irgendwann zu wenig, mich bloß von Filmen berieseln zu lassen. Folglich entwickelte ich ein Bedürfnis dafür, mich gut mit Filmen auszukennen, mir Gesamtwerke von Regisseuren einzuverleiben und die Geschichte des Films zu verstehen. Ich war kurz davor, den Film als vielseitige, zauberhafte Kunstform zu begreifen, als ich anfing, in einer Videothek zu jobben. Aber wenn man den ganzen Tag hauptsächlich fäkalbasierte Komödien und Pornos über den Tresen schiebt, verliert man ein wenig den Glauben an das Gute im Film und im Menschen. Doch davon ließ ich mich nicht zu sehr beeinflussen und beschloss, Theater- und Medienwissenschaften zu studieren, denn der Studiengang Ins-Kino-Gehen muss erst noch erfunden werden. Vielleicht habe ich ihn auch einfach nicht gefunden.

Für die oben genannten Regisseure würde ich immer noch meine Hand ins Feuer legen, aber die Liste wurde mittlerweile natürlich durch einige große Namen erweitert. Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock, David Lynch, Andrei Tarkowski oder Ingmar Bergman sind einige davon. Generell mag ich heute Filme, die über sich selbst oder das Medium an sich nachdenken. Filme, die mit verschiedenen Kunst- und Darstellungsformen spielen und zwischen den Medien hin und her springen. Filme, die rätselhaft paradox sind und die Psyche des Menschen zu visualisieren versuchen, solche, die einfach nur eine gute Geschichte erzählen, oder die, die nur schön aussehen und aus denen man sich jeden Bildausschnitt einrahmen und an die Wand hängen könnte.

Sei nun also offiziell gegrüßt, liebe Community! Das war mein Vorspann für die Zeit bei moviepilot. Ich hoffe, der Hauptfilm gefällt euch und geht nach dem Abspann noch ein bisschen weiter. Meine erste Amtshandlung ist damit abgeschlossen und ich schließe mit den andächtigen Worten Jesse Pinkmans: „Yeah Bitch! Magnets!“

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