Warcraft ist eine gute Adaption, aber kein guter Auftakt

25.05.2016 - 12:05 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Warcraft: The Beginning
Universal Pictures
Warcraft: The Beginning
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Die Kritiker zerreißen Warcraft: The Beginning und ganz unrecht haben sie sicher nicht. Doch das wirkliche Problem des Films ist nicht die Handwerklichkeit, sondern das Versäumnis überhaupt einmal zu erklären, um was es in Warcraft eigentlich geht.

Dass Blizzard Entertainment sich irgendwann dann doch auf eine Verfilmung der Warcraft-Reihe einlassen wird, haben die CGI-Spatzen schon seit Jahren von den Dächern gepfiffen. Die aufwändigen Render-Trailer, die regelmäßig neue World of Warcraft-Erweiterungen angekündigten, wussten in ihrem cineastischen Bombast auch diejenigen zu überzeugen, die von Horde und Allianz keinen Schimmer hatten. Und eben diese packende Inszenierung und epische Breite schien für die große Leinwand wie geschaffen zu sein. Doch was wird eigentlich aus beeindruckenden Werbeclips, wenn man den David Bowie-Sohn und Warcraft-Fan Duncan Jones aus seinem SciFi-Chic reißt und ein Film-Imperium aufbauen lässt?

Ein unterhaltsamer Film – Nicht mehr und zum Glück nicht viel weniger

An Der Herr der Ringe oder Game of Thrones reicht das Warcraft-Debüt zwar zu keiner Zeit heran, dafür lässt der Film aber auch Verbrechen wie Schwerter des Königs - Dungeon Siege hinter sich. Warcraft: The Beginning gehört zu den passablen Fantasy-Abenteuern und zu den besseren Videospielverfilmungen, wobei letzteres natürlich keine große Kunst ist. Das größte Problem des Films ist aber nicht etwa die Durchschnittlichkeit, sondern die Tatsache, dass Warcraft: The Beginning dem Namen nach ein Auftakt für etwas Großes sein möchte, dabei aber auf voller Linie scheitert.

Lothar bleibt wie alle Protagonisten eher seelenlos

Der Verlauf des Films und das Wissen um die lange Geschichte der Fantasy-Reihe signalisieren deutlich, dass hier noch weitere Filme kommen, die auf dem Fundament des ersten Abenteuers fußen sollen. Doch Warcraft: The Beginning ist derart damit beschäftigt, die komplexe Welt unter einen Hut zu bekommen, dass für bleibende Eindrücke keine Zeit mehr bleibt. Jede Szene muss gigantisch sein, anders geht es nicht. Selbst mit Vorkenntnissen innerhalb der Reihe fühlt sich Warcraft: The Beginning nicht wie ein Beginn an, sondern als würde ich mit Die Rückkehr des Königs in die Herr der Ringe-Trilogie einsteigen wollen.

Duncan Jones, der nicht nur die Regie übernommen hat, sondern als ehemaliger Gildenleiter in World of Warcraft auch am Drehbuch mitschrieb, versäumt es, seine Version der Fantasy-Welt mit dem richtigen Tempo einzuführen. Dabei bietet sich die Story von Warcraft: Orcs & Humans, an die sich der Film orientiert, eigentlich wunderbar an, um in einem kleineren Rahmen die Grundzüge eines ganzen Universums zu erzählen. Anstatt sich aber zunächst an den Charakteren wie Lothar oder Durotan festzuhalten, präsentiert uns die Warcraft-Verfilmung bereits eine fertige Welt, in der unentwegt von Legenden und Traditionen die Rede ist, die keinerlei Schwere besitzen.

Jedem Anfang wohnen Massenschlachten inne

Die Invasion der Horde in Azeroth wäre mehr als genug gewesen, um die beiden Völker und ihren Konflikt einzuführen. Doch in der Suche nach dem Bombast aus den CGI-Trailern von Warlords of Draenor, The Burning Crusade und Co. wurden auch mehrere Elemente aus der jüngeren Warcraft-Geschichte eingewebt, die zwar beeindruckend inszeniert sind, jedoch den Auftakt der Filmreihe unnötig aufblasen. In Verbindung mit dem teils missglücktem Casting und der kaum vorhandenen Chemie zwischen den Schauspielern, die vor allem auf der Seite der Menschen deutlich wird, bleiben nach Filmende eigentlich nur die Kampfsequenzen in Erinnerung. Die Einzelschicksale der Hauptfiguren sind unmotiviert und verblassen hinter dem Schlachtengemälde.

Viele wichtige Orte werden nur im Vorbeigehen gezeigt

Für Neulinge, die Murlocs nicht sofort auf den ersten Blick erkennen, ist Warcraft: The Beginning nicht greifbar. Zu viele Orte, Personen, Fraktionen und Legenden werden im Minutentakt auf die Leinwand gezerrt und gleich danach wieder zurück in die Requisitenkiste gestopft. Die Motivationen der Protagonisten bleiben ungeklärt und zu keiner Zeit wird klar, warum es denn nun so schlimm sein soll, dass die Horde in Azeroth einfällt, wenn die Bewohner derart vergessenswert sind.

Fans der Warcraft-Reihe, die schon seit Jahren mit dem Finger auf das lokale Kino zeigen und laut "WANN??!!" brüllen, haben mit dem Film sicherlich etwas mehr Spaß. Die Kostüme sind detailliert nachgebildet, die zweistündige Laufzeit quillt vor Anspielungen über und die Action ist eben packend und beeindruckend. Was den Plot angeht, so müssen hier aber viele Oberflächlichkeiten und "Freiheiten" in Kauf genommen werden, damit wir vergessen können, wie unsäglich ernst sich Warcraft: The Beginning nimmt.

Freut ihr euch denn auf den Film?

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